Kardinal Woelki warnt vor digitaler Diktatur

"Nicht bloß Science-Fiction"

Die Entwicklung von Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Big Data schreitet immer weiter voran. Angesichts dessen warnt der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki vor einer digitalen Diktatur. Dies sei keine Sciene-Fiction, betont Woelki.

Symbolbild Digitalisierung / © Nicolas Armer (dpa)
Symbolbild Digitalisierung / © Nicolas Armer ( dpa )

"Monopolähnliche Plattformen und Portale spähen unsere Interessen und Vorlieben aus", schreibt der Erzbischof in einem Beitrag für den NRW-Wirtschaftsblog der Landesvereinigung der Unternehmensverbände. "Gigantische Datenspeicherung bis zum Big Data bieten ihnen Informationen über persönliche Nutzer. Die Giganten verkaufen sie und untergraben unsere Privatsphäre."

"Nicht bloß Science-Fiction"

Die Prognose des israelischen Bestsellerautors Yuval N. Harari, wonach Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Big Data bald das Kommando übernähmen, ist nach den Worten Woelkis nicht bloß Science-Fiction. "Denn wir sehen schon Anzeichen, dass diese Prognose Wirklichkeit wird." Es werde immer mehr Realität, dass Algorithmen die Gefühle der Menschen ausspähten und diese sich gefügig machten.

"Eine Avantgarde baut schleichend eine digitale Diktatur auf, hält die Untertanen in Schach, ohne dass diese das als bedrohlich wahrnehmen", stimmt der Erzbischof Harari zu.

Kardinal gegen Bedingungen des Crowdworkings

Woelki wendet sich gegen Crowdworking, also über Online-Plattformen vermittelte Mikrojobs auf Honorarbasis. Arbeitsrecht, Jugendschutz oder Mindestlöhne spielten hier keine Rolle. Zudem orientiere sich künstliche Intelligenz an menschlicher Logik und menschlichen Gefühlen.

"Das ist nicht Ausdruck des perfekt Menschlichen, sondern des perfekt Technischen", so Woelki.  Es werde schon diskutiert, ob solchen Humanoiden die Menschenwürde zugesprochen werden solle. "Der Zug fährt in Richtung einer Gesellschaft sich selbst steuernder Algorithmen, Manipulation, Anonymität und Entmenschlichung", führt der Kardinal aus.

Christliche Ethik müsse dagegen ihre Stimme erheben

Der globalisierte Markt entfesselt laut Woelki einen Egoismus, der sein liberales Fundament selbst zerstört. "Wir erleben offenbar gerade, wie sich diese freiheitliche Idee selbst ad absurdum führt, indem sie die Souveränität des Individuums abschafft." Daran beteilige sich maßgeblich auch "ein kollektivistischer Kapitalismus Chinas".

Christliche Ethik müsse dagegen ihre Stimme erheben, so der Erzbischof. Dabei seien die christliche Ethik und eine am Markt orientierte freiheitliche Ethik keine Konkurrenten, sondern Verbündete. "Verantwortliche Menschen müssen die letztlich entscheidenden Akteure bleiben, die die digitale Technik nutzen, aber nicht von ihr determiniert werden."


Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki / © Andreas Kühlken (KNA)
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki / © Andreas Kühlken ( KNA )
Quelle:
KNA
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