"Heute vor 75 Jahren ermordeten die Nationalsozialisten und ihre Helfer die im Lagerabschnitt B II e von Auschwitz-Birkenau verbliebenen etwa 4.000 Sinti und Roma in den Gaskammern. Auf der Grundlage der nationalsozialistischen Rassenideologie wurden Sinti und Roma mit Beginn der NS-Herrschaft schrittweise entrechtet, ihrer Lebensgrundlagen beraubt und schließlich in Vernichtungslager deportiert oder in Massenerschießungen ermordet. Insgesamt fielen in Europa mehrere Hunderttausend Menschen dem Porajmos, dem Genozid an den Sinti und Roma, zum Opfer.
Die volle Anerkennung dieses rassistischen Menschheitsverbrechens mussten Sinti und Roma im Nachkriegsdeutschland über Jahrzehnte mühsam erkämpfen. Die Verleugnung der rassistischen Verfolgung ging mit der Fortsetzung staatlicher und nichtstaatlicher Diskriminierung von Sinti und Roma einher – wie etwa der Reproduktion rassistischer Stereotype in der Gesellschaft und der stigmatisierenden polizeilichen Erfassung.
Bis heute erleben Sinti und Roma alltäglich Diskriminierung. Das Gedenken an die Opfer der grausamen nationalsozialistischen Verfolgung muss verbunden sein mit dem Einsatz für die gleichen Rechte, den Schutz vor Verfolgung und gegen Hetze und Diskriminierung."
(Deutsches Institut für Menschenrechte, 02.08.2019)
02.08.2019
Eine italienische Aktivistin wirft dem rechtspopulistischen Innenminister Matteo Salvini vor, verächtliche Bemerkungen über Roma zu machen sowie die Räumungen von Roma-Camps veranlasst zu haben.
Anlässlich des Europäischen Gedenktags an den Genozid an den Sinti und Roma hat sich die italienische Schauspielerin und Aktivistin Dijana Pavlovic besorgt über neue Feindseligkeiten in ihrem Land geäußert. In Italien fuße der Erfolg der politischen Führung wieder "auf dem Hass und der Ausnutzung des Hasses gegenüber Anderen", sagte Pavlovic am gestrigen Donnerstag. Dabei verwies sie auf den rechtspopulistischen Innenminister Matteo Salvini, dessen verächtliche Bemerkungen über Roma sowie von ihm veranlasste Räumungen von Roma-Camps.
Kein Gedenken in Italien?
78 Prozent der Italiener hätten Vorurteile gegenüber Roma und Sinti, sagte Pavlovic, Sprecherin der Organisation "Kethane" ("Gemeinsam") in Mailand. Schwere tätliche Angriffe, selbst auf Kinder, riefen keinerlei Empörung in der Öffentlichkeit hervor. Auch der Gedenktag des Massenmords werde "von keiner einzigen italienischen Institution offiziell begangen", weil der Genozid "nicht formell anerkannt" sei, sagte Pavlovic.
Bekämpfen oder wenigstens eindämmen lasse sich der weiterhin aktive Antiziganismus nur durch politische Beteiligung. Nötig seien europaweite Allianzen "mit allen, die eine Vision von einer Zukunft in Respekt, Zusammenleben und Brüderlichkeit haben", sagte Pavlovic.
Die in Serbien geborene Bühnen- und Filmschauspielerin lebt seit 1999 in Italien. Politisch engagierte sie sich im linken Spektrum, etwa für das Parteienbündnis "La Sinistra - L'Arcobaleno".
Gedenkfeiern
Am 2. August 1944, vor 75 Jahren, hatten SS-Leute die verbliebenen Sinti und Roma des sogenannten Zigeunerlagers in Auschwitz ermordet. Insgesamt töteten die Nationalsozialisten Hunderttausende Sinti und Roma in Europa. Gedenkfeiern finden am gestrigen Donnerstag und heutigen Freitag in Krakau und der nahegelegenen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau statt.
"Heute vor 75 Jahren ermordeten die Nationalsozialisten und ihre Helfer die im Lagerabschnitt B II e von Auschwitz-Birkenau verbliebenen etwa 4.000 Sinti und Roma in den Gaskammern. Auf der Grundlage der nationalsozialistischen Rassenideologie wurden Sinti und Roma mit Beginn der NS-Herrschaft schrittweise entrechtet, ihrer Lebensgrundlagen beraubt und schließlich in Vernichtungslager deportiert oder in Massenerschießungen ermordet. Insgesamt fielen in Europa mehrere Hunderttausend Menschen dem Porajmos, dem Genozid an den Sinti und Roma, zum Opfer.
Die volle Anerkennung dieses rassistischen Menschheitsverbrechens mussten Sinti und Roma im Nachkriegsdeutschland über Jahrzehnte mühsam erkämpfen. Die Verleugnung der rassistischen Verfolgung ging mit der Fortsetzung staatlicher und nichtstaatlicher Diskriminierung von Sinti und Roma einher – wie etwa der Reproduktion rassistischer Stereotype in der Gesellschaft und der stigmatisierenden polizeilichen Erfassung.
Bis heute erleben Sinti und Roma alltäglich Diskriminierung. Das Gedenken an die Opfer der grausamen nationalsozialistischen Verfolgung muss verbunden sein mit dem Einsatz für die gleichen Rechte, den Schutz vor Verfolgung und gegen Hetze und Diskriminierung."
(Deutsches Institut für Menschenrechte, 02.08.2019)