Zum Saisonfinale steht Caritas Fans des SC Paderborn zur Seite

"Lass mal ERSTKLASSIG bleiben"

Selten war das Finale in der Fußballbundesliga so spannend wie diesmal. Die Fans des SC Paderborn zittern dabei heute um den Klassenerhalt. Immer an ihrer Seite: Das Fanprojekt der Caritas, einziges seiner Art im Profifußball.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Plakat des Fanprojekts des SC Paderborn 07  (KNA)
Plakat des Fanprojekts des SC Paderborn 07 / ( KNA )

"Paderborn ist erstklassig" prangt seit einem Jahr an der Benteler-Arena, Hauptarbeitsplatz des Sportclub Paderborn 07, des nach eigenem Bekunden "krassesten Außenseiters" der Liga. Seit dem überraschenden Aufstieg des SCP am 11. Mai 2014 fiebern die Fans um den Klassenerhalt. Den jüngeren unter ihnen stehen Philip Krüger, Sozialarbeiter beim Fanprojekt Paderborn, und seine Kollegen als Ansprechpartner zur Seite - egal, in welchen Fragen und in welcher Liga. Eine Anlaufstelle für Fans gibt es praktisch bei allen deutschen Profi-Clubs. Doch nur in Paderborn wird sie von der Caritas getragen.

Fanprojekt hilft auch bei fußballfremden Problemen

"Bei uns können die Leute kickern, klönen oder Kaffee trinken", weist der 35-jährige Krüger auf einen Raum mit Sitzgruppe und Tischfußballspiel. An der Wand Fanschals, Plakate und das Emblem des SC Paderborn - alles in vereinskorrektem Schwarz und Blau. Hier, in der zentrumsnahen Kilianstraße, lädt das Fanprojekt zweimal die Woche zum offenen Treff für 16- bis 25-Jährige. Dabei können sich die Gäste auch mit Problemen an Krüger und seine hauptamtlichen Kollegen, die Sozialarbeiter Angelina Bracht und Leonard Overfeld, wenden. "Da geht es zum Beispiel um ein Stadionverbot, das sich jemand eingehandelt hat." Auch deshalb kommt regelmäßig ein Rechtsanwalt vorbei, erklärt Krüger. "Manchmal haben die Jugendlichen auch Probleme mit Freundin, Eltern oder Chef." Oft tun es hier schon Gespräche; mitunter stellt das Team Kontakt zu anderen Diensten der Caritas oder weiteren Beratungsstellen her, unterstützt bei Bewerbungen oder Briefen an Behörden.

Projekt unter katholischer Trägerschaft

Dass es sich beim Fanprojekt um eine Einrichtung in katholischer Trägerschaft handelt, verrät lediglich ein kleines rot-weißes Caritas-Signet am Fenster. Und im "Fancontainer" unter Block M der Paderborner Arena, der an Heimspieltagen geöffnet ist, gibt es auch nur SCP-Devotionalien. "Fußballstadien sind die größten Jugendclubs der Welt, da ist es sinnvoll, die Fans auch sozialpädagogisch zu begleiten", erläutert Krüger, warum die Caritas das 2012 gegründete Projekt betreibt. Mit Erfolg, betont Christian Just, Fanbeauftragter des SCP. Die Caritas-Kollegen leisteten eine wichtige Arbeit in guter und enger Abstimmung mit dem Verein.

Dazu gehört, dass das Team bei Heim- wie Auswärtsspielen mit in der Fankurve steht, sagt Projektleiter Krüger. Klar, dass die Emotionen beim Fußball schon mal übers Arenadach hinauswachsen. "Aber es ist nicht unser Auftrag, aus dem Fußballstadion einen friedvollen Ort zu machen", stellt er fest. Doch ist es laut dem Nationalen Konzept "Sport und Sicherheit" Aufgabe der Fanprojekte, Präventionsarbeit in den Bereichen Gewalt, Extremismus und Sucht zu leisten. Aber bei Gewaltszenen, egal von wem, lassen die Sozialarbeiter den Sicherheitskräften den Vortritt. Dennoch: Wenn die anderen ihren Fußball feiern, ist bei Krüger und seinen Kollegen erhöhte Aufmerksamkeit angesagt. "Man spürt, ob sich etwas zusammenbraut. Umso wichtiger ist es, einfach da zu sein."

Jahresbudget von 200.000 Euro

Möglich wird das durch ein Jahresbudget von knapp 200.000 Euro, finanziert von der Deutschen Fußball-Liga (DFL), dem Land Nordrhein-Westfalen, der Stadt und dem Kreis Paderborn. Damit werden auch die U-18-Fahrten zu Auswärtsspielen bezahlt, berichtet Krüger. Hier erhalten vor allem benachteiligte Jugendliche die Chance, in Begleitung von Sozialarbeitern für 20 Euro etwa zum FC Bayern zu fahren.

Ob diese Partie auch nächste Saison auf dem Spielplan steht und die Mannschaft den lässigen Twitter-Appell "Lass mal #ERSTKLASSIG bleiben" befolgt? "Der Aufstieg war 'ne Sensation, und der Klassenerhalt wäre es genauso", gibt sich Krüger nüchtern. Aber vielleicht kommt ja sogar noch Hilfe von oben: "Das Fußballstadion ist der Ort, an dem die meisten Stoßgebete gen Himmel geschickt werden", sagt der Caritas-Mitarbeiter. Aktuelles Anliegen der PCB-Fans: Paderborn muss Stuttgart besiegen, und der HSV darf gegen Schalke höchstens einen Punkt holen, dann winkt der rettende Relegationsplatz 16. Ob der liebe Gott diese Gebete erhört, wird die Welt am Samstag wissen.

 


Quelle:
KNA