Kölner Katholikenausschuss kritisiert FDP-Vorstoß zur Sonntagsöffnung

"Unkreativ - pauschal - unreflektiert"

Zwölf verkaufsoffene Sonntage pro Jahr fordert FDP-Chef Christian Lindner. Deutliche Kritik kommt vom Laiengremium der Kölner Katholiken. Das fordert den arbeitsfreien Sonntag zum "immateriellen Kulturgut" zu erheben.

Passanten auf der Kölner Schildergasse / © Marius Becker (dpa)
Passanten auf der Kölner Schildergasse / © Marius Becker ( dpa )

DOMRADIO.DE: Es gibt ja schon Ausnahmen – FDP-Chef Lindner fordert aber zwölf normale Arbeitstage – wie sehen sie das?

Gregor Stiels (Vorsitzender des Katholikenausschusses der Stadt Köln): Ich finde diesen Vorschlag tatsächlich sehr unkreativ, weil er schon vor vielen Jahren nicht gefruchtet hat mit anderen Argumenten, nämlich, dass der Online-Handel immer stärker wird und dass die Innenstädte belebt werden müssen. Jetzt ist es Corona. Das ist halt immer derselbe Reflex, der aber wie damals auch schon nicht zu guten Lösungen führt.

DOMRADIO.DE: In anderen Ländern wurde das Verkaufsverbot schon abgeschafft. Da sind manche Urlauber bei uns immer sehr überrascht, dass die Geschäfte zu sind. Warum ist es in Ihren Augen wichtig, dass der Sonntag dieser Ruhetag bleibt?

Stiels: Wir haben da ja schon seit Jahren eine ganz wichtige Botschaft, nämlich die, dass Leben mehr ist als Arbeit. Und ich finde auch, wenn wir sogar noch mal weiter gehen, sollten wir auch den handelsfreien Tag als immaterielles Kulturgut eigentlich anschaffen. Weil, wir Menschen sind ja nicht nur Menschen, die sich dadurch definieren, dass sie konsumieren, und wirklich auch einen schlechten Konsum haben, wie man das jetzt auch immer deutlicher sieht. Auch sieht man das in der Fleischindustrie. Das heißt, der Konsum muss insgesamt mehr hinterfragt werden, wie wir das tun, damit der nachhaltiger wird. Da sollte man ansetzen, aber nicht immer wieder an den Sonntag gehen. Das macht gar keinen Sinn. Wie gesagt, Leben ist mehr als Arbeit, und das müssen wir deutlich machen und auch deutlich vertreten.

DOMRADIO.DE: Stichwort Mehrarbeit: Das will FDP-Chef Lindner mit Arbeitszeitmodellen lösen. Wäre das keine Option?

Stiels: Nein, das führt zu keinem guten Wege. Und ehrlich gesagt, sind wir da auch mit der IHK schon viel weiter. Wir sind da in guten Gesprächen, auch für Köln. Gerade am 15. Juli haben wir uns genau darüber unterhalten, was nötig ist in Köln. Und mit gutem Augenmaß wollen wir wirklich schauen, wie wir dem Einzelhandel helfen können, da sperren wir uns auch nicht. Da sind wir wirklich in guten Gesprächen. Und da pauschal diese Forderung wieder reinzubringen, bringt uns überhaupt nicht weiter.

DOMRADIO.DE: Also würden Sie insgesamt sagen, dass die Aufhebung des Verkaufsverbots am Sonntag nicht die generelle oder die beste Lösung ist, um in der Corona-Krise der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen?

Stiels: Nein, auf keinen Fall. Wie gesagt, das wird doch noch nicht mal der Einzelhandel, glaube ich, pauschal so unterschreiben. Diese pauschale Forderung ist wirklich, wie ich anfangs sagte, sehr unkreativ und sehr, sehr pauschal und unreflektiert. Wenn die Sonntagsöffnung, das haben schon längst Studien auch bekräftigt. Da hilft vor allem den großen Ketten und belebt auch nicht die Innenstädte. Innenstädte-Belebung erhält man durch Stadtgrün, erhält man durch gute Freizeitangebote, aber nicht dadurch, dass man sonntags die Geschäfte öffnet.

Das Gespräch führte Julia Reck.


Gregor Stiels / © Viola Kick (DR)
Gregor Stiels / © Viola Kick ( DR )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema