Europäischer Gedenktag an den Genozid an den Sinti und Roma

Aktivistin: Italiens Politik nutzt Hass gegen Roma und Sinti

Eine italienische Aktivistin wirft dem rechtspopulistischen Innenminister Matteo Salvini vor, verächtliche Bemerkungen über Roma zu machen sowie die Räumungen von Roma-Camps veranlasst zu haben.

Eltern und Kinder am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma auf dem Gelände der Gedenkstätte Babi Jar / © Harald Oppitz (KNA)
Eltern und Kinder am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma auf dem Gelände der Gedenkstätte Babi Jar / © Harald Oppitz ( KNA )

Anlässlich des Europäischen Gedenktags an den Genozid an den Sinti und Roma hat sich die italienische Schauspielerin und Aktivistin Dijana Pavlovic besorgt über neue Feindseligkeiten in ihrem Land geäußert. In Italien fuße der Erfolg der politischen Führung wieder "auf dem Hass und der Ausnutzung des Hasses gegenüber Anderen", sagte Pavlovic am gestrigen Donnerstag. Dabei verwies sie auf den rechtspopulistischen Innenminister Matteo Salvini, dessen verächtliche Bemerkungen über Roma sowie von ihm veranlasste Räumungen von Roma-Camps.

Kein Gedenken in Italien?

78 Prozent der Italiener hätten Vorurteile gegenüber Roma und Sinti, sagte Pavlovic, Sprecherin der Organisation "Kethane" ("Gemeinsam") in Mailand. Schwere tätliche Angriffe, selbst auf Kinder, riefen keinerlei Empörung in der Öffentlichkeit hervor. Auch der Gedenktag des Massenmords werde "von keiner einzigen italienischen Institution offiziell begangen", weil der Genozid "nicht formell anerkannt" sei, sagte Pavlovic.

Bekämpfen oder wenigstens eindämmen lasse sich der weiterhin aktive Antiziganismus nur durch politische Beteiligung. Nötig seien europaweite Allianzen "mit allen, die eine Vision von einer Zukunft in Respekt, Zusammenleben und Brüderlichkeit haben", sagte Pavlovic.

Die in Serbien geborene Bühnen- und Filmschauspielerin lebt seit 1999 in Italien. Politisch engagierte sie sich im linken Spektrum, etwa für das Parteienbündnis "La Sinistra - L'Arcobaleno".

Gedenkfeiern

Am 2. August 1944, vor 75 Jahren, hatten SS-Leute die verbliebenen Sinti und Roma des sogenannten Zigeunerlagers in Auschwitz ermordet. Insgesamt töteten die Nationalsozialisten Hunderttausende Sinti und Roma in Europa. Gedenkfeiern finden am gestrigen Donnerstag und heutigen Freitag in Krakau und der nahegelegenen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau statt.


Quelle:
KNA