Studie: Sozialstaat braucht mehr als Zuwanderung und Geburten

Es reicht nicht

Höhere Zuwanderung und mehr Geburten können den demografischen Wandel und seine Folgen laut einer Studie allein nicht abmildern. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung.

Menschenmasse / © Lukas Schulze (dpa)
Menschenmasse / © Lukas Schulze ( dpa )

Nur ein Maßnahmen-Mix aus Geburtenanstieg, einer konstant hohen Einwanderungsquote und einem höheren Beschäftigungsniveau habe positive Effekte auf die Höhe der Sozialkosten, heißt es in der am Donnerstag in Gütersloh veröffentlichen Studie der Bertelsmann Stiftung.

"Mögliche Instrumente sind eine schnellere Erwerbsintegration von Zuwanderern, ein Anstieg der Erwerbstätigkeit und des Arbeitsvolumens bei Frauen und Migranten sowie eine Erhöhung der Regelaltersgrenze, die sich an der steigenden Lebenserwartung orientiert", erklärte Bertelsmann-Studiendirektorin Martina Lizarazo Lopez. Wenn die Politik jetzt eingreife, könne sie Kosten für den Sozialstaat langfristig und nachhaltig sparen.

Beitragssätze von etwa 50 Prozent

Trotz demografischer Trends wie einer steigenden Geburtenrate und hohen Einwanderungszahlen werden die Ausgaben für die soziale Sicherung in Deutschland laut Studie ohne diesen Maßnahmen-Mix bis 2045 auf rund 1,6 Billionen Euro steigen (33 Prozent des Bruttoinlandsproduktes). 2017 seien es nur 890 Milliarden Euro gewesen (27 Prozent). Menschen vom Jahrgang 2010 müssten dann Beitragssätze von etwa 50 Prozent des Einkommens zahlen. 2017 habe der durchschnittliche Satz noch bei rund 40 Prozent gelegen.

Laut den Studienautoren Martin Werding und Benjamin Läpple wäre eine Änderung des Erwerbsverhaltens positiv für die Sozialausgaben: Mehr Menschen sollten demnach länger arbeiten. Der Anstieg der Sozialausgaben könne dadurch bis 2045 um drei Prozentpunkte und bis 2060 um etwa fünf Prozentpunkte gesenkt werden. 

Folgen für die soziale Sicherung

Die Studie "Wie variabel ist der demografische Alterungsprozess? Effekte von Geburten und Zuwanderung - Folgen für die soziale Sicherung" wurde an der Universität Bochum erstellt. Eine höhere Geburtenrate habe die Konsequenz, "dass sie unmittelbar die Ausgaben für Bildung und Familie erhöht, während sie die Belastung durch Ausgaben für ältere Personen erst längerfristig dämpft".

Die Forscher simulierten die Bevölkerungsentwicklung und deren Folgen mit unterschiedlichen Geburtenraten und Einwandererzahlen. Besonders vom demografischen Wandel betroffen seien: Alterssicherung, Gesundheit und Pflege, Arbeitsmarkt und Grundsicherung sowie Bildung und Familie. Der Betrachtungszeitraum der Studie reicht bis 2080.


Quelle:
KNA
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