Missbrauchsopfer wurden zum Schweigen gebracht

"Schüler gaben sich selbst die Schuld"

Viele Opfer von kirchlichem Missbrauch schweigen über das, was ihnen widerfahren ist. Auch Matthias Katsch, Sprecher der Opferinitiative "Eckiger Tisch", hat lange Zeit aus Schuldgefühlen nichts gesagt. Jetzt äußert er sich aber.

 (DR)

Der Sprecher der Opferinitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, hat aus Schuldgefühlen jahrzehntelang über den eigenen sexuellen Missbrauch geschwiegen. "Weil wir nicht wirklich begriffen, was uns geschah", sagte er dem ZEITmagazin (Donnerstag). Der Täter habe erreicht, dass er und andere Opfer, die am Berliner Canisius-Kolleg sexuell missbraucht worden waren, sich dafür selbst die Schuld gaben.

Pater Mertes gibt Aufklärungsanstoß

Ein Pater des Jesuiten-Kollegs habe ihn und andere während der "Auswertungen" eines angeblichen Tests mit Fragen über Sexualität missbraucht, so Katsch. Bei demselben Pater habe er als Schüler auch die Beichte ablegen müssen. Er habe es nicht gewagt, dem Schuldirektor von dem Missbrauch zu berichten, sagte Katsch weiter. "Das Konzept des sexuellen Missbrauchs gab es damals nicht – wir wussten gar nicht, was sexuelle Gewalt war", erklärte er.

2010 hatte der damalige Rektor des Jesuitenkollegs in Berlin, Klaus Mertes, bekannt gemacht, dass in den 1970er/80er Jahren mehrere Schüler des Kollegs sexuelle missbraucht worden waren. Damit brachte er die Aufdeckung des Missbrauchsskandal ins Rollen.


Matthias Katsch / © Stephanie Pilick (dpa)
Matthias Katsch / © Stephanie Pilick ( dpa )
Quelle:
KNA