Spendenkampagne will benachteiligte Brasilianer unterstützen

Laufen für Rio

Wenn Olympia vorbei und die Presse abgezogen ist, sind die brasilianischen Umwelt- und Sozialprobleme schnell vergessen. Damit das nicht passiert, trommelt das Bündnis "Rio bewegt.Uns." um Aufmerksamkeit für Brasilien.

Autor/in:
Christina Rietz
Eröffnung der Kampagne "Rio bewegt Uns."  / © Axel Heimken (dpa)
Eröffnung der Kampagne "Rio bewegt Uns." / © Axel Heimken ( dpa )

Es ist mehr ein Kreischen als ein Laufen, als sich eine Horde von Kindern und Jugendlichen im Hamburger Schanzenpark in Bewegung setzt, um zwei Runden um den parkeigenen alten Wasserturm zu joggen. Sie tun das nicht, weil es eine lästige Pflichtübung ist, sie tun es freiwillig, weil der Lauf die bundesweite Olympia-Kampagne "Rio bewegt.Uns" eröffnet, deren Anliegen die Schüler mit ihren Füßen vorantreiben. Das Anliegen lautet: Aufmerksamkeit erregen und Spenden sammeln für die benachteiligten Brasilianer, auf die der Sport kein Schlaglicht wirft. Eröffnet wurde der Lauf von Hamburgs Erzbischof Stephan Heße.

Viele deutsche Jugend- und Erwachsenenverbände, Träger der Bildungsarbeit und kirchliche Einrichtungen haben sich bei "Rio bewegt.Uns" zusammengetan, um soziale Projekte rund um die Olympischen Spiele, die vom 5. bis 21. August 2016 in Rio de Janeiro stattfinden, mit brasilianischen Partnern zu verhandeln und zu fördern.

"Aufwachsen ohne Beschuss" ermöglichen

Bei einer Podiumsdiskussion um die Nachhaltigkeit der Olympischen Spiele, die im Anschluss an den Lauf im Hamburger Haus des Sports stattfand, erklärte der Sprecher des Zusammenschlusses, Stephan Jentgens, es gehe den Bündnispartnern darum, Kindern und Jugendlichen in den verschiedenen Projekten ein "Aufwachsen ohne Beschuss" zu ermöglichen. Das sei in den Favelas der Metropole oft nicht der Fall, denn dort bestimmten Banden- und Drogenkriminalität den Alltag.

Moderiert wurde die Diskussion von dem in Sachen sportliche Großveranstaltungen erfahrenen Moderator Gerhard Delling. Er betonte, dass es auch vor der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien 2014 Versprechen zur Verbesserung der sozialen Verhältnisse von verschiedenen Seiten gegeben habe, mit dem Ergebnis, dass nunmehr Stadien verfielen und Infrastruktur ungenutzt bleibe.

Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes, Michael Vesper, verwies darauf, dass sich die Sportstätten dieses Mal in nur einer Stadt befänden und es konkrete Umnutzungspläne für die Zeit nach den Spielen gebe. So solle das olympische Dorf etwa anschließend als Wohngebiet genutzt werden.

Sportler unterstützen Kampagne

Als Partnerin des Aktionsbündnisses war auch die Hockey-Nationalspielerin und Torfrau Yvonne Frank angereist - sie unterstützt die Rio-Kampagne und will im Spitzensport "kräftig Werbung dafür machen". Der Sport könne es in jedem Land der Welt ganz leicht schaffen, Werte wie Fairness und Disziplin zu stärken, betonte sie. Schon das mache sportliche Hilfsprojekte mit Kindern und Jugendlichen nachhaltig.

Weil die Kampagne die olympischen Werte vermitteln will, wurden im Haus des Sports auch zwei Wertevorbilder ausgezeichnet. Erzbischof Heße überreichte der Schauspielerin Eva Habermann und Walter Mahr vom Kolpingwerk Hamburg jeweils eine "Werte-Medaille" - fair in Brasilien produziert. Eva Habermann engagiert sich seit Jahren für "Restaveks", Kindersklaven in Haiti. Walter Mahr hat die Entwicklungspartnerschaft des Hamburger Kolpingverbands mit der "Kolping Society of Tansania" aufgebaut. Die "Medaille der Werte" soll in den kommenden Monaten noch an weitere Institutionen und Personen mit Vorbildcharakter in Deutschland und Brasilien verliehen werden.

Bei "Rio bewegt.Uns" kann jeder mitmachen, etwa indem er sich einen Sponsor sucht, der ihm für jeden zurückgelegten Laufkilometer einen Geldbetrag spendet. Auf der Website www.rio-bewegt-uns.de können die zurückgelegten Strecken dann in einer Karte eingetragen werden. Die Veranstalter hoffen, dass sich die Spendenstrecke bis August mindestens einmal über den Atlantik legen lässt. Den Anfang haben die Hamburger Schüler des Schanzenparks schon gemacht.


Quelle:
KNA