"Wenn wir dagegen nicht etwas tun, werden sich die Integrationsprobleme noch weiter verschärfen." Daher müsse das Thema Wohnraum "ganz oben auf die Agenda", forderte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch).
Die Angst, aufgrund steigender Mieten die Wohnung aufgeben zu müssen, greife um sich, so Lilie weiter: "Wohnen ist ein Menschenrecht. In Berlin hat die Hälfte der Einwohner Angst, sich bald ihre Wohnung nicht mehr leisten zu können. Eine Caritas-Studie besagt, dass deutschlandweit drei Viertel der Bevölkerung davor Angst haben." Dies habe massive Folgen, sagte der Diakonie-Chef: "Aktuell herrscht eine existenzielle Verunsicherung für ganz viele Menschen."
"Kehrseite des Problems" im ländlichen Raum
Die "Kehrseite des Problems" sehe man im ländlichen Raum: "Die Entwicklung in den Boomtown-Regionen hat eine enorme Entwertung von Wohnimmobilien in anderen Regionen zur Folge", warnte der Präsident des evangelischen Sozialverbands.
Sozialverbände wie die Diakonie seien vor dem Problem nicht gefeit: "Auch für soziale Projekte und Nutzungen wird es immer schwieriger, Räume zu finden."
Um das Problem einzudämmen, müsse man "über Bodenpolitik reden", forderte Lilie. "Eigentum verpflichtet. Das gilt für Unternehmen, für Privatleute, aber auch für den öffentlichen Sektor", so der Diakonie-Präsident. Beispielsweise gebe es "große Flächen, die durch Aufgabe der Güterbahnhöfe bei der Deutschen Bahn nun anders genutzt werden könnten".
Diese "Filetflächen" würden zurzeit "meistbietend an Investoren verkauft". "Da muss es eine Verpflichtung geben, dass solcher Boden auch weiterhin öffentliche und soziale Nutzung erfährt", forderte Lilie.