Kinderhilfswerk findet 100.000 Euro-Spende im Briefkasten

"Da musste man sich kurz mal kneifen"

Meist sind Rechnungen drin, Werbung oder auch ein Flyer. Doch im Briefkasten des Kinderhilfswerks terre des hommes befand sich nichts dergleichen. Vielmehr steckten 100.000 Euro darin, die ein anonymer Spender abgegeben hatte.

Symbolbild Briefkasten / © Timo Nausch (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie sind Sie denn auf das Geld aufmerksam gemacht worden? Wie war der Fund?

Wolf-Christian Ramm (Pressesprecher von terre des hommes): Wenn man vor dem Briefkasten steht, ihn öffnet und einen Umschlag findet, in dem 100.000 Euro drin sind, dann hat man erst mal das Bedürfnis, sich kurz zu kneifen und sich zu fragen, ob das gerade wirklich stattfindet, was man hier erlebt. Und im nächsten Moment macht sich natürlich ein Gefühl von unglaublicher Dankbarkeit breit.

Es handelt sich um eine anonyme Großspende an terre des hommes. Wir waren wirklich hin- und hergerissen von so einer großzügigen Unterstützung, die einem auf sehr unkonventionellem Wege, nämlich durch den Einwurf in einen Briefkasten, zuteil wird.

DOMRADIO.DE: Haben Sie dann erst mal einen Schein ins Licht gehalten und geguckt, ob es nicht ein kleiner Scherz war?

Ramm: (lacht) Wir sind da doch etwas substanzieller herangegangen. Wir haben das Geld natürlich gezählt. Es waren alles 500-Euro-Scheine, in der Summe 200 Stück, was 100.000 Euro entspricht.

Wir sind damit zunächst zur Sparkasse gefahren und haben erst einmal festgestellt, ob es irgendeinen Grund für uns geben könnte, dieses Geld nicht anzunehmen. Das ist nicht der Fall gewesen. Insofern haben wir es natürlich gleich dagelassen und auf unser Konto eingezahlt.

Wir sind wirklich begeistert und haben keine Möglichkeit, uns direkt bei dem großzügigen Spender zu bedanken. Deswegen haben wir das auch gegenüber den Medien publiziert. Der Spender hat uns diese Möglichkeit offengelassen und wir haben gesagt, dann bedanken wir uns ganz herzlich auf diesem Weg.

DOMRADIO.DE: Sie hatten vor dem Fund schon einen Tipp per Telefon bekommen. Was hat die Stimme denn gesagt?

Ramm: Sie hat zunächst nur gesagt: "Schauen Sie doch mal in Ihren Briefkasten." Den Anruf hat eine Kollegin aus der Telefonzentrale entgegengenommen. Dann sind zwei Kolleginnen unter Beachtung des Vier-Augen-Prinzips runtergegangen und haben den Briefkasten geöffnet. Es war ein kleines Schreiben dabei, in dem der Spender sagte, wir mögen das Geld für Kinder in Afrika verwenden. Dass der Spender ein Mann ist, konnte man anhand der Stimme am Telefon zuordnen. Ansonsten stand da sinngemäß: "Ich gebe gern, mein Name tut nichts zur Sache."

DOMRADIO.DE: Was planen Sie denn jetzt genau mit dem Geld?

Ramm: Das Geld kommt wie ein Segen für uns. Wir sind - wie alle Hilfsorganisationen - durch die Corona-Pandemie herausgefordert. Dem Wunsch des Spenders, Kindern in Afrika zu helfen, wollen und müssen wir sehr gut entsprechen. Wie haben viele zusätzliche Projekte in Afrika, vor allen Dingen in den momentanen Corona-Hotspots in Südafrika und Simbabwe, wo es einerseits nach wie vor um das Risiko der Infektion geht, wo es aber auch um die Folgen der Pandemie geht.

Das ist zum einen der Hunger. Viele Menschen sind durch die Lockdowns arbeitslos geworden, stehen vor dem Nichts und können sich überhaupt kein Essen mehr leisten. Da werden Projektpartner, Organisationen von terre des hommes, Lebensmittelpakete in Johannesburg und Port Elisabeth unter den bedürftigen Familien verteilen, damit die wenigstens einmal am Tag eine gesunde Mahlzeit bekommen.

Der zweite Bereich ist natürlich die Bildungskatastrophe. Die Schulen sind geschlossen, die Kinder gehen nicht mehr zur Schule. Wir wissen ja ähnlich von uns in Deutschland, was es bedeutet, wenn - wir würden sagen - eine Bildungskarriere abgebrochen ist. Da organisieren wir dann in den Gemeinden wenigstens einen Basis-Schulunterricht für die Kinder.

Das sind alles zusätzliche Projekte, die wir, als wir unsere Planung für 2020 gemacht haben, noch nicht absehen konnten. Und da ist es ein wirkliches Geschenk, dass wir mit diesen 100.000 Euro noch einiges bewirken können.

DOMRADIO.DE: Wollen Sie noch einmal die Chance nutzen, diesem anonymen Spender Danke zu sagen?

Ramm: Ja! Wir von terre des hommes danken Ihnen wirklich von ganzem Herzen für ihre Großzügigkeit. Sie können sicher sein, dass wir das Geld in ihrem Sinne verwenden werden, so wie ich es gerade geschildert habe. Der Dank gilt Ihnen nicht nur von terre des hommes, sondern natürlich auch von all denjenigen, die durch das, was wir mit ihrem Geld bewirken können, unterstützt werden. Wir sind sehr, sehr glücklich darüber.


Quelle:
DR