Was man beim Spenden beachten sollte

Damit die Hilfe auch wirklich ankommt

Die Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Aber was soll man spenden? Geld? Oder doch lieber Sachspenden? Kommen die Gaben an? Und wem sollte man spenden? Der Experte rät da zu einem Blick in die Nachbarschaft und auch Richtung Kirche.

Klingelbeutel geht während einer Messe von Kirchgänger zu Kirchgänger. / © Jens Wolf (dpa)
Klingelbeutel geht während einer Messe von Kirchgänger zu Kirchgänger. / © Jens Wolf ( dpa )

DOMRADIO.DE: Ist das nur so ein Gefühl, oder wird jetzt vor und an den Weihnachtsfeiertagen mehr gespendet als sonst?

Burkhart Wilke (Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen / DZI): Nein, das ist ganz klar so. Die Weihnachtszeit ist nach wie vor die Hauptsendenzeit. Umfragen, wie etwa die Erhebung im Auftrag des Dachverbands Deutscher Spendenrat, belegen, dass etwa das Zwei- bis Zweieinhalbfache eines Durchschnittsmonats im Dezember gespendet wird.

Allerdings kann man auch beobachten, dass sich in den letzten zehn bis 30 Jahren die Spenden ein gutes Stück durch Instrumente wie zum Beispiel Fördermitgliedschaften, Kinderpatenschaften oder Projektpatenschaften verstetigt haben.

DOMRADIO.DE: Wie bewerten Sie das? Ist das gut?

Wilke: Beides ist gut. Die Hauptsache ist, dass gespendet wird. Die Organisationen können recht gut damit umgehen, wenn im Dezember so ein starker Strom kommt. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch gut, wenn die Organisationen zusammen mit ihren Unterstützerinnen und Unterstützern Wege finden, um Spendeneinnahmen besser kalkulierbar zu machen und zu verstetigen.

Die Herausforderung und auch das lohnende Ziel sind, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland, die nicht spendet, zum Spenden bewegt werden kann. Das heißt: Wie können wir diese 50 Prozent Nicht-Spender und -Spenderinnen überzeugen, Vertrauen zu fassen. Denn es gibt ja im Grunde ganz gute vertrauensbildende Instrumente und die weitaus meisten der kleinen, mittelgroßen und großen Organisationen verdienen auch das Vertrauen.

DOMRADIO.DE: Die Möglichkeiten sind unglaublich groß. Es gibt sehr viele verschiedene Vereine und Hilfsorganisationen, die Spenden gut gebrauchen können. Woher weiß man denn, wo die Spende am besten aufgehoben ist?

Wilke: Da sollte man zum einen schon mal in der Nachbarschaft schauen. Oft gibt es in der Region oder vor Ort Initiativen, die man selbst persönlich gut einschätzen kann und wo man auch gut nachvollziehen kann, dass sie für ein bestimmtes Projekt oder eine bestimmte Aktion gerade Geld besonders gebrauchen.

Der zweite Tipp - neben "Das-Gute-liegt-oft-so-nah" - ist, dass man sich ein Thema aussuchen sollte, was einem selbst auch naheliegt. Denn wir halten nichts davon, etwa Kulturspenden gegen karitative Spenden oder gegen Spenden für Umweltschutz auszuspielen. All diese gemeinnützigen Zwecke bieten hervorragende wirksame Möglichkeiten des Spendeneinsatzes. Da sollte jeder Spender und jede Spenderin von sich erst mal ausgehen: Für welches Thema interessiere ich mich? Denn da ist man auch besonders schnell motiviert und auch besonders gut informiert.

DOMRADIO.DE: Sie haben das Vertrauen angesprochen. Woher weiß man denn, dass das Geld auch ankommt?

Wilke: Eine Möglichkeit ist, dass ich die Organisation selbst im Blick habe, dass sie vor Ort ist. Die andere Möglichkeit ist, dass ich in Jahresberichte der Organisation hineinschauen kann. Inzwischen gibt es auf vielen Internetseiten von Hilfswerken sehr gute und aussagekräftige Jahresberichte. Wenn ich mir mal so drei bis vier dort online angesehen habe, dann entwickle ich einen ganz guten, geschulten Blick dafür, was nur allgemeine unverbindliche Angaben sind, und wo wirklich konkrete und auch detaillierte Informationen wie etwa Einnahmen, Ausgaben oder Vermögensinformationen geliefert werden.

Wer selbst nicht so intensiv ins Detail gehen will, der kann etwa unserem DZI-Spendensiegel vertrauen. Da übernehmen wir stellvertretend die Analyse nicht nur des Jahresabschlusses, sondern auch der Ethik, der Öffentlichkeitsarbeit oder der Aufsichtsstrukturen. Wir haben auch eine Reihe von negativen Einschätzungen auf unserer Webseite in der Rubrik "das DZI rät ab". Auch das ist dann eine gute Verbraucherschutzinformation, die die Entscheidung sicherer macht.

DOMRADIO.DE: Es gibt die Möglichkeit, Sachspenden zu geben oder Geld zu spenden. Was bringt denn mehr?

Wilke: Eine Sachspenden bringt im Grunde nur dann etwas, wenn sie möglichst direkt vor Ort auch gespendet werden kann, wenn also zu große Transportkosten oder große Lagerkosten entfallen. Das heißt, im Allgemeinen ist die Geldspende besser, weil sie flexibler und damit kostengünstiger und auch wirksamer eingesetzt werden kann.

DOMRADIO.DE: Es gibt ja auch kirchliche Hilfswerke. Ist es da besser, wenn man global oder lokal spendet?

Wilke: Auch da gilt: Beides macht Sinn. Gerade in der weltweiten Arbeit haben kirchliche Hilfswerke wie Brot für die Welt auf der evangelischen Seite oder Misereor, Adveniat, missio oder Renovabis auf der katholischen Seite jahrzehntelange Erfahrungen. Sie haben auch in dieser weltweiten Arbeit dazugelernt. Das machen sie zum Beispiel auch deutlich in Evaluations- und in Wirkungsberichten, die sie online veröffentlichen.

Auch hier macht beides Sinn, wenn es ein seriöses kompetentes Hilfswerk ist. Die Hilfe vor Ort fällt vielen Menschen oft noch leichter zu unterstützen, wenn sie die Hilfe selbst beobachten können. Aber gerade auch die weltweite Hilfe macht wirklich Sinn.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Burkhard Wilke / © N.N. (DZI)
Burkhard Wilke / © N.N. ( DZI )

DZI-Spenden-Siegel / © N.N. (DZI)
DZI-Spenden-Siegel / © N.N. ( DZI )
Quelle:
DR
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