Streit um historischen Tempelbesuch von Frauen

Zwei Frauen lösen Proteste in Indien aus

Nach dem Tempelbesuch zweier Frauen in Südindien haben radikale Hindus das Leben im Bundesstaat Kerala lahmgelegt. Bei Protesten wurden mindestens ein Mensch getötet & etwa 100 verletzt. Frauen ist das Betreten des Schreins untersagt.

Hindus vor dem Sabarimala-Tempel in Indien / © Hareesh Kumar (dpa)
Hindus vor dem Sabarimala-Tempel in Indien / © Hareesh Kumar ( dpa )

Die Demonstranten beschuldigen die Regierung von Kerala, den beiden Frauen beim Betreten des Sabarimala-Tempels geholfen zu haben, berichtet die Zeitung "Hindustan Times" am Donnerstag. Zwar erlauben die meisten Tempel in Indien den Besuch von Frauen. Allerdings gibt es mehrere berühmte Tempel, die ein absolutes Frauenverbot aufrecht erhalten, so wie der Sabarimala-Schrein. Frauen zwischen 10 und 50 Jahren ist der Zutritt zu dem Hindu-Heiligtum verboten.

Proteste von allen Seiten

In Kerala blieben am Donnerstag Schulen geschlossen, und der öffentliche Verkehr wurde gestoppt. Zehntausende Frauen bildeten in Kerala eine etwa 620 Kilometer lange Menschenkette gebildet, um gegen das Tempel-Verbot zu protestieren.

Die hindunationalistische Partei Bharatiya Janata in dem Bundesstaat rief dagegen für Freitag zu weiteren Protesten auf.

Regierung schützt Frauen vor Selbstjustiz

Die beiden Frauen hatten am Mittwoch im Schutz der Dunkelheit heimlich einen der heiligsten Hindu-Schreine betreten und damit ein jahrhundertealtes Verbot gebrochen. Es gelang den beiden Besucherinnen in Begleitung von Polizisten die Menge extremistischer Hindus zu täuschen, die seit Wochen den Sabarimala-Tempel in eine Festung verwandelt haben.

Die Hindus wehren sich mit den Protesten gegen die Aufhebung des Frauenverbots durch das Oberste Gericht des Landes. Die beiden Frauen werden inzwischen zu ihrem Schutz von der Regierung in Kerala versteckt.

Warum dürfen Frauen nicht hinein?

Dem Glauben nach dürfen Frauen im gebärfähigen Alter den vergoldeten Tempel nicht betreten, weil die dort verehrte Gottheit unverheiratet ist und daher von Besucherinnen "verführt" werden könnte. Menstruierende Frauen gelten laut hinduistischer Tradition als unrein und dürfen nicht an religiösen Riten teilnehmen oder Tempel betreten.

Im September 2018 erklärte jedoch das Oberste Gericht, die Praxis verstoße gegen die von der Verfassung garantierte Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Zahlreiche Frauen hatten danach versucht, den in einem Wald gelegenen Tempel zu erreichen, waren aber von wütenden Hindu-Aktivisten davon abgehalten worden. Im Oktober nahm die Polizei bei Ausschreitungen von Verbotsbefürwortern etwa 2.000 Menschen fest.

 

Quelle:
epd , KNA