Ordensmann mit schwarz-gelber Seele zum Bundesligastart

"Glaube und Fußball lassen sich prima miteinander verbinden"

Für viele geht eine schwere Zeit zu Ende: Die neue Saison der Fußball-Bundesliga beginnt endlich wieder. Auch Pater Siegfried Modenbach geht gerne ins Stadion. Der Ordensmann hat eine schwarz-gelbe Seele.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Siegfried Modenbach / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Siegfried Modenbach / © Sabine Kleyboldt ( KNA )

An seinem Regal hängt ein Borussia-Dortmund-Kalender mit der Widmung "Für Siggi", daneben ein Foto von Papst Franziskus. "Das ist die Spannbreite meines Lebens", sagt Pater Siegfried Modenbach, BVB-Fan und Chef des Katholischen Forums Dortmund, der Citykirche in der Ruhrgebiet-Metropole. Die Liebe zum Volkssport Nummer eins ist dabei nur von Vorteil, meint der 55-Jährige mit der grauen Igelfrisur: "Glaube und Fußball lassen sich prima miteinander verbinden."

Beispiele hat der Pallottinerpater viele parat - auf dem Platz wie im Leben: Entschuldigt sich jemand nach einem "Foul"? Steht er zu einer "Schwalbe"? Ist er ein "Teamplayer" mit Sinn für Solidarität? "Alles zwischenmenschliche Werte", wo Fußball und Christentum einander befruchten, sagt Modenbach, der auch schon die legendären Fan-Gottesdienste in der BVB-Gründungskirche am Borsigplatz geleitet hat. Aber dass dabei für Siege der Schwarz-Gelben gebetet werde, sei "natürlich Kappes!", ereifert sich der aus dem hessischen Steinbach stammende Ordensmann. Schließlich käme Gott ja spätestens dann in Bedrängnis, wenn auch der Gegner für den Sieg bete.

"Der erinnert mich an mein Gelübde und meine Verbindung zu den Pallottinern"

Aus seinem persönlichen Credo macht Modenbach keinen Hehl: Das schmale Brillengestell und der dreieckige Ohrstecker sind schwarz-gelb. Das Armband in Regenbogenfarben stammt von der Dortmunder Aidshilfe, in deren Vorstand er mitarbeitet. Und den Ring in Kreuzform bekam er von seiner Mutter zum Ordenseintritt vor über 25 Jahren. "Der erinnert mich an mein Gelübde und meine Verbindung zu den Pallottinern", erklärt der Theologe und Sozialpädagoge, für den das Ordensleben auch ein Garant gegen die Einsamkeit vieler Priester ist.

Sofern er nicht im Forums-Gottesdienst samstags um 18.30 Uhr predigen muss, geht BVB-Mitglied Modenbach gerne ins Stadion – natürlich mit Trikot und Fanschal. "Hier erlebt man wirklich säkulare Gottesdienste." Die "Liturgie" sei durch die immer gleichen Abläufe geprägt: Der Aufruf der Mannschaftsaufstellung vor dem Spiel, in den das ganze Stadion einfällt, gleiche den Wechselgesängen in der Messe.

Das Hochhalten des Pokals erinnert ihn an den Kelch

Das gegenseitige Beglückwünschen nach einem Tor – fast wie beim Friedensgruß in der Kirche. Und das Hochhalten des Pokals erinnert an den Kelch, den der Priester im Gottesdienst in die Höhe hält."All dem kann man sich nicht entziehen", resümiert der Pater. "Da ist eine Stimmung, die einen mitreißt."

Aber auch vor den kritischen Seiten des Fußballs verschließt er nicht die Augen. Die Rekordablöse von 222 Millionen Euro für den brasilianischen Stürmerstar Neymar nennt der Geistliche dekadent. "Da hat wirklich der Gott des Geldes gesiegt", zitiert er Freiburgs Trainer Christian Streich. "Das macht den Fußball auf Dauer kaputt."

"Es gibt nur einen Gott"

Stoßgebete in Richtung Fußballgott seien ebenfalls müßig, meint Modenbach. "Es gibt nur einen Gott: der, zu dem wir Christen oder die anderen monotheistischen Religionen beten." Das sei ein und derselbe Gott. "Aber die Rede vom Fußballgott ist so ähnlich wie vom Wettergott: blödsinnig." Dass nicht wenige Profis mit bestimmten Gesten ihren Glauben bekennen, kann Modenbach nachvollziehen. "Der Glaube ist für manchen eine innere Kraftquelle, um in dem harten Geschäft Fußball bestehen zu können."

Er selbst hat auch schon BVB-Spieler als Seelsorger begleitet - wen, bleibt sein Geheimnis. Das Katholische Forum stehe allen "Menschen auf der Suche" offen, erklärt der Priester, der es bei den Themen Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene, Segen für homosexuelle Paare und Zölibat nicht mit der klassischen Kirchenmeinung hält. "Wir haben die Möglichkeit, über den kirchlichen Tellerrand hinauszuschauen", sagt er über die Arbeit der 4 Haupt- und über 100 Ehrenamtlichen im Forum.

Seit fast zehn Jahren leitet Modenbach die Citykirche. Voraussichtlich 2019 wird er eine neue Aufgabe übernehmen: Auf Initiative des Erzbistums Paderborn soll er gemeinsam mit einem Mitbruder am sauerländischen Wallfahrtsort Kohlhagen ein Geistliches Zentrum aufbauen. „Eine schöne Herausforderung“ nennt der Pater das. Den BVB wird er dann aus der Ferne verehren.


Quelle:
KNA