Erdrutsche und Überschwemmungen haben im Süden der indonesischen Insel Sulawesi bisher mindestens 30 Menschen das Leben gekostet. Der Chef der Nationalen Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Nugroho, rechnete am Donnerstag damit, dass die Zahl der Toten noch weiter steigt.
Weitere Informationen aus den betroffenen Bezirken in der Provinz Sulawesi Selatan gingen noch ein. Die seit Tagen andauernden starken Regenfälle haben in der Provinz in zehn Bezirken Überschwemmungen verursacht und auch die Provinzhauptstadt Makassar unter Wasser gesetzt.
25 Menschen galten den Angaben zufolge als vermisst, weitere 47 wurden verletzt. Mehr als 3300 Menschen mussten angesichts der Wassermassen ihre Häuser verlassen. In der Region herrscht derzeit Regenzeit, der Monsun dauert in den meisten Regionen Indonesiens von etwa November bis März. Dieses Jahr könnte er im Januar und Februar am stärksten ausfallen, hieß es.
Mindestens 26 Todesopfer stammten aus drei Bezirken der Provinz, darunter dem am härtesten getroffenen Distrikt Gowa, wie der Chef der Behörde in der Provinz, Syamsibar, sagte. "Wir hoffen, dass das Wasser sich zurückzieht, sobald der Regen nachlässt." Erdrutsche und Überschwemmungen sind während der Regenzeit keine Seltenheit. (kna)
25.01.2019
Die indonesische Insel Sulawesi kann sich kaum erholen. Nach mehreren Tsunamis in den vergangenen Monaten bereiten aktuell heftige Regenfälle und Erdrutsche Sorge. Caritas International ist vor Ort, um den Menschen zu helfen.
DOMRADIO.DE: Fangen wir mit Sulawesi an. Dort ist noch vieles zerstört durch den letzten Tsunamis - jetzt kommen Regenfälle dazu. Was können Sie über die aktuelle Lage sagen?
Holger Vieth (Pressesprecher von Caritas International): Die aktuelle Lage ist tatsächlich ein bisschen bedrückend. Gerade, was die Tsunami- und Erdbebenschäden angeht, wurde vieles belassen, wie es war. Man sieht an der Küste noch die ganzen Überreste von Strandhütten und Shops, die dort standen und jetzt völlig zerfetzt wurden. Es gab ein sehr weit in den Medien verbreitetes Bild von einer Moschee, die am Wasser gebaut wurde und immer noch von den Wassermassen umspült wird.
Es ist vieles noch so, wie es im September, nach dem großen Erdbeben und Tsunami aussah, direkt nach der Katastrophe. Die Stimmung ist auch nach wie vor noch ein bisschen bedrückt. Die Leute scheinen schwer unter Schock zu stehen.
DOMRADIO.DE: Ist denn Alltag in so einer Situation möglich? Können Kinder zum Beispiel zur Schule gehen?
Vieth: Ja, der Alltag geht weiter. Das Erdbeben hat oft auch die Grundstrukturen der Häuser belastet. Aber es steht alles soweit noch. Natürlich gab es in einigen Ecken größere Zerstörungen. Aber die Menschen schauen nach vorne. Sie wollen ihren Alltag wieder bewältigen. Die Schule geht weiter, aber man merkt, dass die Kinder schwer traumatisiert sind. Gerade da setzen wir auch mit unseren Hilfen an.
DOMRADIO.DE: Wo können Sie da helfen, zusammen mit ihren lokalen Partnern?
Vieth: Es gibt verschiedene Phasen der Hilfe. Erst einmal haben wir mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser geholfen, also die Primärbedürfnisse der Menschen gedeckt. Jetzt geht es darum, sich in der Übergangsphase ein bisschen der psychosozialen Situation zu nähern, dass man mit den Menschen ins Gespräch kommt und sie zum Sprechen bringt, dass sie über ihre Probleme reden können. Darüber hinaus helfen wir dann auch beim Wiederaufbau. Das ist der nächste Schritt, der folgt.
