Niklas-Stiftung am Welttag der Armen

Gemeinsam beten gegen Armut

Ein Gebet rund um die Uhr und rund um die Welt, von Sydney bis Los Angeles: Das ist die Gebetsbrücke zum Welttag der Armen. Mitmachen kann jeder, egal wie, egal wo. Die Idee dahinter: Die Kraft des gemeinsamen Gebets erfahren und nutzen.

Mann im Gebet / © Billion Photos (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Heute ist Welttag der Armen – warum ist das ein ganz besonders wichtiger Tag?

Maria Wego (Steyler Missionare, hat die Gebetsbrücke mit ins Leben gerufen): Ich denke, es ist ein wichtiger Tag, weil er auch wie viele andere Feiertage auch wie eine Art Stoppschild ist. Zum einen für die, die über so ein Thema nie nachgedacht haben, und zum anderen für die, die sich immer mit so einem Thema beschäftigen. Für die, die noch nie daran gedacht haben, ist es ein guter Anlass, einfach mal den Blick zu schärfen. Also stehenzubleiben, um im Bild des Stoppschildes zu bleiben. Stehenbleiben, schauen, hören – vor allem das Zuhören ist ganz wichtig bei solch einem Thema – wenn es um Menschen geht.

Und für die anderen, die sich immer damit beschäftigen, die eigentlich 365 Tage im Jahr einen Welttag der Armen haben, für die ist es wichtig, auch noch einmal stehenzubleiben, zu schauen und zu hören: Ist das, was sie tun, wie sie es tun, auch so richtig? Und was können sie darüber erzählen? Was sind Anlässe? Es geht darum, einfach das Thema noch einmal in den Blick zu nehmen, für alle Seiten und vor allen Dingen eben auch die Menschen in den Blick zu nehmen und nicht einfach so technisch drüber zu sprechen, sondern zu schauen, was brauchen die Menschen, die in irgendeiner Form eben arm sind und Hilfe benötigen?

DOMRADIO.DE: Sie haben das Thema auch in den Blick genommen und haben anlässlich dazu eine Gebetsbrücke ins Leben gerufen. Was ist das genau?

Wego: Ich gehe einfach mal zurück in das Jahr 2017, als das erste Mal das Thema bekannt gegeben wurde für diesen Welttag. Ich bin bei der Niklas-Stiftung aktiv, darüber habe ich einen Projektpartner kennengelernt in Indien, einen Pater. Es gibt ohnehin einen regelmäßigen Austausch und wir haben uns auch über dieses Thema kurz ausgetauscht.

Am Anfang dieser Gebetsbrücke standen eigentlich eine Mail aus Deutschland mit einem Satz, der entscheidend war, und eben eine Mail aus Indien mit einem Satz, der entscheidend war. Nämlich: "Sollen wir gemeinsam beten an dem Tag? Sollen wir eine Brücke bilden?" – "Ja, machen wir." Das war wirklich der Anfang. Und dann haben wir gesagt: "Na ja, aber wenn ein Brückenpfeiler in Indien ist und einer in Deutschland, können wir eigentlich den Rest der Welt auch noch einladen." Genau das haben wir gemacht und waren dann ganz überrascht, welche Kreise das gezogen hat. Da war dann schon im ersten Jahr die Ukraine dabei und Israel und, und, und. Es ist von vielen so positiv aufgenommen worden, weil sie gesagt haben: "Natürlich weiß ich immer, dass irgendwo auf der Welt Menschen beten, in diesem oder einem anderen Anliegen." Aber dass dann einmal auch zu sehen, weil wir eine Weltkarte auf unserer Website haben, wo man genau sehen kann, wer heute mitbetet. Es tut einfach gut, das zu sehen.

Und deswegen haben wir auch weitergemacht 2018, 2019. Und auch die anderen Termine sind schon fest in unserem Kalender drin. Konkret heute ist es so, wenn man jetzt mal von Osten vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang geht: In Sydney hat es angefangen und in Los Angeles wird es enden.

DOMRADIO.DE: Wissen Sie, wie viele Länder heute mitmachen?

WEGO: Dieses Jahr sind alle Kontinente dabei, und insgesamt 30 Länder, verteilt über Asien, Afrika, Amerika und Europa. Und es ist auch ganz unterschiedlich, wer mitmacht: Es gibt Familien, Einzelpersonen, Klöster, Gemeinschaften, Vereine und auch Hilfswerke; also das ganze breite Spektrum der katholischen Kirche.

DOMRADIO.DE: Gibt es einen Treffpunkt oder eine bestimmte Zeit, um das Gebet zu sprechen?

Wego: Nein, gibt es nicht. Das macht jeder so, wie er vor Ort ist. Einen bestimmten Zeitpunkt zu finden wäre alleine von Sydney bis Los Angeles schwierig. Aber das ist genau auch die Idee, dass man sagt: Es wird wirklich rund um die Uhr und rund um die Welt gemacht. So wie jeder kann. Niemand muss etwas leisten, etwas organisieren, sondern so, wie er das kann im persönlichen Gespräch, im Gottesdienst. Es ist ganz unterschiedlich. Es gibt einige, die einen eigenen Gottesdienst dazu machen, und andere, die es ins private Gebet mit hinein nehmen.

DOMRADIO.DE: Und was können wir über das hinaus noch tun, um die Armen zu unterstützen?

Wego: Es gibt sicherlich viele Möglichkeiten – von dem Euro oder den zwei Euro, für einen warmen Kaffee am frühen Morgen. Es gibt aber natürlich auch viele Organisationen, die helfen. Die Steyler Missionare zum Beispiel. Konkret in Deutschland auch als Projekthilfe für Projekte in aller Welt: Es gibt ein Stiftungszentrum von der Steyler Bank, wo viele Menschen, die sich dafür engagieren, eine eigene Stiftung haben. Da gehöre ich dann auch zu, um dann Bildungsprojekte – wie in meinem Fall dann über die Niklas-Stiftung mitzufinanzieren. Und da schließt sich dann auch wieder der Kreis zu der Brücke: Der Pater, der mit am Anfang der Gebetsbrücke stand, ist auch ein Projektpartner in Bildungsprojekten.

DOMRADIO.DE: Jetzt müssen Sie uns einmal noch kurz verraten: Woher bekommen wir denn das Gebet?

Wego: Das Gebet finden Sie auf der Website. Das können Sie da herunterladen, so wie auch einen Impuls, Texte und Fürbitten. Und da ist auch noch eine Datei, über die Sie die Gebete der vergangenen Jahre finden. Wenn Sie sagen: "Dieses Jahr, das passt mir nicht." Dann können Sie auch noch ein anderes Gebet nehmen oder es einfach ganz selber frei sprechen.

Das Interview führte Aliena Pfeiffer.


Quelle:
DR