Christliche Singlebörsen im Internet haben Zulauf

Mit Gottes Hilfe den oder die Richtige finden

Beten allein hilft nicht bei der Partnersuche: Schon der heilige Valentin soll der Überlieferung nach Gläubigen zu einem glücklichen Zusammenleben verholfen haben. Heute tun das christliche Partnerportale.

Autor/in:
Michael Althaus
Frau mit Smartphone / © Harald Oppitz (KNA)
Frau mit Smartphone / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Partnersuche über Online-Singlebörsen ist inzwischen so normal wie das Kennenlernen auf einer Party oder am Arbeitsplatz. Auch für Christen hält das Netz entsprechende Angebote bereit. Wer bei der Suche nach einem gläubigen Lebenspartner nicht allein auf Gott vertrauen will, der wird möglicherweise auf Himmlisch-Plaudern fündig. Dort verliebt sich zwar nicht alle 11 Minuten, aber immerhin mindestens 2,2 Mal am Tag ein Single.

Kostenlose Plattform für Christen

"Christen verhalten sich anders als klassische Discogänger", sagt Gründer und Betreiber Tobias Zschöckner. Für viele sei der Glaube wichtiges Fundament einer gelingenden Partnerschaft. Auch Zschöckner selbst ist das gemeinsame Gebet und der regelmäßige Gottesdienstbesuch wichtig. Das Portal gründete der gebürtige Dresdner, der heute in Hannover lebt, 2008 gewissermaßen aus Eigennutz: "Ich wollte gerne eine christliche Freundin kennenlernen", erzählt der 40-Jährige. Weil ihn bestehende religiöse Partnerbörsen nicht überzeugten, eröffnete der Protestant kurzerhand seine eigene.

Mit Erfolg: Gut zehn Jahre nach ihrer Gründung zählt die kostenlose Plattform, die Christen aller Konfessionen offensteht, gut 50.000 Nutzer - Tendenz steigend. Rund 11.000 von ihnen geben an, einer Freikirche anzugehören. Gut 7.000 bezeichnen sich als katholisch und 5.000 als evangelisch. Zu rund einem Drittel und damit am stärksten vertreten ist die Altersgruppe der 21- bis 31-Jährigen. Der Anteil von Frauen und Männern hält sich im Gegensatz zu klassischen Partnerportalen in etwa die Waage. Aus Rückmeldungen der Nutzer weiß Zschöckner, dass bislang mindestens rund 5.000 Singles auf Himmlisch-Plaudern einen Partner gefunden haben.

Wer sich anmeldet, kann nach der Partnerschaft fürs Leben suchen, aber auch nur nach Freundschaften oder einer Gemeinde in seiner Nähe.

"Die Nutzer sollen sich fühlen wie auf einer normalen Party, wo sie hingehen und vielleicht jemanden kennenlernen oder einfach nur gute Freunde treffen", sagt der Betreiber. Wer mag, kann in seinem Profil seinen persönlichen Glaubensweg schildern oder von Vorlieben im Gottesdienst erzählen. Bevor jemand einen anderen Nutzer direkt anschreibt, kann er ihm ein Lächeln oder einen Blumengruß senden. In Chatforen besteht die Möglichkeit, über Glaubensthemen zu diskutieren.

Gegen unseriöse Nutzer schützt sich die Plattform laut Zschöckner, indem jedes der täglich rund 60 neuen Profile auf Echtheit geprüft wird. Der Ingenieur verwaltet die Seite in seiner Freizeit; einige ehrenamtliche Administratoren unterstützen ihn dabei.

Markt wächst und wird immer bunter

Himmlisch-Plaudern ist längst nicht die einzige christliche Singlebörse. Auch auf Plattformen wie kathTreff, Gigaherz oder Feuerflamme können Gläubige nach Gleichgesinnten suchen. Manche richten sich nur an Katholiken oder Protestanten; viele erheben von ihren Nutzern eine Gebühr. Der Markt wächst und wird immer bunter.

Für klassische Partnerportale hingegen spielt Spiritualität eher eine untergeordnete Rolle. "Religion und Glaube sind keine Persönlichkeitsmerkmale im engeren Sinn und werden deshalb im ersten Schritt nicht von uns abgefragt", sagt Jana Bogatz, Sprecherin von Parship. Die Erfahrung habe gezeigt, dass Religion kein Ausschlusskriterium sei und Glück und Unglück einer Beziehung nicht von dieser Frage abhänge. In ihrem frei zu gestaltenden Profil könnten Kunden Glauben aber selbstverständlich thematisieren und täten das auch.

In Konkurrenz zu den religiösen Spezialanbietern sieht die Sprecherin ihr Unternehmen nicht; auch wegen der sehr unterschiedlichen Größe.

Auf Parship haben sich allein im Jahr 2017 weltweit 1,63 Millionen Mitglieder neu registriert.

Tobias Zschöckner hat seine Traumpartnerin übrigens gefunden - wenn auch nur indirekt über sein Portal. Über Himmlisch-Plaudern entdeckte er seine heutige Gemeinde, wo er kurz darauf seine Ehefrau traf.

Inzwischen sind die beiden sechs Jahre verheiratet und haben zwei Kinder. Sein Tipp für Singles auf der Suche? "Sich nicht zu Hause einschließen. Man muss Gott auch die Chance geben, den richtigen Partner vorbeizuschicken - ob auf einer Party, im ganz normalen Gottesdienst oder eben auf einer Singlebörse."

 

Rose auf einer Computertastatur / © Sven Hoppe (dpa)
Rose auf einer Computertastatur / © Sven Hoppe ( dpa )
Quelle:
KNA