Katholische Akademie Dresden-Meißen für pfiffige Idee prämiert

Mit "Cafe Hoffnung" auf Rädern gegen Fremdenhass

Mit einer Gratis-Tasse Kaffee den braunen Sumpf trocken legen? Die Katholische Akademie Dresden-Meißen macht damit erstaunliche Erfahrungen. An diesem Donnerstag wird ihr Projekt beim Katholischen Flüchtlingsgipfel in Essen prämiert.

Bei einem Espresso im Gespräch  / © Yulia Grigoryeva  (shutterstock)
Bei einem Espresso im Gespräch / © Yulia Grigoryeva ( shutterstock )

Immer wieder sorgen Fälle von Rassismus und Rechtsextremismus in Sachsen für Aufsehen. So zählte die Opferberatung RAA Sachsen im vergangenen Jahr 317 rechtsradikale Gewaltdelikte, 88 mehr als im Vorjahr. Auch generell scheint die Zustimmung zu fremdenfeindlichen Positionen zu wachsen. Bei der Europawahl im Mai erhielt die AfD in Sachsen 25,3 Prozent der Stimmen und damit mehr als die CDU, für die 23 Prozent votierten. Mit Bangen blicken manche auf die Landtagswahl am 1. September.

ÜberToleranz und Ängste ins Gespräch kommen

Politik und Zivilgesellschaft im Freistaat treibt nun die Frage um, wie man mit den Bürgern wieder ins Gespräch kommt, wie sich Polarisierungen überwinden und der gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken lassen. Patentrezepte gibt es dafür nicht. Aber die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen hat mit ihrer Initiative "Cafe Hoffnung", einem rollenden "Cafe-Mobil" mit angeschlossener "Wanderakademie für Toleranz und Vielfalt", einen Weg gefunden, niedrigschwellig mit Menschen über religiöse und kulturelle Vielfalt, Toleranz und auch Ängste ins Gespräch zu kommen.

Am heutigen Donnerstag erhält das Projekt in Essen von der Deutschen Bischofskonferenz einen mit 1.500 Euro dotierten Sonderpreis im Rahmen des Wettbewerbs "Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus 2019".

"Es ist selten Smalltalk"

Herzstück des Konzepts "Cafe Hoffnung" ist das "Cafe-Mobil", ein Lastenrad mit aufmontierter großer Barista-Espressomaschine, darüber ein schwarzer Sonnenschirm mit der Aufschrift: "Cafe Hoffnung". Unterwegs ist es seit März auf Wochenmärkten, Stadt- und Gemeindefesten. Dort bieten die drei Cafe-Mitarbeiter Passanten gratis Kaffee an. "Wie? Der ist umsonst?! Toll! Warum machen Sie das?" Das sind meist die verblüfften Fragen, die das Gespräch eröffnen.

"Wir sind wirklich überrascht, wie schnell man auf diesem Weg mit den Menschen über die aktuellen, brennenden gesellschaftlichen Themen ins Gespräch kommt", freut sich Akademiedirektor Thomas Arnold. "Wir erklären, dass wir eine christliche Initiative sind, und dann kommt das Gespräch meist ganz rasch von allein zu Religion im öffentlichen Raum, Flüchtlingshilfe, Migration und Islam." Das niederschwellige Dialogangebot wird offenbar gut angenommen. "Es ist selten Smalltalk. Die Leute sind wirklich ernsthaft interessiert und unser Eindruck ist: Sie sind dankbar für solch einen Austausch und dass sie ihre Erfahrungen schildern können."

Flankiert wird das "Cafe-Mobil" von Workshops und Abendveranstaltungen. Zwei Ziele stehen dabei im Fokus: Menschen miteinander über Vorurteile und Ängste ins Gespräch zu bringen und Wissen zu vermitteln. "Dass hier in Sachsen bestimmte Parteien so erfolgreich Stimmung gegen andere Kulturen und Religionen machen, hat auch viel damit zu tun, dass es schlicht bei vielen an konkretem Wissen darüber fehlt", so Arnold. "Es ist hier nicht wie in Köln oder im Ruhrgebiet, wo die Menschen tagtäglich Muslimen oder anderen kulturellen Kontexten begegnen. Solche Erfahrungen sind in weiten Teilen Sachsens abwesend."

Gezielte Suche zur Lokalpolitik

Das "Cafe Hoffnung" sucht auch gezielt den Kontakt zur Lokalpolitik: "Nach den Kommunalwahlen im Mai, bei denen die AfD viele Sitze holte, haben wir alle Landräte und Bürgermeister angeschrieben und eine Art Coaching angeboten", berichtet Arnold. "Im Mittelpunkt stehen Themen wie Toleranz, Religionsfreiheit oder auch, dass Integration nicht hundertprozentige Anpassung voraussetzt." Zudem werden Hilfestellungen zum Bürgerdialog angeboten. So bat der Landkreis Leipzig jetzt das "Cafe Hoffnung" um Unterstützung, um mit den Bürgern über sein neu entwickeltes Integrationskonzept ins Gespräch zu kommen.

Für Arnold ist klar: "Die Initiative ist ein Beitrag, mit dem wir uns als Christen aktiv für ein respektvolles Miteinander im Land engagieren. Jede Form von Hass und Rechtsextremismus braucht ein deutliches Zeichen dagegen." Und das nicht nur hinter Kirchenmauern, sondern in aller Öffentlichkeit.

Von Karin Wollschläger


Quelle:
KNA
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