Kirche und Politik rufen zum Kampf gegen Kinderarbeit auf

Flucht und Corona verschärfen Situation

Zum Welttag gegen Kinderarbeit prangern Vertreter von Kirche und Politik die prekäre Lage vieler Mädchen und Jungen weltweit an. Sie lenken auch den Blick auf geflüchtete Kinder und die Corona-Krise, die die Situation verschärfe.

Autor/in:
Leticia Witte
Vertreter aus Kirche und Politik rufen auf zum Kampf gegen Kinderarbeit / © Vijay Pandey (dpa)
Vertreter aus Kirche und Politik rufen auf zum Kampf gegen Kinderarbeit / © Vijay Pandey ( dpa )

Zudem müsse bei der Fußball-Europameisterschaft auf fair produzierte Bälle und Trikots geachtet werden. So sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Freitag zum EM-Auftakt, künftig sollten für diese Produkte bei jeder Europa- oder Weltmeisterschaft soziale und ökologische Mindeststandards gelten. Kinderarbeit müsse "garantiert ausgeschlossen sein". Der Sport habe "eine unglaubliche Vorbildfunktion". Daher solle der Deutsche Fußball-Bund vorangehen und die EM 2024 zu einem fairen und nachhaltigen Turnier machen.

Lieferkettengesetz gegen Kinderarbeit

Gerade in Jahren einer EM oder WM würden bis zu 60 Millionen Fußbälle im Norden Pakistans hergestellt, erklärte Müller. "Viel zu oft sind die Eltern aus Armut gezwungen, auch ihre Kinder arbeiten zu lassen, um das Familien-Einkommen zu steigern." Das Lieferkettengesetz sei ein wichtiger Schritt gegen Kinderarbeit.

Wegen des Virus müssten Kinder und Jugendliche oftmals noch mehr schwere Arbeiten leisten, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bambergs Erzbischof Ludwig Schick. Etwa 1,6 Milliarden schulpflichtige Kinder in mehr als 190 Ländern seien von Schulschließungen in der Pandemie betroffen. Viele würden nicht wieder in die Schule zurückkehren. "Ihnen wird die Zukunft geraubt."

"Beitrag gegen Kinderarbeit und für Menschenrechte"

Mit Blick auf das Lieferkettengesetz sagte Schick: "Wenn für ein fair gehandeltes Produkt einige Euro mehr bezahlt werden, dann ist das ein aktiver Beitrag gegen Kinderarbeit und für Menschenrechte." Die Kinderrechte auf Spiel und Spaß, Schule und Bildung, auf Gesundheit und unbeeinträchtigte Entwicklung müssten weltweit geachtet werden. Der Bischof verwies darauf, dass die UN-Vollversammlung 2021 zum Jahr der Beendigung von Kinderarbeit erklärt habe. Wegen der aktuellen Krise drohten Erfolge zunichtegemacht zu werden.

Laut einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation und Unicef sind erstmals nach 20 Jahren die Zahlen bei Kinderarbeit wieder angestiegen. Nach der UN-Konvention über die Rechte des Kindes dürfen Mädchen und Jungen keine Arbeiten verrichten, die ihre Entwicklung behindern oder gefährlich sind.

Löhne der Eltern wichtiges Kriterium

Der Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", Dirk Bingener, betonte, dass Eltern existenzsichernde Löhne bräuchten. "Gute Chancen, dies zu bewirken, bestehen hierbei im Fairen Handel. Grundsätzlich braucht es jedoch Veränderungen im internationalen Handel."

Die Uno-Flüchtlingshilfe verwies darauf, dass viele geflüchtete Kinder arbeiten müssten. "Ihnen wird jede Chance auf Bildung und damit das Rüstzeug für eine bessere und selbstbestimmte Zukunft genommen", so Geschäftsführer Peter Ruhenstroth-Bauer. Wenn nicht gehandelt werde, stehe man "vor einer weiteren Generation verlorener Kinder". Unter den weltweit rund 80 Millionen Geflüchteten machten Kinder etwa 40 Prozent aus.


 

Gerd Müller / © Rainer Jensen (dpa)
Gerd Müller / © Rainer Jensen ( dpa )


 

Erzbischof Ludwig Schick / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Ludwig Schick / © Julia Steinbrecht ( KNA )


 

Pfarrer Dirk Bingener, missio-Präsident / © Julia Steinbrecht (KNA)
Pfarrer Dirk Bingener, missio-Präsident / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA
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