Priester Nils Petrat schreibt über das Wagnis zu vertrauen

Ein Buch über Glauben trotz Krisen

Der Paderborner Dompastor Nils Petrat hat ein Buch geschrieben. Darin spricht er über die Kirche in Krisenzeiten und über das Vertrauen in den eigenen Glauben. Und er gibt den Leserinnen und Lesern auch konkrete Ratschläge an die Hand.

Autor/in:
Beate Laurenti
Symbolbild: Ein aufgeschlagenes Buch / © FabrikaSimf (shutterstock)
Symbolbild: Ein aufgeschlagenes Buch / © FabrikaSimf ( shutterstock )

Viele Kirchenaustritte, viele Missbrauchsvorwürfe, und immer noch viel Leid auf der Welt. Da scheint es schon fast provokant, ein Buch über die katholische Kirche und über den Glauben "Eine Sache des Vertrauens" zu nennen.

Und dennoch gehen für den Paderborner Dompastor und Studierendenpfarrer Nils Petrat Glauben und Vertrauen Hand in Hand. In seinem ersten Buch mit dem Untertitel "Mitten im Leben glauben" berichtet der 41-Jährige über ein Wagnis und eine sehr persönliche Angelegenheit.

Im "Motzmobil" zu sehen

Petrat ist seit 13 Jahren Priester, hat einen Youtube-Kanal und ist gelegentlich auf dem Privatsender Pro7 als Fahrer des sogenannten Motzmobils zu sehen - ein Taxi, in dem Menschen über ihre Sorgen reden. Sein Buch beginnt mit einem ernüchternden Faktencheck: Rund 273.000 Menschen traten 2019 aus der katholischen Kirche aus; auch im vergangenen Jahr waren es mehr als 200.000. Zudem vertrauen erschreckend wenige Bürgerinnen und Bürger in Deutschland der Kirche, wie Umfragen zeigen.

Unaufgeregt listet der Autor in den ersten drei Kapiteln Gründe auf, die seiner Meinung nach viele am Glauben hindern - darunter "Dauerbrenner-Themen wie Zölibat, Sexualmoral, Männerkirche oder Kirchensteuer". Auch ein "falsches" Bild von Gott, ein veraltetes Verständnis von der Bibel oder persönliche Enttäuschung machten Glauben und Vertrauen oft zu einer Herausforderung. "Enttäuscht von Gott zu sein ist ein harter Brocken, weil Enttäuschungen sich tief in uns festsetzen können und weil wir alle große Angst vor ihnen haben", schreibt Petrat. Diese Hindernisse könnten jedoch überwunden werden, zeigt er sich überzeugt.

Der Autor lädt dazu ein, "die Spannungen und die Unterschiede zwischen 'der' Kirche und dem persönlichen Glauben auszuhalten und einen gewissen Spagat zu wagen". Immer wieder zieht Petrat dabei Vergleiche zu einer partnerschaftlichen Beziehung. Er skizziert das Bild eines "Dates mit Gott" und empfiehlt, aufrichtiges Interesse am Gegenüber zu bekunden und auch dann an der Beziehung zu arbeiten, wenn der Alltag mit seinen Turbulenzen einsetzt.

Konkrete Ratschläge

Auf 191 Seiten gibt der Priester den Leserinnen und Lesern konkrete Ratschläge an die Hand, wie sie Vertrauen in Gott aufbauen und stärken können. Er empfiehlt vor allem die Lektüre der Bibel - ohne Druck und ohne Vorurteile. Im Buch der Bücher würden nicht nur existenzielle Sinnesfragen beantwortet, sondern auch Fragen gestellt.

"Jesus fragt nach. Er sucht den Kontakt, die Begegnung", erklärt Petrat. Fragen wie "Wen suchst du?" oder "Was willst du, dass ich dir tue?" zu beantworten, löse etwas in der Leserin und dem Leser aus.

"Religion ist nicht in erster Linie Moral oder eine bestimmte Lehre, sondern ein Weg der Suche", so der Autor.

Petrats Buch lebt von seiner Ehrlichkeit, den persönlichen Einblicken und der gut zu lesenden Sprache, wobei einige Stellen langatmig geraten sind. Wer sich für den Glauben interessiert, kann in "Eine Sache des Vertrauens" hilfreiche Erinnerungen und Ermutigungen finden, die eigene Beziehung zu Gott aufleben zu lassen. Menschen, die sich von der Kirche bereits abgewandt haben, wird der Dompastor aber eher nicht erreichen.


Quelle:
KNA
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