EKD-Kulturbeauftragter: Fußball hat große verbindende Kraft

Das letzte große rituelle Ereignis

Für den Kulturbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Johann Hinrich Claussen, hat Fußball große verbindende Kraft. Kirchen könnten etwas vom Fußball lernen.

Trainieren für die EM 2016  / © Srdjan Suki (dpa)
Trainieren für die EM 2016 / © Srdjan Suki ( dpa )

Der Kulturbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Johann Hinrich Claussen, ist skeptisch, ob durch die Fußball-Europameisterschaft politische Entwicklungen wie die Wiederbelebung der europäischen Idee angestoßen werden können. "Fußball ist Fußball", sagte Claussen am Freitag im Deutschlandfunk. Er glaube nicht, dass man Ereignisse wie die EM mit einer Strategie für solche Entwicklungen versehen könne.

Fußball habe eine große verbindende Kraft, fügte Claussen hinzu. "Die Selbstverständlichkeit, mit der in Deutschland alle möglichen Menschen Nationalspieler werden können, aufgrund ihrer Leistung und ihrer Charakterfestigkeit, zeigt doch, dass polarisierende Parolen, die Empörung hochtreiben, nicht das Deutschland repräsentieren, was wir uns eigentlich wünschen."

Letztes großes rituelles Ereignis

Nachdem nationale Ereignisse und Gottesdienste außer Weihnachten keine rituelle Funktion mehr hätten, sei Fußball das letzte große rituelle Ereignis in der Gesellschaft, sagte Claussen. Dazu gehöre das gemeinsame Hingehen, das gemeinsame Singen, das gemeinsame Mitleiden und Mitfreuen.

Kirchen könnten etwas vom Fußball lernen, erläuterte Claussen. Ein Freund habe ihm den Gang ins Stadion wie einen guten Kirchgang erklärt: "Wir machen das schon immer so. Wir machen das zusammen. Das gehört einfach dazu." Das sei zwar etwas ganz Unspektakuläres, aber das gemeinsame rituelle Begehen sei eine große verbindende Kraft.

 


Quelle:
epd