Die erste Hitzewelle des Sommers ist da

Über Flipflops, Jesus-Latschen und klösterliche Kleiderordnungen

Ein "Sahara-Outbreak" treibt die Temperaturen Richtung 40-Grad-Marke und den Menschen den Schweiß auf die Stirn. Extrembedingungen für Wetterfrösche und Wetterfühlige. Dabei hat der Sommer gerade erst begonnen.

Auch bei Hitze mit der Soutane durch die Stadt / © Francisco Osorio via Flickr (CC BY-SA 2.0) (privat)
Auch bei Hitze mit der Soutane durch die Stadt / © Francisco Osorio via Flickr (CC BY-SA 2.0) ( privat )

Verdammt heiß hier. Hoch Ulla hält die Temperaturen in Deutschland weiter auf Rekordniveau. An diesem Mittwoch könnte Prognosen zufolge die 40-Grad-Marke geknackt werden - bevor es dann in der kommenden Woche wieder etwas abkühlen soll. Die Affenhitze macht Mensch und Tier zu schaffen. Vor allem Senioren sollten darauf achten, regelmäßig und mehr als gewohnt zu trinken, teilte die Barmer mit. Die Ersatzkasse schaltete Anfang der Woche eine Hotline frei, die Anrufern Tipps im Umgang mit der tropischen Wetterlage gibt.

Unterdessen sagte das in der Eifel gelegene Freilichtmuseum Kommern die für das Wochenende geplante Veranstaltung "Mit Pferd und Ochse" ab. Für das landwirtschaftliche Arbeiten mit Museumstieren sei es schlicht zu heiß, hieß es. Schatten gesucht - nur wo? Badeseen und Freibäder kommen da als erstes in den Sinn. Ein Gang in den Wald böte sich ebenfalls an.

"Es herrscht höchste Waldbrandgefahr"

Nicht jedoch, wenn es nach FDP-Agrarexperte Karlheinz Busen geht. "Die Wälder in Deutschland sind extrem trocken, vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Es herrscht höchste Waldbrandgefahr", sagte der Bundestagsabgeordnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland und forderte, den Zutritt vorübergehend zu verbieten.

Zu den Allzeitklassikern in Sachen Abkühlung zählen an heißen Tagen auch Kirchen und Grablegen berühmter Persönlichkeiten. Immer wieder heiß gehandelt: die Hohenzollerngruft unter dem evangelischen Dom in Berlin. Angenehme Temperaturen herrschen auch im Kölner Dom, mit 22,2 Grad am Dienstagnachmittag mit ziemlicher Sicherheit einer der kühlsten Orte in Nordrhein-Westfalen. Sommerlich bekleideten Besuchern geben die Domschweizerinnen und -schweizer bunte Tücher aus, um sich in dem Gotteshaus angemessen zu bedecken.

Im Süden der Republik lockt ein Besuch im mutmaßlich höchstgelegenen Kloster Deutschlands. Bei den Franziskaner-Minoriten in Siegsdorf im Landkreis Traunstein lässt es sich auf 832 Metern Höhe gut aushalten - zumal sich auf dem "Balkon des Chiemgaus" auch ein Klostergasthof mit anerkannt guter Küche befindet.

Alles eine Frage der Kleiderordnung

Das alles können freilich nur diejenigen genießen, die nicht zur Arbeit müssen. Büromenschen stehen dagegen vor der bangen Frage, was sie sinnvollerweise anziehen - und was besser nicht. "Während man vom Surf-Lehrer und den Servicekräften einer Strandbar förmlich Unförmliches wie Flipflops erwartet, gilt für Versicherungsvertreter, Bankangestellte und Rechtsanwälte eher das Gegenteil", weiß Moritz Freiherr Knigge. Der Experte fügt aber hinzu, dass Hitzewellen inzwischen besser zu ertragen seien, da "Birkenstock auf dem Vormarsch und Krawatten auf dem Rückzug sind".

Lob und Dank sei der "Jesus-Latsche". Aber die Sache mit der Kleiderordnung bleibt kompliziert und ist dem Style-Magazin "Spiegel" dieser Tage gleich zwei Geschichten wert. Auf Spiegel Online ist eine Philippika gegen Flipflops, die "Tangas für die Füße", zu lesen. Die gedruckte Ausgabe feiert die Sandale für die Dame als Erlösung vom Tragen schmerzhafter High Heels. "Die Gleichheit der Geschlechter zeigt sich auch an der Höhe der Absätze."

Hellere Farben und dünnere Stoffe im Kloster

Auch Ordensleute machen sich Gedanken, wie Schwester Praxedis, Generaloberin der Neusser Augustinerinnen, erzählt. Bei hohen Temperaturen greifen sie und ihre Mitschwestern auf einen grauen oder weißen Habit zurück, der ein "bisschen dünner" sei. Mitleid hat sie mit denjenigen, die in der Küche arbeiten - und schwitzen. Die Hitze macht eben auch vor Klostermauern nicht Halt. Leichte Speisen, Salate und kalte Suppen stehen auf dem Speiseplan, sagt Schwester Praxedis. "Und sonntags gibt es ein Eis!"

Auf frierende Zeitgenossen trifft man derzeit wohl nur bei den laufenden UN-Klimaverhandlungen in Bonn. Die Räume im World Conference Center sind auf gefühlte 18 Grad heruntergekühlt, wie Teilnehmer berichten - während die erste Hitzewelle des Jahres die Debatte über den Klimawandel und seine Folgen neu entfacht.


Quelle:
KNA