Wieder flächendeckender Präsenzunterricht in NRW

"Es ist Leben in der Schule"

Nach monatelangem Homeschooling und Wechselunterricht startet in den Schulen im Erzbistum Köln jetzt wieder der Präsenzunterricht. Schulleiter Benedikt Stratmann ist erleichtert. Die politischen Vorgaben dazu sieht er teilweise kritisch.

Schüler im Unterricht / © 4 PM production (shutterstock)
Schüler im Unterricht / © 4 PM production ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie mussten aufgrund der Corona-Regelungen mehrmals alles umorganisieren in den vergangenen Wochen. Wie viele graue Haare hat Sie das gekostet?

Benedikt Stratmann (Schulleiter des katholischen Sankt-Anna-Gymnasiums in Wuppertal-Elberfeld): Ich mag es gar nicht zählen. Der Aufwand war wirklich ganz erheblich. Wir haben inzwischen Verfahren, um diese Übergänge zu anderen Unterrichtsformen zu handeln. Aber es ist schon ein erheblicher Aufwand.

DOMRADIO.DE: Nach den Osterferien hat bei Ihnen Wechselunterricht stattgefunden. Dann waren die Schulen wieder zu. Und jetzt haben sich im Grunde die Ereignisse überschlagen. Haben Sie Ostern damit gerechnet, die Schulen noch vor dem Sommer wieder im Regelbetrieb öffnen zu können?

Stratmann: Wir haben es immer auf dem Zettel gehabt. Ob wir damit gerechnet haben - das würde ich jetzt fast bezweifeln. Es sah erst nach Wechselunterricht aus. Es ist auch gut, dass dieses Modell auf jeden Fall schon mal einsetzte. Dass das jetzt so schnell geht, haben wir tatsächlich nicht unbedingt erwartet.

DOMRADIO.DE: Kommen denn heute tatsächlich alle Klassen in voller Mannschaftsstärke zurück?

Stratmann: Alle sind heute da. Das ist ein wunderbares Gefühl. Das Gebäude ist wieder voll. Es ist Leben in der Schule. So soll das sein.

DOMRADIO.DE: Wird denn Sportunterricht wieder stattfinden können?

Stratmann: Ja, es finden alle Unterrichtsfächer statt. Sport ganz regulär. Wir haben ein Hygienekonzept. Die Turnhallen sind alle mit Luftaustausch-Anlagen ausgestattet. Das ist genehmigt und dementsprechend findet der Sportunterricht ganz regulär statt.

DOMRADIO.DE: Aus dem eigenen Umfeld weiß ich, dass jetzt die Klassen noch schnell und vor allem geballt Klassenarbeiten schreiben werden - bis zu drei in der Woche. Und die sollen auch ein bisschen leichter sein. Bei Ihnen genauso?

Stratmann: Ja, es ist genauso. Das ist ja eine politische Setzung. Das hat ja mit Pädagogik überhaupt nichts zu tun. Die Landesregierung hat ja sehr früh ausgerufen, dass eine normale Versetzung stattfinden soll, die auch auf schriftlichen Leistungen basiert. Über den Sinn oder Unsinn kann man sich jetzt viele Gedanken machen.

DOMRADIO.DE: Das klingt so, als wären Sie nicht so begeistert davon.

Stratmann: Nein, überhaupt nicht. Ich würde gerne Pädagogik machen. Ich bin froh, dass die Kinder wieder hier sind. Man merkt den Kindern auch teilweise an, dass in der Corona-Zeit einiges zu Bruch gegangen ist. Und dass wir jetzt jede Woche mindestens zwei Arbeiten schreiben müssen, nimmt uns natürlich wertvolle Zeit, mit den Kindern zu sprechen.

DOMRADIO.DE: Die Lehrkräfte sind jetzt geimpft, wenn sie denn wollen. Für Ihr Kollegium gibt es also keine Gefahr mehr, sich anzustecken. Jetzt gibt es ja die große Diskussion in Deutschland, ob Jugendliche unter 16 auch geimpft werden sollen. Wie sehen Sie das? Wird es einen großen Druck auf die Eltern geben, ihre Kinder zu impfen?

Stratmann: Das wird man sehen. Es sind ja nicht einmal die Menschen in der Impfpriorisierungsgruppe 3 geimpft. Das muss man jetzt gucken. Die Diskussion halte ich für sehr früh angesetzt. Die Anzahl der Impfstoff-Dosen, die zur Verfügung steht, ist ja noch gar nicht klar. Das ist aber ein Problem des Gesundheitsministeriums, wenn man so will.

Ich glaube nicht, dass ein großer Druck entstehen wird. Ich gehe davon aus, dass ganz viele freiwillig das Impfangebot annehmen werden. Bei uns sind alle Kolleginnen und Kollegen geimpft. Die haben es alle mitgemacht. Und ich glaube, dass das bei den Schülerinnen und Schülern auch weiterhin so sein wird.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR
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