Seelsorger wirbt für neue Formen des Zusammenlebens

Trennlinien wegen der Krise

Der Seelsorger Frank-Gerald Pajonk rechnet mit gesellschaftlichen Veränderungen durch die Corona-Pandemie. Ökonomisch und sozial werden manche viel verloren haben, sagte er und riet, mit dem Glauben Kraft zu finden.

Eine Mutter zieht sich und ihrem Kind eine Schutzmaske auf / © FamVeld (shutterstock)
Eine Mutter zieht sich und ihrem Kind eine Schutzmaske auf / © FamVeld ( shutterstock )

Frank-Gerald Pajonk, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Seelsorger, rechnet mit langfristigen gesellschaftlichen Veränderungen durch die Corona-Pandemie. "Ich glaube, wir werden das genauso annehmen müssen, wie es ist", sagte er am Donnerstag im Deutschlandfunk.

Das Leben aus dem Glauben heraus könne dabei helfen, neue Formen des Zusammenlebens zu entwickeln. Viele Menschen berichteten momentan, wie viel Kraft ihnen der Sonntagsgottesdienst in diesen Zeiten gebe, so Pajonk. Dort sähen sie vertraute Gesichter und hörten vertraute Botschaften.

Gestärkt und verwundet

Er empfehle zudem die Meditation, erklärte der frühere Benediktinermönch. Es gehe darum, immer wieder zu einer achtsamen Wahrnehmung zurückzukehren. Das sei "in der Pandemie - mit weiter unklarer zeitlicher Perspektive - ganz besonders vonnöten und hilfreich".

Die Gesellschaft werde wahrscheinlich sowohl gestärkt als auch verwundet aus der Situation herausgehen, fügte der Mediziner hinzu, der weiterhin als Diakon aktiv ist. Dies hänge davon ab, "in welcher Lebenssituation sich der einzelne Mensch befindet". Viele verlören derzeit Angehörige oder erkrankten für lange Zeit.

Trennlinie quer durch Familien

"Wir werden feststellen, dass manche Menschen ökonomisch unglaublich viel verloren haben oder sozial gravierende Rückschläge einstecken mussten", sagte Pajonk. Er hoffe jedoch, dass Menschen auch sehen würden, was ihnen alles gelungen und was gut geworden sei.

Er rechne mit einer "Trennschärfe zwischen den Menschen", deren Verlauf sich nicht genau vorhersehen lasse, so Pajonk. "Es wird diejenigen geben, die am Ende versöhnt und zufrieden darauf schauen, wie sie oder ihre Nachbarschaft oder die sie umgebende Gesellschaft das geschafft haben. Es wird allerdings auch diejenigen geben, die sich abwenden, sich isolieren und sehr verstärkt auf ihre eigenen Bedürfnisse schauen und eben egoistischer reagieren." Diese Trennlinie bestehe bereits jetzt, teils "quer durch Familien". 


Quelle:
KNA
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