Trierer Bischof: Solidarität auch nach Corona-Krise wichtig

Wertschätzung über die Krise hinaus

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat die Bedeutung von Verantwortung und Solidarität während der Corona-Pandemie betont. Er sieht aber vor allem auf internationaler Ebene diesbezüglich Nachholbedarf.

Solidarität und Mitmenschlichkeit  (shutterstock)

"Sie werden dann, wenn das Gröbste im Kampf gegen das Virus überstanden ist, mindestens so wichtig sein, damit es nicht zu sozialen Verwerfungen in unserem Land kommt", sagte er am Mittwoch der Trierer Bistumszeitung "Paulinus" (Online).

"Dann hätte das Coronavirus uns nämlich mit einem Erreger infiziert, der wahrscheinlich noch schwerer und langfristiger zu bekämpfen sein wird als das Virus selbst."

Hamsterkäufe, Diebstahl und Nationalismus

Auch auf der internationalen Ebene brauche es mehr Verantwortung und Solidarität. "Kein Mensch und kein Land ist eine Insel für sich", betonte Ackermann. Deshalb bleibe die Frage nach einem Lebensstil, der nicht zulasten der Schwachen und der kommenden Generationen gehe, auf der Agenda.

In einer solchen Krise kämen sowohl die positiven als auch die negativen Kräfte in einer Gesellschaft zum Vorschein. "Wir sehen Formen von Egoismus und Ellbogenmentalität", sagte Ackermann dem "Paulinus". Als Beispiele nannte er Hamsterkäufe, Diebstähle von Desinfektionsmitteln und wieder aufkommenden Nationalismus.

Lob für Anerkennung der Sozial- und Pflegeberufe

Andererseits gebe es spontane Mitmenschlichkeit und Solidarität im Land und internationale Kooperationen. "Entscheidend finde ich, dass wir auf die positiven Kräfte schauen und diese stärken", betonte er.

Es sei schön, dass das Personal in Krankenhäusern, in Alten- und Pflegeheimen, in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche wie auch für Menschen mit Behinderung hohe Anerkennung und Dankbarkeit erfahre.

Wertschätzung zeigen für Helfer

"Hoffen wir, dass diese Wertschätzung auch über die Krise hinaus anhält und sich künftig auch mehr in der Ausstattung der Einrichtungen und in der Entlohnung bemerkbar macht", sagte er.

Er wolle sich dafür einsetzen, "dass die, die gerade jetzt oft bis zu Erschöpfung das System am Laufen halten, nach der Krisenzeit nicht wieder aus dem Blick geraten".

Maßnahmen für Beerdigungen schmerzen

Die getroffenen Maßnahmen gegen das Virus seien schmerzlich, sagte der Trierer Bischof. Dabei denke er besonders an das Verbot, sich an Sonntagen oder in der Trauer um einen verstorbenen Angehörigen im Gottesdienst zu versammeln.

"Wie schrecklich, wenn man möglicherweise noch im Familienkreis auswählen muss, wer an einer Beisetzung teilnehmen kann", betonte er. Zwar verständen alle den Sinn der Maßnahmen und trügen sie mit, dennoch nehme das nicht den Schmerz.

Jede Krise enthält eine Chance

Mit Blick auf das Ende der Fastenzeit betonte Ackermann, dass das Virus einen eigenen Kalender habe. "Jede Krise enthält auch ihre Chancen, etwa zur Selbstbesinnung", sagte Ackermann. Dabei stelle sich etwa die Fragen nach dem, worauf es wirklich ankomme.

"Ich staune, worauf ich verzichten kann, ohne dass mein Leben schon seinen Sinn verliert", betonte der Bischof. "Umgekehrt spüre ich vielleicht, dass mir bestimmte Dinge doch wichtiger sind, als ich gedacht habe, etwa die Beziehung zu manchen Menschen."


Bischof Stephan Ackermann / © Bistum Trier (Bistum Trier)
Bischof Stephan Ackermann / © Bistum Trier ( Bistum Trier )
Quelle:
epd