Neues Buch von Horst Opaschowski blickt in die Zukunft

Erstaunlich konkrete Prognosen

"Sagen, was ist" war Horst Opaschowski schon immer zu wenig. In seinem neuen Buch "Wissen, was wird" blickt der Zukunftsforscher und Berater daher erneut nach vorne - und kommt auch zu einigen überraschenden Erkenntnissen.

Autor/in:
Michael Althaus
Was bringt die Zukunft für die Erde? (shutterstock)

Warum er eigentlich nicht Golf spiele, wurde Horst Opaschowski einmal gefragt. Antwort: "Da würde ich ja nur etwas für mich tun." Er wolle lieber etwas machen, das auch anderen nütze. Aus dieser Motivation heraus schrieb der inzwischen 78-jährige Zukunftsforscher wohl auch sein jüngstes Buch "Wissen, was wird".

Darin blickt er zurück auf seine Prognosen der vergangenen 50 Jahre, die er fortschreibt und größtenteils bestätigt findet. Zugleich schaut er nach vorn auf das Leben der kommenden Generationen.

Renaissance konservativer Werte und der Familie

Seine Arbeit versteht der "Futurologe", der zunächst Historiker werden wollte und schon mehrere Bundeskanzler beraten hat, nicht als Wahrsagerei: "Für mich als Zukunftsforscher gilt: Ich prophezeie gar nichts. Ich beobachte nur, was geschieht und wäge mögliche Folgen für die Zukunft ab", schreibt er.

Dennoch kommt Opaschowski zu erstaunlich konkrete Prognosen: So erwartet er eine Renaissance konservativer Werte und der Familie - ein Trend, der sich jetzt schon andeute und in Zukunft noch verstärken werde. Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Verlässlichkeit und Hilfsbereitschaft, Respekt, Anstand und richtiges Benehmen zählt er die Top-Werte der Deutschen auf. "Die Wiederkehr alter Werte ist eine Antwort auf die ökonomischen und politischen Krisen unserer Zeit", erklärt der Experte.

Sinnsuche findet vermehrt außerhalb von Kirche statt

Auch Religiosität kehre wieder in den Alltag zurück - allerdings in veränderter Form. Die Frage laute nicht mehr: "Welche Kirche bietet mir mehr Religion?", sondern "Was hat mehr Sinn?". Statt im Gottesglauben fänden die Menschen Sinn in Familie und Freundeskreis, in Nachbarschaft und Gemeinwesen. Für 90 Prozent der Deutschen sei die Familie das Wichtigste im Leben.

Die Thesen des früheren Professors sind nicht aus der Luft gegriffen. Opaschowski stützt sich auf eine repräsentative Studie seines Hamburger Instituts für Zukunftsforschung, für die im März 1.000 Bundesbürger ab 14 Jahren nach ihren Zukunftsaussichten befragt wurden.

Auf den 280 Seiten seines Buchs wimmelt es von Zahlen. Doch der Autor versteht es, diese harte Kost mit Hilfe von Geschichten und Anekdoten verdaulich zu machen. "Kein langatmiges Lavieren und Theoretisieren, eher eine Erzählung in bewegten Bildern mit gelegentlichen Schütteleffekten zum Wachrütteln", lautet sein selbst formulierter Anspruch, dem er durchaus gerecht wird.

Trend geht zum Abschalten von digitalen Geräten 

Einige seiner Erkenntnisse überraschen. Roboter raubten keine Arbeitsplätze, schreibt er und erklärt: "Für jede Stelle, die wegen Robotern verloren geht, entsteht eine neue Stelle in einer anderen Branche." Auch prophezeit er einen wachsenden "Digitalpessimismus". Der Trend gehe zum Abschalten. Ein Anzeichen dafür sei, dass das Interesse Jugendlicher an Facebook sinke.

Mit den vermeintlichen Errungenschaften der digitalen Welt geht Opaschowski hart ins Gericht. Künstliche Intelligenz (KI) hält er für eine existenzielle Bedrohung der Menschheit. Auf den ersten Blick erscheine die "KI-volution" wie ein Paradies auf Erden. Auf den zweiten Blick kämen jedoch erhebliche Zweifel auf. Schon jetzt könne Google Gedanken lesen und Antworten auf Fragen liefern, die der Nutzer noch gar nicht gestellt habe. "Das stimmt nachdenklich und muss uns zu Recht beunruhigen", warnt Opaschowski.

"Wie Robert Oppenheimer, der 'Vater der Atombombe', werden am Ende auch die Erfinder der KI über ihre Errungenschaft nicht glücklich sein." Datensicherheit sei eine Illusion und oberflächliche Netzkontakte verdrängten nachweislich echte Freundschaftsbeziehungen. Überforderung, Einsamkeit und Aggression seien die Folgen.

Er will sich weder zur Ruhe setzen noch Golf spielen

Trotz dieser düsteren Prognosen bleibt der fünffache Großvater weiter Optimist - "aber nicht naiv und blauäugig, sondern auf dem Boden der Empirie". Wie ihm das gelingt? "Ich weiß es nicht. Das ist wohl in meinen Genen angelegt", sagt er und lacht.

Und so will sich der umtriebige Forscher auch nach Erscheinen des Buchs, das stellenweise wie ein Vermächtnis wirkt, weder zur Ruhe setzen noch Golf spielen. Seine Vision bleibe, statt einem "Wohlstand für alle" die Idee eines "Wohlergehens für alle" zu verwirklichen, bei der neben materiellen Aspekten auch menschliche Werte von Bedeutung sind.


Zukunftsforscher Horst Opaschowski / © Daniel Bockwoldt (dpa)
Zukunftsforscher Horst Opaschowski / © Daniel Bockwoldt ( dpa )
Quelle:
KNA
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