Forderung nach bundesweitem Engagementsnachweis im Ehrenamt

Zusatzqualifikation für den Arbeitsmarkt?

Gutes tun, helfen und das zudem unentgeltlich: Dies zeichnet in der Regel das Ehrenamt aus, das auch viele Frauen bundesweit ausüben. Nun werden Forderungen laut, die im Ehrenamt erworbenen Fähigkeiten zu bescheinigen. Was steckt dahinter?

Ehrenamtliche Tätigkeiten können viele Gesichter haben / © Patrick Seeger (dpa)
Ehrenamtliche Tätigkeiten können viele Gesichter haben / © Patrick Seeger ( dpa )

DOMRADIO.DE: An diesem Mittwoch ist der Internationale Tag des Ehrenamtes. Sie begrüßen es vermutlich, wenn auch Frauen in Deutschland ein Ehrenamt ausüben, oder?

Mechthild Heil (Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands / kfd): Ja, klar. Aber nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Ich begrüße jeden, der ein Ehrenamt ausübt.

DOMRADIO.DE: Und warum finden sich es gleichzeitig so wichtig, dass den Frauen schwarz auf weiß bescheinigt wird, was sie alles in ihrem Ehrenamt leisten und was sie dort für Fähigkeiten beweisen?

Heil: Die Bescheinigung ist für die Frauen natürlich eine Anerkennung. Aber wenn man sich auf dem Arbeitsmarkt umschaut, ist es auch für den Arbeitgeber wichtig, wenn jemand in seiner Akte stehen hat, ehrenamtlich engagiert zu sein. Viele Arbeitgeber haben keine Vorstellung davon, was man beim Deutschen Roten Kreuz, der Feuerwehr oder den katholischen Frauen macht. Wenn in dem Nachweis steht, welche Kompetenzen man in seinem Ehrenamt errungen hat, können sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer davon profitieren.

DOMRADIO.DE: Was lernt man denn zum Beispiel im Ehrenamt, was auch im Beruf interessant sein könnte?

Heil: Das kommt natürlich auf das Ehrenamt an. Wenn ich das auf mein Ehrenamt beziehe, lerne ich zum Beispiel, Leitungsfunktionen zu übernehmen oder eine Sitzung zu leiten. Wann habe ich das schon in meinem eigenen Betrieb? Um das zu tun, müsste ich schon Chef sein oder eine höhere Position haben. Aber es kann auch sein, dass ich lerne ein Team zu motivieren, was im Betrieb auch gerne gesehen ist. Oder ich beschäftige mich mit Abrechnungen und lerne, wie schwierig es ist, an Zuschüsse zu kommen und damit ein Budget einzuhalten. Das kann also ganz unterschiedlich sein.

DOMRADIO.DE: Bundesfamilienministerin Giffey plant einen bundesweit einheitlichen Kompetenznachweis. Sie haben schon so einen Kompetenznachweis auf ihrer Internetseite. Wie sieht der aus? Was steht da alles drin?

Heil: Auf der Webseite www.kfd.de können Sie unter "Ehrenamt" nachlesen, was auf dem Nachweis steht. Im Grunde sind dort die Qualifikationen, die Sie erreicht haben, nachzulesen. Allerdings wird der Nachweis nicht auf Bundesebene, sondern auf Diözesanebende in den einzelnen Bistümern erstellt. Wir fordern, dass dies auch auf die Bundesebene gehoben wird und dass die Nachweise einheitlich sind. Unser Verband gibt eine einheitliche Bescheinigung, allerdings machen das andere Verbände, wie beispielsweise Sportvereine, nicht.

DOMRADIO.DE: Warum würden gerade Frauen von einem bundesweit einheitlichen Kompetenznachweis profitieren?

Heil: Wir Frauen sind sehr stark im Ehrenamt engagiert. Bei Männern wird das Ehrenamt oft zum Hauptamt oder wird bezahlt. Aber ansonsten gilt unsere Forderung genauso für Männer. Schließlich würde jeder Arbeitnehmer mit so einem Pass profitieren.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Ehrenamtliche unterrichten Flüchtlinge / © Jana Banse (Erzbistum Köln)
Ehrenamtliche unterrichten Flüchtlinge / © Jana Banse ( Erzbistum Köln )

Frauen reinigen ehrenamtlich die Kirche  / © Harald Oppitz (KNA)
Frauen reinigen ehrenamtlich die Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR