Am Sonntag ist der Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag

Planen oder doch lieber erst mal warten?

Auf anderen jungen Jahren ruhen große Hoffnungen. 2021 herrscht eher Katerstimmung. Ein eigener Gedenktag lädt dazu ein, die Neujahrsvorsätze noch einmal zu überprüfen.

Autor/in:
Andreas Öhler und Paula Konersmann
Kalender für das Jahr 2021 / © Jacob_09 (shutterstock)
Kalender für das Jahr 2021 / © Jacob_09 ( shutterstock )

Traditionell wünschen sich viele Menschen zum Jahreswechsel eine Veränderung - und fassen gute Vorsätze, um mit Schwung in den Januar zu starten. Den bremst Corona in diesen Tagen ganz schön aus: Fitnessstudios sind geschlossen, mehr Zeit für Familie und Freunde kann man sich höchstens virtuell nehmen, und der Verzicht auf Schokolade oder Alkohol fällt umso schwerer, wenn ohnehin so vieles verboten ist.

Lohnt es sich unter solchen Ausnahmebedingungen überhaupt, Pläne zu schmieden? Oder ist es besser, erst einmal alles auf sich zukommen zu lassen? Mit dem Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag gibt es am Sonntag einen eigenen Gedenktag, der dazu einlädt, Vorsätze zu überprüfen - und sie eben meistens auch aufzugeben.

Rituale oder Neuanfang?

Wenn Corona auch die kommenden Monate über mehr oder weniger unseren Bewegungs- und Handlungsspielraum bestimmt, es zur Erfüllung guter Vorsätze aber vor allem Selbstbestimmung braucht, geraten wir in einen Zielkonflikt. Der liegt dann vor, wenn mindestens zwei Ziele verfolgt werden, die miteinander unvereinbar sind.

In Krisenzeiten solchen Ausmaßes spalten sich die Leidtragenden grob gesprochen in zwei Lager: Die einen setzen auf altbewährte Formen und Rituale, weil man sich im Vertrauten geborgen fühlt und sich an etwas festhalten kann. Die anderen wittern die Chance für einen radikalen Neuanfang nach dem Motto: Wenn nach der Pandemie sowieso nichts mehr so sein wird wie bisher, warum dann nicht versuchen, die Welle zu reiten, die auf uns zukommt?

Vorsätze bleiben gleich: Ernährung verbessern, Sport treiben, Geld sparen

39 Prozent der Befragten erklärten im Dezember in einer Umfrage des Portals statista.de, sie fassten diesmal keine Vorsätze. Auf den ersten Plätzen der Pläne für 2021 lagen Klassiker: gesünder ernähren (31 Prozent), mehr Sport treiben (30 Prozent), sparen (19 Prozent). Themen wie umweltbewussteres Leben (16 Prozent) sind schon seit ein paar Jahren auf dem Vormarsch. Der DAK sagten 20 Prozent der Befragten, sie wollten die Nutzung von Handy, Computer und Internet reduzieren - trotz Kontaktbeschränkungen und wenigen alternativen Unterhaltungsmöglichkeiten. 45 Prozent erklärten aber auch, bestimmte Vorsätze seien in diesen Zeiten nur schwer umzusetzen.

Und tatsächlich ließe sich etwa der Zeitgewinn effektiv nutzen, der einem durch Corona beschert wird. Wer im Homeoffice arbeitet, spart sich die mitunter langen Wege ins Büro. In dieser Zeit könnte er ein paarmal um den Block laufen und dabei mit dem Kopfhörer eine Fremdsprache lernen. Aber um die dazu nötige Motivation aufzubringen, braucht es das Gefühl, dass wir in naher Zeit wieder sorglos andere Länder besuchen werden.

Ohne inneren Antrieb wird es schwer

Aus Sicht von Gesundheitsexperten ist der Jahreswechsel ohnehin nicht der sinnvollste Termin für allzu ambitionierte Vorhaben. In der dunklen Jahreszeit ist der Körper am wenigsten leistungsfähig, denn es fehlt ihm an Sonnenlicht und damit am "Stimmungstreibstoff" Serotonin. Die dunklen Tage fühlen sich zudem kürzer an, Sport im Freien macht weniger Spaß. Und viele klagen über Stress, wenn Arbeit erledigt werden muss, die über die Feiertage liegen geblieben ist.

So oder so braucht es einen inneren Antrieb, damit Vorsätze erfolgreich sein können. Paradoxerweise könnte dieser Antrieb gerade in den Einschränkungen liegen: Wer nichts plant und auf nichts hofft, droht zu Treibholz auf der Welle der Pandemie zu werden. Ohne Vorsätze und Vorfreude verliert der Mensch die wenige Gestaltungsmacht, die ihm sein letzter Freiraum momentan vergönnt. Psychologen nennen das "Selbstwirksamkeit": das Gefühl, selbst etwas tun und gestalten zu können.

Neues Jahr, neue Vorsätze

Insofern müssen es nicht die Evergreens unter den Vorsätzen sein. Corona hat uns gelehrt, die alten und kranken Menschen stärker in den Blick zu nehmen. Eine Gesellschaft hat sich mehrheitlich entschlossen, das öffentliche Leben herunterzufahren, um diese Risikogruppe zu schützen.

Da ist es eigentlich nur ein kleiner Schritt, dass wir uns auch nach dem Ende der Pandemie um einen betagten Nachbarn kümmern, ihm zum Beispiel vom Einkaufen etwas mitbringen. Wer dafür das Fahrrad nimmt, tut auch etwas für die Fitness und die Umwelt - und erfüllt quasi drei Vorsätze in einem.


Quelle:
KNA