Katholischer Sportverband: Rio sollte mehr sein als kommerzielles Spektakel

Gegen Erfolg auf Kosten anderer

Der katholische Sportverband DJK betont, dass der Kampf um Erfolge bei den Olympischen Spielen nicht per se schlecht ist. Nur Erfolg sollte nie auf Kosten anderer entstehen, sagt Volker Lemken vom DJK Köln.

Erfolgsfüße von Usain Bolt  / © Yoan Valat (dpa)
Erfolgsfüße von Usain Bolt / © Yoan Valat ( dpa )

domradio.de: Die Olympischen Spiele sind überschattet von Diskussionen über systematisches Doping, eigentlich ist dieser Kampf um Leistung und Erfolg doch überhaupt nichts für Christen?

Volker Lemken (Geschäftsführer des katholischen DJK- Sportbundes in Köln): Man könnte sagen, Erfolg ist keiner der Namen Gottes, aber es auf diese Prämisse zu reduzieren, hieße, Christenmenschen grundsätzlich Leistungsbereitschaft abzusprechen. Dem ist natürlich nicht so. Auch Menschen, die an Gott glauben, möchten erfolgreich sein, in dem was sie tun. Es ist nur die Frage, wie man Erfolg definiert. Erfolg für sich selber oder auf Kosten anderer, das sind die Fragen, um die es auch natürlich im Sport geht.

domradio.de: Sind denn Stoßgebete vor dem Startschuss erlaubt?

Lemken: Warum nicht? Auch ein Stoßgebet vor dem Startschuss wird nicht den Sieg verhindern, es wird ihn im besten Falle noch befördern, weil das Selbstvertrauen, das Gottvertrauen damit auch gestärkt wird und die Prinzipien, die wir für Rio mit unseren Partnern gemeinsam entwickelt haben, nämlich: Hoffnung, Fairness, Nachhaltigkeit, Leistung und Friede. Sie dürfen durchaus im Leben eines Sportlers Platz finden und wie wir an der Kampagne sehen, die wir mit gestalten dürfen, ist es schon so, dass sich auch Spitzensportler für diese Werte einsetzen.

domradio.de: Sie haben damit die Kampagne "Rio bewegt uns" schon angesprochen, was steckt für Sie dahinter?

Lemken: Da steckt dahinter, dass der Sport nicht alleine kommerzialisiert gesehen und gehandelt werden darf. Er ist leider Gottes in vielen Fällen auf dem "besten Wege" das zu tun. Wir möchten deutlich machen, dass es um mehr geht, als um Gold-, Silber- und Bronzemedaillen, weil ja im Grunde genommen heute schon der zweite Platz ein Verlierer ist. Genau da möchten wir mit unserer grundsätzlichen Idee als DJK-Sportverband, aber auch mit der Kampagne "Rio bewegt uns" ein Stück weit entgegen wirken. Die Menschen, die dort leben, wo Olympia stattfindet oder wo Weltmeisterschaften stattfinden, haben natürlich ein Leben über diese Wochen des Sportereignisses hinaus.

Das Sportereignis und die Region, in der es stattfindet, stehen im Fokus und kurz danach spricht niemand mehr darüber. Die Menschen haben im Grunde genommen Nachteile dadurch, dass so ein Sportereignis stattfindet und darauf möchten wir hinweisen, dass diese Nachteile nicht über Gebühr stattfinden und vor allen Dingen ein Ausgleich gefunden wird für diese Nachteile, die große Sportereignisse gerade in Ländern, die nicht auf dem gleichen Niveau wie Westeuropa sind, mit sich bringen. Es geht um die kleinen Akzente, die man setzen kann, dass ins Bewusstsein kommt, dass Rio mehr ist als ein zum Teil kommerzielles Spektakel.

domradio.de: Für viele ist das Tolle am Sport, dass er einen ganz ans Jetzt und Hier bindet - über Grenzen, Ideologien verbindet. Stört Kirche da nicht? Wenn man sagt, diese Glaubensgrundfeste spielen überhaupt keine Rolle?

Lemken: Für uns spielen sie auf jeden Fall eine Rolle, weil die Art und Weise, wie wir in der DJK Sport treiben und auch Sport vermitteln wollen, natürlich von dem Grundsatz geprägt ist, dies nachhaltig zu tun. Das heißt für seinen gesamten Körper und nicht nur für den Muskelaufbau, es zu betreiben, also in der Vielfalt aller Dimensionen Sport zu betreiben und Sport nicht nur im Sinne von Leistungsbezug und Leistungssport, sondern auch im Sinne von Bewegung zu sehen. Das heißt mit diesen Prinzipien treten wir an und die können wir nie zu Lasten anderer ausleben. Wir können auch nie Sport und Bewegung machen und dafür begeistern, indem wir sagen: Hauptsache Du gewinnst, ganz egal wie. Genau das tun wir nicht! Deswegen sind unsere Sport- und Bewegungsangebote auch präventiv ausgerichtet und unterliegen dem Grundsatz der Fairness und stellen die Leistung ein Stück weit hinten an, was dazu führt, dass die DJK-Sportvereine in vielen Fällen nicht in der Leistungsspitze zu finden sind.

domradio.de: Wo ist der Glaube denn bei Ihnen im Sport ein Thema?

Lemken: Natürlich ist der Glaube ein Thema, nicht in der Weise, dass wir sagen, ihr müsst morgens den Sonntagsgottesdienst besuchen, sondern wir sagen, dass wir den Altar auf den Sportplatz bringen. Unsere größeren Sportveranstaltungen gibt es natürlich in Verbindung mit einer Heiligen Messe. Im Idealfall machen wir das auf dem Sportplatz, weil wir finden, Sport und Glaube sind keine Gegensätze. Der Glaube darf natürlich dort stattfinden, wo Sport und Bewegung ihren Platz haben. Insofern ist Sport und Bewegung eine Querschnittsaufgabe, die sich durch die gesamten Bereiche, der Pastoral zieht. Da können Sie bei der Kindergartenpastoral, bei der Jugendpastoral bis hin zur Alten- und Seniorenpastoral weitergehen: Sport und Bewegung kommen überall vor und lassen sich wunderbar in die Pastoral einfügen.

Das Interview führte Christoph Paul Hartmann.


Quelle:
DR