Wie Rentner ihr berufliches Wissen weitergeben

Umfangreiche Erfahrungsschätze

Für den "Senior Experten Service" ist ganz klar, dass Menschen im Rentenalter weise sind und ein enormes Wissen in sich tragen. Deshalb sind sie für die Gesellschaft und die Wirtschaft von unglaublichem Wert und werden gebraucht.

Wenn Senioren im Alter ihr Wissen weitergeben / © encierro (shutterstock)
Wenn Senioren im Alter ihr Wissen weitergeben / © encierro ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Im laufenden Jahr konnten noch mal gut 1.100 Ehrenamtliche für den "Senior Experten Service" (SES) gewonnen werden, derzeit sind es 11.000 potenzielle Experten, die bei ihnen registriert sind. Es läuft gut, oder?

Bernhard Tuchen ("Senior Experten Service" / SES, Bonn): Es läuft sehr gut, ja. Wir haben 2018 schon ein Rekordjahr gehabt mit ungefähr 6.000 bis 7.000 Einsätzen. Und wir werden diese Zahl in diesem Jahr noch überschreiten können.

DOMRADIO.DE: Ihr Unternehmen gibt es jetzt seit 1983. Seitdem haben sich über 50.000 Einsätze in 160 Ländern ereignet. Was sind das für Einsätze, in welchen Bereichen helfen Sie?

Tuchen: Wir helfen jedem, der unsere Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Das kann ein Arzt sein, das kann eine Kfz-Werkstatt sein, ein mittelständisches Unternehmen, eine karitative Organisation, eine Bildungseinrichtung oder wie auch immer. Wir sind grundsätzlich bereit, einen Senior-Experten zu schicken, wenn es sich mit unseren Richtlinien in Einklang bringen lässt.

DOMRADIO.DE: Und angenommen man hätte Probleme mit der Steuererklärung. Wären Sie dann auch der Richtige?

Tuchen: Nein, da wären Sie vollkommen falsch.

DOMRADIO.DE: Sie helfen Organisationen. Und was kostet Ihre Hilfe?

Tuchen: Im Grunde genommen kostet es nichts. Wir bekommen Zuschüsse vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit speziell für unsere Einsätze in Afrika und Asien und auch in Lateinamerika. Aber nur die wenigsten von diesen Auftraggebern können es sich ja erlauben, große Summen zu zahlen, die es möglich machen, einen Experten von Deutschland dahin zu schicken. Also nehmen wir Bundesmittel in Anspruch.

DOMRADIO.DE: Sie haben eben die Kfz-Werkstatt genannt und Sie waren selber früher bei den Automobilwerken Ford aktiv und in der ganzen Welt unterwegs. Sie hatten eine gute und bezahlte Position, sind mit 60 in Rente gegangen und dann haben Sie sich entschieden, dass Sie ehrenamtlich tätig werden. Warum?

Tuchen: Für mich war von vornherein immer klar, dass ich nach meinem beruflichen Ausscheiden irgendetwas machen würde. Das kommt vielleicht auch daher, weil ich jahrelang bei den Georgspfadfindern war und auch diesen Gedanken in mir trage, mich ehrenamtlich zu engagieren. Ich habe mich dann für den SES entschieden, den ich jetzt schon sieben Jahre in meinem Lebenslauf habe.

DOMRADIO.DE: Welches Expertenwissen steuern Sie bei?

Tuchen: Mein Expertenwissen bezieht sich eigentlich nur auf deutsche Einsätze. Ich habe einige Einsätze hier in Nordrhein-Westfalen gemacht in mittelständischen Unternehmen zum Thema Marketing, Online-Shop und Verkaufsförderung im gewissen Sinne. Einen Auslandseinsatz habe ich bisher noch nicht machen können. Es war einer in der Pipeline, wie man so schön sagt, auch im Automobilbereich, der sich aber zerschlagen hat.

DOMRADIO.DE: Wenn jemand bei Ihnen aktiv werden möchte, wie kann man Sie unterstützen?

Tuchen: Man kann sich ganz regulär auf unserer Homepage ses-bonn.de registrieren. Es ist eine Online-Registrierung möglich. Da kann man seinen beruflichen Werdegang hinterlassen und ein paar Fragen ausfüllen. Und dann ist man beim SES registriert. Es ist keine Mitgliedschaft. Es kostet kein Geld. Man stellt eben nur seine Expertise und sein Wissen aus der beruflichen Erfahrung zur Verfügung.

DOMRADIO.DE: Gibt es etwas, was Sie gerade besonders händeringend suchen?

Tuchen: Ja, momentan suchen wir alles, was mit Müllerei zu tun hat, alles was mit Nahrungsmitteln zu tun hat und mit Agrarwesen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

 

Quelle:
DR