237.886 Ankömmlinge erhielten vergangenes Jahr im offiziellen Pilgerbüro nahe der Kathedrale die begehrte Urkunde. Mehr Pilger wurden bislang nur 2010 registriert - einem sogenannten "Heiligen Jahr", in dem der Jakobustag am 25. Juli auf einen Sonntag fiel. Damals zählte das Pilgerbüro 272.412 Ankömmlinge. Voraussetzung für den Erhalt der Urkunde ist, dass die letzten 100 Kilometer bis Santiago zu Fuß, zu Pferd - oder alternativ die letzten 200 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt wurden. Als Nachweis gelten Stempel im Pilgerausweis aus den unterwegs aufgesuchten Herbergen, Kirchen, Kapellen und Klöstern. Eine Sonderregelung gilt für Rollstuhlfahrer. Prinzipiell greift auch für sie die 100-Kilometer-Regel - doch je nach persönlichen Umständen sind Ausnahmen zulässig.
Im abgelaufenen Jahr erhielten 98 Ankömmlinge im Rollstuhl, 1.520 Reiter, 25.325 Radler und 210.943 Wanderer das "Compostela"-Zertifikat. Der Geschlechteranteil lag bei 54 Prozent Männern und 46 Prozent Frauen. Den Löwenanteil unter den verschiedenen Pilgernationen stellen wie auch in den Vorjahren mit rund 48 Prozent die Spanier selbst. "Compostela"-Urkunden sind in Spanien nach wie vor ein beliebter Bestandteil von Bewerbungsunterlagen: Sie sollen Teamgeist, Beharrlichkeit und Belastbarkeit unterstreichen.
Mehr Italiener als Deutsche auf dem Jakobsweg
Unter den Ausländern liefen die Italiener (20.233) den Deutschen (16.333) den zweiten Rang ab. Mit der Verfilmung des Hape-Kerkeling-Bestsellers "Ich bin dann mal weg" in diesem Jahr und einer damit einhergehenden neuen Pilgerbegeisterung könnten die Deutschen diesen Trend jedoch bereits in den kommenden Monaten erneut umkehren. Auf den nachfolgenden Plätzen auswärtiger Pilgernationen rangierten Portugal (11.647), die USA (11.576), Frankreich (9.343), Irland (5.019), Großbritannien (4.394) und Südkorea (3.838). Daneben erreichen auch immer wieder wahre Pilger-Exoten Santiago, etwa aus Kenia, Nigeria, Malaysia, von den Philippinen oder den Fidschi-Inseln.
Unterteilt nach Berufsgruppen dominierte 2014 der Sektor der Angestellten (23 Prozent) vor Studenten (19 Prozent), Rentnern (12 Prozent) und Freiberuflern (12 Prozent). 2.189 Ankömmlinge bezeichneten sich als Künstler, 1.382 waren Priester und 1.104 Ordensfrauen; 155 gaben als Beruf "Sportler" an. Diese Zahlen spiegeln die unterschiedlichen Motive der Jakobspilger wider, die von tiefer Gläubigkeit über Sportgedanken bis hin zur persönlichen Auszeit und Selbstfindung reichen.
In die Statistik fließt nicht nur die Zahl der Pilger auf dem klassischen Hauptjakobsweg über Sarria ein, sondern auch jene Wanderer, die aus Portugal und aus dem südöstlichen Galicien auf Santiago zulaufen. Den Jakobsweg in Gegenrichtung pilgert heute kaum jemand mehr - zumal die charakteristischen gelben Pfeile einzig auf Santiago de Compostela hinleiten. Nach der Ankunft in der Stadt, in der die Gläubigen in der Kathedrale den Schrein des heiligen Apostels Jakobus verehren, geht es für die Pilger gewöhnlich per Flugzeug, Bus oder Bahn auf den Heimweg.
Größerer Boom nur im Mittelalter
Anders war die Situation im Mittelalter, als die Jakobusbewegung ihren ersten Höhepunkt erreichte und Santiago de Compostela mit Rom und Jerusalem zu den wichtigsten christlichen Wallfahrtszielen zählte. Zwar fehlt es an verlässlichen Nachweisen; einige Forscher sprechen jedoch von bis zu einer halben Million Pilger, die in manchen Jahren des Mittelalters auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen sein könnten - allerdings gleichzeitig auf der Hin- und Rückroute.
Angesichts dieser Zahlen und des gegenwärtigen Booms ist es kaum zu glauben, dass die Zahl der ausgegebenen Urkunden vor drei Jahrzehnten nicht im sechs-, sondern gerade mal im dreistelligen Bereich lag: 1984 erhielten 423 Pilger eine Pilgerurkunde.