Forderungen nach mehr Kinderschutz zum "Safer Internet Day"

Jugendarbeitsschutzgesetz auf Kinder-Influencer anwenden

Zum "Safer Internet Day" fordern das Deutsche Kinderhilfswerk und andere eine stärkere Berücksichtigung von Kindeswohl und Jugendschutz im Netz. Anbieter von Plattformen und Portalen sollen mehr Verantwortung für Kinderschutz übernehmen.

Autor/in:
von Gottfried Bohl
Kind mit Tablet / © Corinne Simon (KNA)
Kind mit Tablet / © Corinne Simon ( KNA )

Anbieter von Plattformen und Portalen wie Instagram oder YouTube ebenso wie Agenturen und Werbetreibende sollten ihrer Verantwortung für den Kinderschutz besser nachkommen. Thomas Krüger, der Präsident des Kinderhilfswerks, forderte Gewerbeaufsichtsämter und Jugendämter auf, die Regelungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes im Bereich der sogenannten Kinder-Influencer besser als bisher durchzusetzen.

Auf keinen Fall dürften Kinder "gedrängt, gelockt oder gar gezwungen werden, vor der Kamera zu agieren", ergänzte er: "Wenn arrangierte Szenen gezeigt werden, in denen zugleich, und egal wie subtil für Produkte geworben wird, ist das ganz klar Kinderarbeit. Die ist in Deutschland grundsätzlich verboten."

"Rechtswidrige Eingriffe auf Integrität"

Zudem seien viele dieser minderjährigen, zum Teil sehr erfolgreichen und einflussreichen Akteure "rechtswidrigen Eingriffen auf ihre Integrität" ausgesetzt: "Filmen beim Aufwecken, der Besuch beim Kinderarzt oder im Krankenhaus, im Badezimmer, im Planschbecken - das geht gar nicht."

Das Kinderhilfswerk warnt zudem vor Interessenskonflikten zwischen dem Schutz des Kindeswohls und den finanziellen Interessen der Eltern, denn erfolgreiche Kinder-Influencer "tragen in vielen Fällen erheblich zum Familieneinkommen bei oder bestreiten es teilweise komplett". Hier müssten notfalls sogar Familiengerichte zum Schutz des Kindeswohls eingreifen.

Smartphone-Entzug

Im ZDF-Morgenmagazin forderte die Leiterin der EU-Initiative "klicksafe", Birgit Kimmel, alle Eltern auf, ihre Kinder bei den ersten Schritten im Netz intensiv zu begleiten. Idealerweise sollten sie erst ab 12 Jahren ein Smartphone haben und damit im Internet surfen. Ein problematisches Zeichen sei es, wenn sich Kinder und Jugendliche zurückzögen und aggressiv reagierten, wenn man mit dem Entzug des Smartphones drohe.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in einer Videobotschaft zum "Safer Internet Day" betont, die Bundesregierung sei "sehr entschieden" dabei, Hass, Gewalt und Extremismus im Internet zu unterbinden. Es gehe vor allem darum, die Verantwortung der Plattformen zu stärken. Für Menschen, die beleidigt würden oder Hassattacken ausgesetzt seien, würden Möglichkeiten verbessert, von den Plattformbetreibern Informationen über die Identität von Tätern zu bekommen.

Präventions- und Interventionsmaßnahmen

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, forderte wirksamere Präventions- und Interventionsmaßnahmen zum Kinderschutz im Internet, denn dort seien weiterhin unzählige Bilder und Filme problemlos verfügbar, die sexuelle Gewaltverbrechen an Kindern und Jugendlichen zeigten.

Rörig warb für ein eigenes Schulfach Medienkompetenz. Die Bekämpfung sexuellen Missbrauchs und das sichere Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen mit Medien müsse endlich als nationale Aufgabe verstanden werden - "von Bund und Ländern, von allen Parteien, der IT-Branche, von allen Eltern und von allen Fachkräften, denen Kinder und Jugendliche täglich anvertraut werden".

Der "Safer Internet Day" ist ein weltweit begangener Aktionstag, der unter anderem für Gefahren der Internetnutzung sensibilisieren und für einen sicheren Umgang mit digitalen Medien werben soll - vor allem bei Kindern und Jugendlichen.


Quelle:
KNA