Sr. Katharina tippt auf 3:0 für Deutschland gegen Nordirland

Vor dem Konventsfernseher in Olpe

"Jetzt muss der Sturm zeigen, dass er es nicht verlernt hat", sagt Schwester Katharina vor dem letzten Vorrundenspiel der deutschen Nationalelf in Paris. Zweifel, dass die Stürmer liefern, hat sie aber überhaupt nicht.

Sr. Katharina / © privat
Sr. Katharina / © privat

domradio.de: Bevor wir über das Spiel um 18 Uhr sprechen, lassen Sie uns noch mal zurückschauen. Gestern haben die Russen  0:3 haushoch gegen Wales verloren. Ich hab mit meinem Tipp völlig danebengelegen. Aber war das nicht eine seltsame Szene, als der Kapitän ausgewechselt wurde und keiner die russische Binde haben wollte?

Schwester Katharina Hartleib (Franziskaner-Konvent in Olpe): Das fand ich mehr als seltsam. Ich fand das schon erschreckend. Ich hatte ja im Verlauf der anderen Spiele mitbekommen, dass da so einiges läuft zwischen Russland und der russischen Mannschaft, die ganze Hooliganszene. Und das Ganze in Vorbereitung der WM 2018 in Russland! Man hat förmlich die Angst der Spieler gespürt, die Angst der Spieler, auf dem Platz als Kapitän Verantwortung zu übernehmen. Der Einwechselspieler lief damit rum wie: Wer möchte die gerne haben? Total erschreckend.

domradio.de: Am Ende hat der Torwart die Kapitänsbinde genommen. Glauben Sie, dass es dabei bleibt, dass Russland WM-Gastgeber ist?

Sr. Katharina: Ich nehme es mal an. Man kann ja nicht so ein großes Turnier kurzfristig irgendwo anders hinverlegen, aber man merkt, das muss ich mal ehrlich sagen, unter Diktaturen ist es anders. Das merkt man dieser Mannschaft an und das beeindruckt mich sehr negativ.

domradio.de: Wir sind von der WM noch weit entfernt. Das Achtelfinale für Deutschland ist dagegen nah. Allerdings sollten sie noch ein bisschen was zeigen bis dahin. So richtig top haben wir die Jungs bislang nicht gesehen, oder?

Sr. Katharina: Das sehe ich auch so. Im ersten Spiel war das ja ein bisschen erschütternd, obwohl sie dann gewonnen haben. Im zweiten Spiel war ja dann die Verteidigung schon richtig gut, dadurch dass Mats Hummels immer besser wurde im Laufe des Spieles und Jérôme Boateng Weltklasse ist. Jetzt muss halt der Sturm noch zeigen, dass er es nicht verlernt hat oder besser gesagt, dass sie die Abstimmung untereinander wieder hinkriegen.

domradio.de: Der Bundestrainer kränkelt ein bisschen, aber ansonsten erleben wir Jogi Löw bislang tiefenentspannt. Woher nimmt er diese Ruhe?

Sr. Katharina: Ich denke, er hat einmal geschafft, was man ihm vorher immer vorgehalten hat, nämlich er hat geschafft, einen großen Titel zu gewinnen. Mit dieser Sicherheit damals nach dem WM-Titel hat er gesagt: wir werden jeden Morgen mit einem Lächeln im Gesicht aufwachen. Mit dieser Sicherheit kann er noch tiefenentspannt sein, weil er weiß, es geht. Diese taktischen Fehler, die er bei den Aufstellungen 2012 gemacht hat oder auch 2010, die passieren ihm nicht mehr.

domradio.de: Sagen wir mal, Deutschland würde im Viertelfinale rausfliegen, was natürlich niemand hofft, aber glauben Sie dann würde er seinen Rücktritt auch nicht anbieten?

Sr. Katharina: Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dann zurücktritt, weil er ja mal gesagt hat, das eine ist ein Titelgewinn, das andere ist Titelverteidigen und dass ihn das viel zu viel reizt.

domradio.de: Ich orientiere mich an Ihrem Tipp, habe ich mir vorgenommen. Sie sagen 3:0 gewinnt Deutschland gegen Nordirland heute. Woher nehmen Sie den Optimismus her?

Sr. Katharina: Von den Stürmern. Die ganze Angriffsreihe ist dermaßen kritisiert worden, dass sie jetzt natürlich total verärgert sind, aber auf der anderen Seite auch angestachelt sind, zu zeigen, dass sie es können. Ich glaube schon, dass die Nordiren eine Mannschaft mit unglaublich viel Herz sind, aber nicht so viel fußballerischem Können. Ich will ihnen das nicht absprechen, aber ich glaube schon, dass die deutschen Spieler, jeder einzelne, da besser ist. Von daher hoffe ich sehr, dass sie das alles jetzt zusammen nehmen und ganz konzentriert und sehr viel schneller als im Polenspiel vorankommen werden.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR