Kirche will sich online stärker engagieren

"Online zu Gott?!"

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz will sich digital stärker engagieren. Die Kirche würde zum Museum, wenn sie sich nicht den heutigen Kommunikationsformen mehr öffnen würde, sagte der zuständige Bischof Gebhard Fürst.

Ein Priester nutzt sein Smartphone / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Ein Priester nutzt sein Smartphone / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

Der Vorsitzende der Medienkommission der Bischofskonferenz äußerte sich am Mittwoch bei einer Tagung zum Thema "Online zu Gott?!" in Stuttgart.

Ohne digitale Aktivitäten bestehe die Gefahr, viele Menschen nicht mehr zu erreichen, "weil wir nicht mehr in ihrer Realität vorkommen", so Fürst. Es gehöre zum kirchlichen Selbstverständnis, "auf die Marktplätze zu gehen". Allerdings erfordere die "radikale Dezentralität des Netzes" ein Umdenken in den kirchlichen Kommunikationsstrategien.

Eine "lineare Kommunikation" wie etwa bei einer Predigt oder "beim Verlautbaren" von Positionen funktioniere im Netz nicht. Fürst wörtlich: "Wir können Menschen nicht mit Antworten bombardieren, sondern müssen erst einmal ihre Fragen hören."

Auch mal anecken

Der als "Popkaplan" und Buchautor bekannte Pfarrer Christian Olding aus Geldern sagte bei der Veranstaltung mit Blick auf junge Menschen, die Kirche müsse vermitteln, welchen "Mehrwert" es habe, sich im Leben auf den christlichen Glauben einzulassen.

"Da schwimmen uns gerade die Fälle komplett weg", so Olding. Er wies zugleich darauf hin, dass authentisches online-Engagement in der hierarchisch strukturierten Kirche von der Leitungsebene auch mit Kontrollverlust verbunden werde. Ihm seien vom Bistum und dessen Pressestelle verschiedene Aktivitäten im Netz untersagt worden. Olding rief seine Kirche auf, "mal bei Amazon oder Netflix was Vernünftiges auf die Beine zu stellen".

Der nordrhein-westfälische "Bild"-Chef Christian Voß warnte die katholische Kirche davor, online den Ton der Masse treffen und nicht anecken zu wollen. Christen seien inzwischen in der Minderheit, aber es könne auch attraktiv sein, anders zu sein.


Bischof Gebhard Fürst während einer Rede / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Gebhard Fürst während einer Rede / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA