Schiffe retten hunderte Migranten

Demos in Deutschland

Private Seenotretter haben am Wochenende hunderte Bootsmigranten aus dem Mittelmeer nach Sizilien gebracht. In Deutschland demonstrierten am Samstag mehrere Tausend Menschen unter dem Motto "Seenotrettung ist #unverhandelbar".

Das private Rettungsschiff "Ocean Viking" der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée auf dem Mittelmeer / © Flavio Gasperini (dpa)
Das private Rettungsschiff "Ocean Viking" der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée auf dem Mittelmeer / © Flavio Gasperini ( dpa )

Am Sonntag legte das von der Organisation SOS Mediterranee betriebene Schiff "Ocean Viking" mit 549 aufgenommenen Menschen an Bord im Hafen von Pozzallo an. Die Ausschiffung sollte nach Angaben der Crew im Laufe des Tages beginnen. Zuvor hatte die "Ocean Viking" tagelang auf die Zuweisung eines sicheren Hafens gewartet. Die Versorgungslage gestaltete sich zunehmend schwierig. Nun sei die Erleichterung groß.

"Sea-Watch 3" rettet 257 Migranten

Bereits am Samstag war das deutsche Rettungsschiff "Sea-Watch 3" mit 257 Migranten im sizilianischen Trapani angekommen. Am Sonntagnachmittag war die Ausschiffung noch nicht abgeschlossen, wie der Betreiberverein mitteilte. "Alle Geretteten müssen so schnell wie möglich an Land gebracht und behandelt werden", forderte Sea-Watch via Twitter. Allerdings sollten sie vor dem Landgang einen Corona-Test absolvieren, hieß es.

Beide Schiffe hatten die Migranten in den vergangenen Tagen bei mehreren Einsätzen im Mittelmeer an Bord geholt. Viele Betroffene versuchen derzeit, von Afrika aus mit seeuntüchtigen Booten in die EU zu gelangen. Mehr als 1.000 Personen sind dabei laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr ertrunken.

Vorwürfe an Italien und die EU

Nello Musumeci, Präsident der Region Sizilien, warf sowohl der italienischen Regierung als auch der EU Versagen vor. Es komme zu immer mehr Anlandungen. Und niemand sei in der Lage, diesen "kriminellen Menschenhandel" zu unterbinden. Sizilien sei die südliche Grenze eines Kontinents, der lieber wegschaue, während die Verzweiflung in Afrika zunehme, so der Politiker.

Die Bootsmigranten hielten die Insel für ein Tor zu einem besseren Leben, was unter diesen Bedingungen niemals zutreffen könne. "Eines ist sicher", betonte Musumeci: "So kann es nicht weitergehen." Er forderte Ministerpräsident Mario Draghi auf, eine "klare Botschaft" nach Brüssel zu senden.

Demonstrationen für Seenotrettung

Ein breites Bündnis setzte sich am Samstag in über 15 deutschen Städten bei Demonstrationen für Seenotrettung ein. Dazu aufgerufen hatten unter anderem Sea-Watch, Seebrücke, Sea Eye, United4Rescue, Amnesty International, Oxfam, Ärzte ohne Grenzen und Pro Asyl.

Die Organisationen wiesen auf hin, dass allein in diesem Jahr bereits mehr als 1.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken seien. Zudem seien rund 14.000 Menschen von der libyschen Küstenwache zurück nach Libyen gebracht worden. Dort drohten Folter und Menschenrechtsverletzungen.

Mariella Hettich von der Seebrücke betonte: "Die europäischen Staaten müssen endlich die Festsetzung der zivilen Seenotrettungsschiffe beenden und ein europäisches Seenotrettungsprogramm etablieren!" Sie forderte von der Europäischen Union, die Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache sofort zu beenden und sich entschieden gegen Zurückweisungen zu stellen.


Quelle:
KNA