Erzbistum München hilft Senioren in Jerusalem

"Es ist letztlich ein Friedensprojekt"

Alte Menschen sind oft abgekoppelt von der Gesellschaft - auch in Jerusalem. Das Erzbistum München und Freising unterstützt ein Projekt, dass sie einbindet  - und letztlich Menschen aller Religionen  zusammenbringt. 

Menschen stehen vor der Absperrung der Eingangstür zur geschlossenen Jerusalemer Grabeskirche / © Andrea Krogmann (KNA)
Menschen stehen vor der Absperrung der Eingangstür zur geschlossenen Jerusalemer Grabeskirche / © Andrea Krogmann ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was wird in diesem Projekt für die christlichen Senioren in der Jerusalemer Altstadt getan?

Florian Streibl (Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler in Bayern und katholischer Theologe): Die Jerusalemer Altstadt ist ein Wirrwarr aus Gassen und engen Treppen. Gerade für Senioren ist es ein Ort, an dem man sich nicht gut bewegen kann. Im christlichen Viertel gibt es viele ältere Menschen, die dadurch immer mehr an ihr Zuhause gefesselt sind und gar nicht mehr so richtig rausgehen können. Und damit nicht mehr am täglichen Leben teilnehmen können.

Ein Projekt von der "Jerusalem Foundation" kümmert sich um die christlichen Senioren in der Altstadt. Es gibt Hausbesuche, aber auch ein Seniorenzentrum, wo Leute hinkommen können und wo man sich um sie kümmert. Dort gibt es zum Beispiel Sportunterricht für Männer und Frauen oder hebräische Kurse. Aber es wird auch angeboten - was erschreckend ist - Lesen und Schreiben zu lernen, weil das Kompetenzen sind, die bei den Leuten teilweise fehlen.

DOMRADIO.DE: Wie erfahren die älteren Menschen von dem Projekt - klingelt jemand bei ihnen an der Haustür?

Streibl: Ja, es kommt jemand vorbei. Aber die Jerusalemer Altstadt ist nicht unbedingt eine Großstadt, sondern ein Gemeinwesen, wo sich alles sehr viel und sehr schnell herumspricht. Solche Projekte werden da schnell bekannt.

Das Projekt ist natürlich nicht nur eine Anlaufstelle für christliche Senioren. Ziel ist, die Menschen religionsübergreifend zusammenzubringen und auch Verständnis für den Anderen aufzubringen. Es kommt  zum Beispiel auch vor, dass die christlichen Senioren für die Muslime zum Fastenbrechen ein Abendessen herrichten.

DOMRADIO.DE: Wie ist das allgemein für Senioren in Israel? Bekommen die Menschen Unterstützung von der Stadt Jerusalem oder aus Tel Aviv?

Streibl: Ich glaube, da gibt es relativ wenig Unterstützung. Man muss auch wissen, dass Jerusalem eine der ärmsten Städte im ganzen Nahen Osten ist. Die gläubigen orthodoxen Juden sind steuerbefreit, genauso wie die dort lebenden Araber. Letztlich zahlen nur 20 Prozent in dieser Stadt Steuern. Also gibt es auch wenig zu verteilen und deswegen ist die Not - gerade bei den älteren Leuten - am schlimmsten.

DOMRADIO.DE: Warum genau haben Sie sich dieses Projekt ausgesucht, um es mit der Erzdiözese München und Freising zu unterstützen?

Streibl: Wir unterstützen Jerusalem generell. Es ist letztlich ein Friedensprojekt, bei dem man die Menschen zusammenbringen will. Und gerade die Altstadt, also das Zentrum von Jerusalem, ist Zankapfel der verschiedenen Religionen. In diese Altstadt Ruhe hineinzubringen und für die Verständigung zwischen den Religionen zu werben ist eine ganz wichtige Sache. 

Dass man sich da um die Menschen kümmert, die letztlich abgehängt werden - gerade die Senioren, die dann eigentlich gar nicht mehr aus ihren Wohnungen rauskönnen - ist eine ganz großartige Aufgabe. Ich bin froh, dass sich das Erzbistum München und Freising darum kümmert.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR