Sportbischof Peters findet IOC-Entscheid zu Russland gut

"Sport darf nicht politisch instrumentalisiert werden"

Russische Sportler werden bei den bevorstehenden Winterspielen im Februar 2018 in Pyeongchang nur unter neutraler Flagge starten dürfen. Das hat das Internationale Olympische Komitee entschieden und verärgert damit die russische Politik.

IOC straft Russland wegen Dopingskandal  / © Pavel Golovkin (dpa)
IOC straft Russland wegen Dopingskandal / © Pavel Golovkin ( dpa )

KNA: Russlands Sportler dürfen wegen des Dopingskandals nur unter neutraler Flagge an den Olympischen Winterspielen teilnehmen. War das eine gute Entscheidung des IOC?

Jörg Michael Peters (Trierer Weihbischof und Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz): Es ist eine nachvollziehbare Entscheidung, wenngleich sie etwas halbherzig wirkt. Natürlich kann man fragen, ob aus ethischer Sicht eine Kollektivstrafe sinnvoll ist. Ein kompletter Ausschluss hätte auch all jene bestraft, die ihren Sport sauber und ehrlich betreiben. Daher ist es aus Sicht all der ehrlichen Sportlerinnen und Sportler eine gute Entscheidung.

KNA: Russland hat nachweislich ein staatliches Dopingsystem aufgebaut. Wie sauber ist der Leistungssport weltweit, vor allem in Deutschland?

Peters: Weder steht mir eine solche Bewertung zu, noch lässt sich diese Frage pauschal in wenigen Sätzen beantworten. Wir erleben immer wieder, dass einzelne Sportlerinnen und Sportler des Dopings überführt werden. Und wenn wir auf die Geschichte des Sports im eigenen Land schauen, begegnet uns dort auch systematisches Doping. Heute sind wir in Deutschland mit der NADA als Kontrollinstanz sicherlich sehr gut aufgestellt. Hinter der Frage nach dem Doping steht aber noch ein anderes Thema: Immer besteht die Gefahr, dass der Sport politisch instrumentalisiert wird - die Leistung von Athletinnen und Athleten zu steigern, um die Stärke eines Landes zu demonstrieren. Deshalb ist es mir immer wichtig zu betonen: Sport darf nicht politisch instrumentalisiert werden. Sport ist ein Wettkampf zwischen Athletinnen und Athleten und Teams und nicht ein Mittel, um Stärke und Macht zu demonstrieren.

KNA: Werden sich jene sauberen russischen Wintersportler, die nun unter neutraler Flagge starten dürfen, nicht als Sportler zweiter Klasse fühlen, wenn ihre Hymne nicht abgespielt und ihre Flagge nicht gezeigt wird?

Peters: Ich kann mir die Gefühlslage eines Sportlers, der unter neutraler Flagge startet, als eine gemischte vorstellen. Vielleicht aber wird doch bei den meisten die Freude über die Teilnahme überwiegen, ganz im Sinne des olympischen Ideals "Dabeisein ist alles".

Das Interview führte Michael Merten.


Quelle:
KNA