Wie Pfarrer Gereon Alter die Welt mit seinem Rad erkundet

"Kampf und Kontemplation"

Irland, Mexiko, Himalaya: Mit seinem Fahrrad ist Pfarrer Gereon Alter in der ganzen Welt unterwegs - eine Tour aus Leidenschaft und geistiger Einkehr.

Pfarrer Gereon Alter auf seiner Mexiko-Tour / © Pfarrer Gereon Alter (privat)
Pfarrer Gereon Alter auf seiner Mexiko-Tour / © Pfarrer Gereon Alter ( privat )

Es war ein ganz normaler norwegischer Sommertag. Pfarrer Gereon Alter schleppt sein Rad, bepackt mit feuerroten Taschen durch den Tiefschnee. An diesem Tag schafft er "nur" 10 Kilometer. "Ich war von morgens neun bis abends um acht unterwegs. Das war ein fürchterlicher Kampf", erinnert er sich. Er selber nennt die Tour ein "himmlisches Erlebnis". "Am Ende war ich unendlich glücklich, es geschafft zu haben", weiß er noch. Der katholische Pfarrer lebt seit seiner Kindheit eine große Leidenschaft: Das Radfahren.

Seit drei Jahrzehnten schnappt sich der mittlerweile fast 50-Jährige in seiner Freizeit immer wieder seinen Drahtesel und radelt los. Als 13-Jähiger hat er mit Zwei-Tagestouren angefangen. In den 80ern hat er die Mosel erkundet, das Sauerland, Island, Irland und die flache Niederlande. Doch die Touren, die bei 145 Kilometer anfingen, steigerte er bereits in zehn Jahren auf 1.570 Kilometer. Und auch bei Europa sollte es nicht bleiben. Himalaya, Madagaskar, Sri Lanka, Marokko, Thailand, Oman, USA, Kroatien, Jordanien, Mexiko - mittelweile zählt Pfarrer Alter über 40 Länder, in denen er in der Welt unterwegs gewesen ist. "Es ist wie ein Virus, das ist meine Art Urlaub zu machen, mich zu erholen und Neues zu entdecken."

Der Reiz der Kontraste

Saftig grüne Monsun-Wälder, glasklare Luft, keine Zivilisation, Land, Meer oder Wüste. Gereon Alter reizen die kontrastreichen Landschaften, die Unterschiede von Kilometer zu Kilometer. Seine ambitionierteste Tour, wie er selber sagt, war bisher die Tour durch Asien. "Mit dem Fahrrad durch den Himalaya: Einer der ganz großen Träume meines Radlerlebens. Im September 2014 wurde er wahr", schreibt der Hobby-Radler auf seinem Online-Blog "Radweh". Seine Bilder dokumentieren, wie er sich zwischen den schneebedeckten Bergen und den teilweise rauen Landschaften mit seinem Fahrrad und in voller Sport-Montur vorankämpft.

In kurzer Radlerhose und Trikot erkennt man nicht direkt seine eigentliche Berufung als Pfarrer. Der gebürtige Gelsenkirchener, der direkt nach dem Abitur Theologie studiert hat und dadurch auch in Innsbruck und in Rom im "Germanicum", dem renommierten Jesuitenkolleg, und an der Päpstlichen Universität Gregoriana lernte, kam in den 90ern zurück in seine Heimat – das Ruhrgebiet. Seit Oktober 2011 leitet er die Essener Großpfarrei St. Josef Ruhrhalbinsel. Und auch hier lässt ihn das Rad nicht los. Er schenkt seinen Gemeindemitgliedern "Atempausen". Mit den Katholiken aus der Gemeinde fährt er 20-Kilometer-Touren. Ziel ist immer eine Kapelle, in der sie gemeinsam eine Abschluss-Andacht feiern.

Christliche Komponenten des Radfahrens

Aber auch das Radfahren an sich hat für den Pfarrer christliche Komponenten: "Kampf und Kontemplation" fasst er seine Leidenschaft zusammen. Die Radtouren, die er unternimmt, sie seien auf der einen Seite Kämpfe. "Ich will ja auch immer etwas erreichen", erklärt er. Und Kontemplation, das nichts anderes heißt als "konzentriertes Nachdenken oder geistige Versenkung", ist die andere Seite. "Das Radfahren hat für mich etwas meditatives. Ich bin für mich alleine." Er könne seinen Atem spüren und geistlich alles etwas sacken lassen. Er verrät, dass er sogar laut Psalme in die weite Wüste hinausgesungen habe. Und darauf freut er sich auch schon bei seiner nächsten Reise. Denn die geht im September in die USA nach Arizona und in die Wüste.


Quelle:
DR