DOMRADIO.DE: Auf Java sind Sie auch gewesen. Darüber haben sie auch in Ihrem Blog geschrieben. Ein Artikel trägt die Überschrift: "Willkommen in Mordor." Das ist eine Anspielung auf das Buch "Der Herr der Ringe": Das müssen Sie uns erklären.
Vieth: Das ist tatsächlich ein bisschen erklärungsbedürftig. Es war so, dass im Dezember der Vulkan Anak Krakatau, der vor der Insel Java liegt, einen Erdrutsch hatte und infolgedessen ein bis zu fünf Meter hoher Tsunami in dieser Meeresenge zwischen Sumatra und Java die Menschen überrascht hat. Die Leute wurden wirklich völlig überrumpelt von diesem Ereignis. Es wurde auch keine Warnung ausgegeben.
Als wir an der Küstenstraße entlang fuhren, meinte ein lokaler Kollege zu mir, mit Blick auf diesen Vulkan, den man immer in Sichtweite hat und der immer mal wieder brodelt: "Willkommen in Mordor" - in Anspielung auf dieses düstere Schattenreich, das von einem Vulkan umgeben ist, aus eben diesem Buch.
Vieth: Sie berichten auch von einem ganz kuriosen Phänomen, dass sich der Boden verflüssigt und Menschen verschluckt werden. Was passiert da?
Vieth: Das ist in Palu in Sulawesi passiert. Dort hat sich der Boden verflüssigt. Da lagen relativ sandige Erdschichten in einem Sumpfgebiet, in dem die Menschen gebaut hatten, auf einer Schicht von extrem viel Wasser. In Folge eines Erdbebens wird das Ganze dann - ich sage es mal etwas flapsig - zusammengerührt.
Und die Leute haben uns das so geschildert wie einen überdimensionalen Mixer. Da ist wirklich das Haus, das man an einer Stelle gebaut hatte, fünfhundert Meter weiter wieder aufgetaucht. Menschen haben uns erzählt, dass sie verschluckt worden sind vom Erdboden und dann wieder freigegeben worden sind. Da haben massive Kräfte gewaltet. Dieses Trümmerfeld zu sehen, hat wirklich einen sehr großen Eindruck auf uns gemacht. Und auch für die Indonesier, die viele Naturkatastrophen erlebt haben, war das ein völlig neues Phänomen.
Das Interview führte Tobias Fricke.
Erdrutsche und Überschwemmungen haben im Süden der indonesischen Insel Sulawesi bisher mindestens 30 Menschen das Leben gekostet. Der Chef der Nationalen Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Nugroho, rechnete am Donnerstag damit, dass die Zahl der Toten noch weiter steigt.
Weitere Informationen aus den betroffenen Bezirken in der Provinz Sulawesi Selatan gingen noch ein. Die seit Tagen andauernden starken Regenfälle haben in der Provinz in zehn Bezirken Überschwemmungen verursacht und auch die Provinzhauptstadt Makassar unter Wasser gesetzt.
25 Menschen galten den Angaben zufolge als vermisst, weitere 47 wurden verletzt. Mehr als 3300 Menschen mussten angesichts der Wassermassen ihre Häuser verlassen. In der Region herrscht derzeit Regenzeit, der Monsun dauert in den meisten Regionen Indonesiens von etwa November bis März. Dieses Jahr könnte er im Januar und Februar am stärksten ausfallen, hieß es.
Mindestens 26 Todesopfer stammten aus drei Bezirken der Provinz, darunter dem am härtesten getroffenen Distrikt Gowa, wie der Chef der Behörde in der Provinz, Syamsibar, sagte. "Wir hoffen, dass das Wasser sich zurückzieht, sobald der Regen nachlässt." Erdrutsche und Überschwemmungen sind während der Regenzeit keine Seltenheit. (kna)