Gespräche über ökumenische Kooperation in Journalistenausbildung

Ist sie noch zu retten?

Angesichts der ungewissen Zukunft für die Evangelische Journalistenschule in Berlin kommt eine Kooperation der beiden großen Kirchen ins Gespräch. Dazu regte die Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands an. 

Die Bedeutung von professionellem Journalismus ist hoch / © Frank Molter (dpa)
Die Bedeutung von professionellem Journalismus ist hoch / © Frank Molter ( dpa )

Zu einem entsprechenden Vorstoß der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) sagte der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), Jörg Bollmann, dem Evangelischen Pressedienst (epd), er freue sich sehr über das Gesprächsangebot. "Wir haben darauf unmittelbar reagiert, die ersten Gespräche finden bereits in dieser Woche statt", sagte er.

Die GKP hatte eine Kooperation mit dem katholischen Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) in München vorgeschlagen. Der GKP-Vorsitzende Joachim Frank regte an zu prüfen, ob sich über "ökumenische Kooperationen zwischen der EJS und dem ifp Synergien nutzen und zukunftsträchtige Formen der Journalistenausbildung im Raum der Kirchen entwickeln lassen".

Ökumenische Zusammenarbeit wäre denkbar

EJS-Leiter Oscar Tiefenthal sagte dem epd: "Eine ökumenische Zusammenarbeit in der Journalistenausbildung wäre ein gangbarer und denkbarer Weg. Wir haben viele Gemeinsamkeiten zwischen ifp und EJS, auch wenn sich die konkreten Ausbildungswege unterscheiden. Es muss aber klar sein: Zum Nulltarif gibt es keine Qualitätsausbildung!"

GEP-Direktor Bollmann sagte, sein Haus habe zu keinem Zeitpunkt vorgehabt, vollständig aus der journalistischen Aus- und Fortbildung auszusteigen. Er halte eine ökumenische Zusammenarbeit für eine von mehreren möglichen Alternativen, die journalistische Aus- und Fortbildung unter dem Dach des GEP fortzusetzen.

Das GEP als Träger der Evangelischen Journalistenschule hat entschieden, wegen fehlender Finanzmittel zunächst keinen neuen Ausbildungsjahrgang auszuschreiben. Für das kommende halbe Jahr hat das Gemeinschaftswerk Beratungen über geplante Restrukturierungen angekündigt.

In 25 Jahren mehr als 200 Menschen ausgebildet 

Je nach Ausgang der Gespräche könnte nach Verabschiedung des 13. Jahrgangs Anfang Dezember die Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten unter dem Dach der evangelischen Kirche nach 25 Jahren an der Schule in Berlin beendet werden. In dieser Zeit wurden mehr als 200 Volontärinnen und Volontäre ausgebildet.

Hintergrund sind Sparmaßnahmen im GEP, der zentralen Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie ihrer Landeskirchen und Werke, zu der unter anderem auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) gehört.

Angesichts kontinuierlich steigender Kosten bei gleichzeitig schwieriger werdenden Bedingungen auf den Medienmärkten müsse das GEP bis 2024 seine jährlichen Gesamtkosten in Höhe von rund 22,5 Millionen Euro um 1,9 Millionen Euro reduzieren, hieß es zur Begründung. Gesellschafter des GEP sind zu 94 Prozent die EKD und zu sechs Prozent die Diakonie Deutschland.

Kritik vom Deutschen Journalistenverband 

Der Betrieb der Schule kostet brutto rund 500.000 Euro jährlich. Direktor Jörg Bollmann will die Restrukturierung im GEP nach eigenen Worten möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen erreichen. An der EJS wiederum werden in den nächsten Jahren zwei Stellen bedingt durch Ruhestände frei, die bei einer Schließung nicht wiederbesetzt würden.

Die mögliche Schließung der EJS hat vielfach Kritik hervorgerufen. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) Berlin / Journalistenverband Berlin-Brandenburg erklärte, gerade in der aktuellen Debatte über Journalismus, Medien und den destruktiven Einfluss von "Fake-News" werde die EJS mit ihrer qualitativ hochwertigen und ethisch grundierten Ausbildung dringend gebraucht. Absolventen und Freunde der Schule riefen die Kampagne "EJS retten!" ins Leben.


Quelle:
epd
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