Caritas verteilt medizinische Masken an Obdachlose

Alle Menschen gut schützen

Etwa 600.000 medizinische Masken will die Caritas an Obdachlose in Nordrhein-Westfalen verteilen. Bedürftige und Mitarbeitende in Einrichtungen sollen mit der Maskenspende den nötigen Schutz gegen das Coronavirus bekommen.

Obdachloser mit einem Mund-Nase-Schutz / © Amorn Suriyan (shutterstock)
Obdachloser mit einem Mund-Nase-Schutz / © Amorn Suriyan ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das fragwürdigste Masken-Modell, was ich gesehen habe, war eine grobmaschig gehäkelte Maske einer Bäckereifachverkäuferin. Dann doch lieber eine FFP2-Maskenpflicht und ein hoher Schutz. Aber das sehen Sie ein bisschen anders, oder?

Andres Sellner (Gefährdetenhilfe im Diözesan-Caritasverband des Erzbistums Köln): Ja, die Maskenpflicht und der Schutz sind schon gerechtfertigt, weil sie den besten Schutz bieten. Aber dieser Schutz muss dann auch für alle gelten, also auch für die Menschen, die sich solche Masken nicht leisten können. Die sind dann in der Not und fragen sich "Wo kriege ich jetzt diese Masken her?". Sie brauchen die gleiche Güte und Qualität, um entsprechend geschützt zu sein und auch andere Menschen zu schützen. Insofern sehe ich die Notwendigkeit, dass nicht von diesen Qualitätsstandards abgewichen wird.

DOMRADIO.DE: Diese FFP2-Masken gibt es im Internet für 50 oder 100 Stück, für wenige Euro. Im Vergleich, wenn man sie in der Apotheke kauft, kostet ein Stück um die 5 Euro. Jetzt haben sie im Moment 600.000 Masken vom Typ KFN-95 auf Lager. Die sind ähnlich wirksam, wie die FFP2-Masken und sie verteilen sie an Wohnungslose in ganz NRW. Das ist eine logistische Herausforderung. Wie machen Sie das?

Sellner: Das ist sozusagen mehr oder weniger vom Himmel gefallen, weil diese Masken noch bei den jeweiligen Bezirksregierungen in NRW in Depots liegen. Jetzt sollen sie gezielt ausgegeben werden, an wohnungslose Menschen in NRW, um sie nochmal besonders zu schützen. Aber auch die Mitarbeitenden in den Einrichtungen und Diensten bekommen welche, weil die weiter vor Ort präsent sind und genau diesen Schutz bedürfen, damit sie sich nicht gegenseitig anstecken oder Ansteckungen überhaupt mit in die Einrichtungen hineinbringen. Insofern müssen wir jetzt mal gucken.

Ich habe eine ziemlich lange Adressenliste über den Landschaftsverband bekommen, wo die Einrichtungen und Dienste in Nordrhein-Westfalen in den jeweiligen Regierungsbezirken sind. Und jetzt werden wir versuchen, so schnell wie möglich diese ganzen Masken vor Ort zu bringen.

DOMRADIO.DE: Manchmal wird man von den Ereignissen rechts und links überholt. Was machen Sie, wenn dann doch die Pflicht für FFP2-Masken kommen sollte? Kommen Sie dann schnell an neue Masken dran?

Sellner: Diese Masken, die da auf Halde liegen, beziehungsweise die wir jetzt bekommen, diese fast 600.000 N95-Masken. Die sind für einen medizinischen Infektionsschutz, der auch in medizinischen Einrichtungen zum Einsatz kommt und von dem Personal getragen wird. Die haben schon diese Qualität. Insofern müssen wir da nicht mehr nachrüsten.

DOMRADIO.DE: Fühlen Sie sich von der Politik denn ausreichend unterstützt?

Sellner: Da sind wir in einem guten Miteinander, der Sozialminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann, hat die Zielgruppe von Obdach- und Wohnungslosen seit vielen Monaten im Blick. Wir versuchen da immer gemeinsam für die Zeit der Corona-Beschränkungen den Menschen das Lebensnotwendige zur Verfügung zu stellen - auch was die Hygiene und den Hygieneschutz anbetrifft. Laumann stellt da enorme Geldmittel zur Verfügung, die wir als Caritas jetzt für die gesamte Wohnungslosenhilfe in NRW verteilt haben.

Im Rahmen der Winternothilfe und Kältehilfe, sind schon eine ganze Reihe an Masken verteilt worden. Jetzt kommt das noch hinzu. Wir stehen in einem guten Austausch und versuchen uns gegenseitig so gut wie möglich zu unterstützen, um so schnell wie möglich die bedarfsgerechten Hilfen für diese Menschen in einer wirklich existentiellen Not zur Verfügung zu stellen.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Andreas Sellner / © Melanie Trimborn (DR)
Andreas Sellner / © Melanie Trimborn ( DR )
Quelle:
DR