Der Mythos vom Unglückstag Freitag der 13.

Besser als sein Ruf

Die "Costa Concordia" kollidierte am Freitag, den 13. Januar 2012, mit einem Felsen. Im vorletzten Jahr sorgte Sturmtief Egon für Unglücke an dem Januar-Tag. Für Abergläubische ein neuer Beweis für die Macht des Pechtags.

Autor/in:
Viola van Melis und Rainer Nolte
Freitag 13. ein Unglückstag? / © Pavelis (shutterstock)
Freitag 13. ein Unglückstag? / © Pavelis ( shutterstock )

Pleiten, Pech und Pannen: Für abergläubische Menschen ist dieser Freitag ein riskanter Tag. Der Kalender kündigt einen "Freitag den 13." an.

Viele halten den Wirbel um den Freitag den 13. für Schmarrn. Ein Viertel der Deutschen allerdings glaubt laut Umfrage, es handele sich um einen Pechtag, der sich auf ihr Leben auswirkt: Besonders Abergläubische steigen nicht ins Auto oder Flugzeug. Die Feuerwehren nutzen die gesteigerte Aufmerksamkeit für Abergläubisches, um für die Brandbekämpfung durch Rauchmelder zu werben. Seit 2006 ist jeder Freitag der 13. auch ein "Rauchmeldertag".

Schadensmeldungen an dem Tag

Laut Statistik von Versicherern sind die schrecklichen Freitage allerdings besser als ihr Ruf: Die Zurich Versicherung verzeichnet im Schnitt sogar weniger Schadensmeldungen als an anderen Tagen.

Verliert der Freitag der 13. etwa für Paraskavedakatriaphobikern (abgeleitet aus dem Griechischen: Paraskave = Freitag; Dekatria = 13; Phobie = Angst) seinen Schrecken? Oder hat das symbolträchtige Datum etwa gar nicht die Bedeutung, die ihm immer zugeschrieben wird?

Ist Freitag, der 13. Januar, der wahre Pechtag?

Eine Auffälligkeit gab es jedoch im vorletzten Jahr. "Denn am 13. Januar 2017 hatten wir in unserer Statistik 1.738 Schäden verbucht. Und das sind schon etwa drei Mal mehr als an einem normalen Freitag", sagte Florentin Bub von der Gothaer. Der Grund: Sturmtief Egon zog über Deutschland hinweg. Wasser auf die Mühlen der Paraskavedakatriaphobiker ist zudem: Am Freitag, den 13. Januar 2012, kollidierte das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" mit einem Felsen. Ist Freitag, der 13. Januar, der wahre Pechtag? 2006 gab es ihn auch - Auffälligkeiten sind aber nicht bekannt.

Fest steht: Der Unglückstag wird hierzulande erst seit 60 Jahren zu einem solchen stilisiert. Weiter reichen seine Wurzeln nicht zurück, wie der Regensburger Volkskundler Gunther Hirschfelder herausfand.

Beim letzten Abendmahl waren 13 Personen anwesend

Schon die frühen Hochkulturen kannten eine ausgefeilte Zahlensymbolik, erläutert Hirschfelder. Da spielte die 12 eine zentrale Rolle, die 13 dagegen überschritt das geschlossene 12er-System und wurde so zur Unglückszahl. Im Christentum machte Judas die Zahl 13 zur bösen Zahl: Beim letzten Abendmahl waren 13 Personen anwesend. Und er war der Verräter.

Was die Wochentage angeht, galt der Freitag in der Antike als Tag der Liebesgöttin Aphrodite. Aber dann wurde Jesus freitags gekreuzigt. Und der Tag wurde zum Fasten- und Trauertag. Überhaupt bestimmten die Wochentage immer stärker den Rhythmus der Welt - aber nie in Kombination mit Zahlen.

Zahlen- und Wochentags-Symbolik

Bis zum 20. Jahrhundert verliefen die Stränge der Zahlen- und Wochentags-Symbolik parallel, ohne sich je zu berühren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Volkskundler fündig: In der deutschsprachigen Presse der 50er Jahre finden sich laut Hirschfelder Berichte über die angeblich Unheil bringende Wirkung vom Freitag dem 13. - stets im Rückgriff auf Beispiele aus den USA.

"So wie wir Muttertag und Halloween aus Amerika importiert haben, wurde auch Freitag der 13. im Zuge eines allgemeinen Kulturtransfers aus den USA eingeführt", betont der Experte. Dabei verbinde die Spaßgesellschaft von heute - anders als die Menschen vor der Aufklärung - keine echte, elementare Angst mit den abergläubischen Vorstellungen. Freitag der 13. sei vielmehr ein "nicht ernsthaftes Kokettieren mit dem Unglück".

Europäische und jüdische Symbole

Die amerikanischen Ursprünge des vermeintlichen Unglückstages stammen aus dem 19. Jahrhundert, als europäische und jüdische Symbole verschmolzen. Ein findiger Journalist hatte im September 1869 die Idee, Kursschwankungen des amerikanischen Goldmarktes mit diesem besonderen Datum in Verbindung zu bringen.

Hirschfelder: "Wer in einer solchen Symbolik stöbert, der findet immer etwas." Und zwar bis heute. Schließlich brauche auch die Postmoderne Markierungspunkte, mit denen sich das Leben einteilen lasse, meint der Forscher. Wo traditionelle Fixpunkte wie Kirchenjahr oder Erntebeginn wegfielen, suche sich der Mensch neue Kunst-Termine. Deshalb sei Freitag der 13. in Wirklichkeit auch kein ausgesprochener Unglückstag. Oder?


Quelle:
KNA