Katholisches Familienzentrum über Deutschtest für Schulanfänger

Thema verfehlt

Vor der Einschulung soll jedes Kind Deutsch können? Das katholische Familienzentrum in Leverkusen-Opladen unterstützt Kinder mit einer Sprachpädagogin. Denn es fehle in Kitas an anderer Stelle.

Grundschulkinder / © Arne Dedert (dpa)
Grundschulkinder / © Arne Dedert ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie schwer haben es Kinder, die kein oder kaum Deutsch sprechen?

Günther Olbert (Leitung katholisches Familienzentrum Leverkusen-Opladen mit der Kindertagesstätte Sankt Remigius): Schwer ist so ein weiter Begriff. Es erschwert mit Sicherheit die sprachliche Kontaktaufnahme. Was bleibt, ist das Nonverbale, also Gestik und Mimik. Sprachlich ist es schwer in Kontakt zu treten, nonverbal nicht. Das bekommen die Kinder schon ganz gut hin.

DOMRADIO.DE: Haben sie denn extra Angebote, um das Deutschlernen zu fördern?

Olbert: Wenn Kinder in unsere Kita kommen, werden sie sofort in die deutsche Sprache eingekleidet. Wir begrüßen uns ja. Wir kommunizieren natürlich auch sprachlich mit allen Facetten. Wir bieten aber auch ein extra Programm an. In kleinen Gruppen führen wir Kinder zusammen und versuchen sie einfach zu fördern. Das machen wir aber erst nach einer gewissen Zeit.

DOMRADIO.DE: Wie machen Sie das konkret?

Olbert: Dafür haben wir extra Personal. Das sollte auch mal wirklich in die Köpfe, das dafür extra Personal angestellt werden muss. Wir haben über das Familienzentrum eine Sprachpädagogin im Haus anstellen können. Die Kinder werden dann in einer speziellen, ruhigeren Atmosphäre zusammengefasst. Manchmal holen wir auch die Eltern dazu. Wir sprechen mit ihnen dann über Alltäglichkeiten.

DOMRADIO.DE: CDU-Politiker Carsten Linnemann hat sich für verbindliche Sprachtests ausgesprochen, nach dem Kinder entweder zur Grundschule zugelassen oder zum Deutschlernen in eine Vorschule geschickt werden. Ist dieser Vorschlag in Ihren Augen sinnvoll?

Olbert: Da hat er irgendwie das Thema verfehlt, beziehungsweise seine Hausaufgaben nicht ganz gemacht. Es ist gerade ein sehr empfindliches Thema. Meiner Einschätzung nach sollte das Deutschlernen zweigleisig laufen und zwar im gesamten Bildungskontext Kindergarten - Schule.

Und Flüchtlingskindern müssen erst einmal zur Ruhe kommen und dann sollte eine Förderung beginnen. Wir praktizieren das auch so - es geht aber nur mit zusätzlichem Personal.

DOMRADIO.DE: Eine Vorschule wäre dann in diesem Sinne sinnvoll?

Olbert: Die Vorschule hat es ja schon mal gegeben. Vor zehn oder elf Jahren wurden mit einer Reform alle Horte und Vorschulen abgeschafft. Jetzt wird wieder darüber gesprochen. Das ist eigentlich sehr lustig. Tatsächlich sollte die Schuleingangsphase für die Kinder, die es brauchen, genutzt werden. 

DOMRADIO.DE: Auch Kinder in Ihrer Kita sind potenzielle Kandidaten für verpflichtende Deutschkurse. Wie könnte das in der Umsetzung aussehen?

Olbert: Es ist eigentlich egal, welche Kinder es sind, gleich welcher Couleur und welcher Herkunft. Sie werden bei uns in Gruppen eingeteilt und dann spielerisch mit zum Beispiel Sprachspielen gefördert. Es gibt ja verschiedene Konzepte.

Zum Beispiel das Förderprogramm "Keiner ist so schlau wie ich". Mir ist der alltägliche Bezug ganz wichtig, damit die Kinder auch tatsächlich begreifen, worum es geht. Es geht schließlich um Elementares. Drei oder vier Kinder können mit einem Silbenrätsel oder einem Sprachzoo prima zusammengehalten werden.

DOMRADIO.DE: Also mit Bildern, Gegenständen oder Spielen?

Olbert: Genau, der praktische Bezug sollte hergestellt sein.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Quelle:
DR
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