Das Helfen in Krisengebieten erfordert ganz besonderen Mut

"Ein Mut, der täglich erfragt wird"

Von einem ruhigen und friedlichen Teil der Welt in ein Krisengebiet zu gehen um dort zu helfen – das erfordert Mut. Nikolaus Bonerz hat genau diesen Mut gezeigt.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Sie haben 2014 Mut bewiesen und eine große Spendenaktion für ein Krankenhaus in Bagdad gestartet. Wie ist es dazu gekommen?

Nikolaus Bonerz (St. Rafael Flüchtlingshilfe im Irak e.V.): Ich bin seit vielen Jahren im Irak und auch in dem Krankenhaus aktiv. Ich habe dann mitbekommen, dass Flüchtlinge aus dem Norden nach Bagdad kamen und bei ihren Verwandten unterkamen. Daraufhin haben das Krankenhaus und ich zusammen überlegt, ein Grundstück, was etwas außerhalb liegt, dafür zu nutzen, Container aufzustellen. Vorraussetzung dafür war natürlich die Einrichtung einer Infrastruktur. Aufgrund chaotischer Verhältnisse kam es dazu nicht. Ich habe deshalb die Spenden, die ich hier seit 2014 für den Verein sammeln konnte, persönlich in den Irak gebracht. Denn es gibt keinen Geldverkehr, weshalb man nichts überweisen kann. Ich habe das Geld hier über das Konto des Vereins in Dollar umgetauscht, da diese Währung im Irak gängig ist. Es ging in erster Linie um Geldspenden, die von großer Bedeutung waren, da man die Infrastruktur auf diesem Grundstück einrichten muss und das gelingt natürlich nur mit Geld.

DOMRADIO.DE: Da ging es aber dann weiter, dann haben Sie tatsächlich auch Container verschickt.

Bonerz: Die hab ich schon früher verschickt, da war dann viel Krankenhausbedarf drin sowie 160 Kartons mit Medikamenten, die mittlerweile nicht mehr verschickt werden dürfen aufgrund der staatlichen Bestimmungen influenziert durch Amerika.

DOMRADIO.DE: Wie waren die Reaktionen vor Ort als Sie ihre Hilfe im Krankenhaus angeboten haben?

Bonerz: Die fanden das fantastisch. Vor einigen Wochen bin ich dort hingereist und mir wurde gesagt, dass ich mutig sei. Ich selbst empfand es nicht unbedingt so, aber es ist tatsächlich eine Veränderung, wenn man von einer relativ ruhigen Welt hier in eine ganz andere Welt dort unten eintaucht. Dies wird bereits an der Ansammlung von Polizei, Militär und Straßensperren deutlich. Aber das ist tatsächlich ein Mut, der täglich erfragt wird und für Christen ganz besonders. Dem Krankenhaus gegenüber liegt die St. Rafael Kirche, welche zu Saddams Zeiten eine von 52 christlichen Kirchen in Bagdad war. Wir trafen uns damals regelmäßig Abends dort. Daher war mir Sankt Raphael bekannt. Später hat mich der deutsche Botschafter in das Krankenhaus gebracht, da ich wegen einer leichten Erkrankung behandelt wurde. So ist der Kontakt entstanden und da habe ich gesehen, wo die Notwendigkeit der Hilfe besteht. Das versuche ich auch heute über eine gemeinsame Zusammenarbeit zu erreichen. Nonnen errichten im Moment eine Schule für Sechs bis Zwölfjährige mit Büchern, die aus dem Libanon kommen und Schulkleidung. Daraus ist für mich ein Gemeinschaftsprojekte geworden. Zum einen das Krankenhaus mit den Hilfscontainern und gleichzeitig die Schule, für die ich auch hier in Nordrhein-Westfalen versuche eine Verbrüderung oder Partnerschaft zu finden. Ich würde mich aus diesen Gründen sehr freuen, wenn jemand mit mir Kontakt aufnimmt und ich bin gerne bereit, jede Unterstützung anzunehmen und mit einzubeziehen.

DOMRADIO.DE: Wie hat sich denn die Lage vor Ort verändert? Oder hat sich überhaupt was verändert? Ist die Versorgung auch im Krankenhaus besser geworden?

Bonerz: Die Versorgung ist gegeben. Es kann auch alles gekauft werden, aber es ist so, dass tagsüber viele Menschen gewaltsam zu Tode kommen. Das verlangt weiterhin Handlungsbedarf und Unterstützung auch durch Freiwillige.


Nikolaus Bonerz / © Melanie Trimborn (DR)
Nikolaus Bonerz / © Melanie Trimborn ( DR )
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