Friedensnobelpreis ist weltweit wichtigste Auszeichnung

Auch vier Deutsche unter den Preisträgern

Papst Franziskus und Bundeskanzlerin Angela Merkel werden als Dauerkandidaten gehandelt. Doch auch diesmal hat es für sie nicht zum Friedensnobelpreis gereicht.

Testament von Alfred Nobel / © Jessica Gow / Tt (dpa)
Testament von Alfred Nobel / © Jessica Gow / Tt ( dpa )

Er gilt als wohl bedeutendste internationale Auszeichnung: Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die in Deutschland lebende UN-Sonderbotschafterin Nadia Murad, die vom IS versklavt und vergewaltigt wurde, und den kongolesischen Arzt Denis Mukwege. Sie werden für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt als Waffe in Kriegen und bewaffneten Konflikten ausgezeichnet.

Ausgerechnet der Erfinder des Dynamits, der schwedische Industrielle Alfred Nobel, hat den Preis gestiftet, der in diesem Jahr zum 99. Mal vergeben wird. Der 1896 gestorbene Chemiker und Erfinder hatte in seinem Testament bestimmt, dass die Zinsen seiner Stiftung jährlich zu fünf gleichen Teilen denjenigen zugutekommen sollen, "die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben".

Kritik: Zu weitgehende Definition von Frieden

Traditionell wird der Friedensnobelpreis am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, übergeben - anders als die übrigen Nobelpreise in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Für die Vergabe ist auch nicht das schwedische Nobelkomitee verantwortlich, sondern das norwegische Nobelkomitee, das vom Parlament gewählt wird. 1901 wurde die Auszeichnung zum ersten Mal vergeben - an Henry Dunant, den Gründer des Roten Kreuzes, und an Frederic Passy, den Gründer der französischen Friedensgesellschaft.

Friedensnobelpreise waren häufig umstritten: Namen wie Begin, Le Duc Tho, Kissinger, Arafat, Peres oder Obama ließen immer wieder die Frage aufkommen, ob es richtig ist, aktive Politiker auszuzeichnen, die treibende Akteure eines Krieges waren. Weithin ohne Kritik blieben dagegen Preise für Menschenrechtsaktivisten und Wohltäter, darunter Mutter Teresa, der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu, die Anti-Landminen-Kampagne, Amnesty International oder der polnische Gewerkschafter Lech Walesa.

Kritisch bewertet wurden auch die Friedensnobelpreise an Muhammad Yunus und seine Grameen Bank (2006) oder an die Kenianerin Wangari Maathai (2004), die wegen ihrer Baumpflanzaktionen als "Mutter der Bäume" bezeichnet wurde. Die Kritik richtete sich dabei gegen eine sehr weitgehende Definition von Frieden.

19 Mal wurde der Preis ausgesetzt

Von 1901 bis 2017 wurde die Auszeichnung an insgesamt 131 Personen und Organisationen verliehen. So war das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bereits dreimal (1917, 1944 und 1963) und das Büro des Hohen UN-Kommissars für Flüchtlinge zweimal (1954 und 1981) Preisträger. Geehrt wurden 88 Männer und 16 Frauen. 19 Mal wurde der Preis ausgesetzt - in Zeiten der Weltkriege beispielsweise, oder weil sich kein geeigneter Kandidat anbot wie letztmals 1972.

Mehrfach hat das Nobel-Komitee UN-Organisationen oder UN-Personen mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt. Darunter war posthum der schwedische UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld, der während seines Vermittlungsversuches im kongolesischen Bürgerkrieg 1961 tödlich verunglückte. 2001 ehrte das Komitee die UNO als Gesamtorganisation sowie Generalsekretär Kofi Annan.

Vier Deutsche zählen auch zu den Geehrten: Gustav Stresemann 1926 für den Abschluss der Locarno-Verträge mit den ehemaligen Kriegsgegnern im Westen, 1927 Ludwig Quidde für die deutsch-französische Aussöhnung, 1935 der von den Nazis verfolgte Journalist und Schriftsteller Carl von Ossietzky und 1971 Bundeskanzler Willy Brandt.

Sieben Geistliche und Ordensleute gewürdigt

Auch vier US-Präsidenten haben es zu höchsten Ehren gebracht: Jimmy Carter 2002, der Republikaner Theodore Roosevelt, der Demokrat Woodrow Wilson und Barack Obama (2009). 2007 wurde auch der vormalige US-Vizepräsident Al Gore ausgezeichnet. Mit 21 Auszeichnungen liegen die USA an der Spitze der Nationenwertung - nur übertroffen von den internationalen Organisationen.

Sieben christliche Geistliche und Ordensleute zählen ebenfalls zu den Geehrten, darunter neben Mutter Teresa auch der katholische Bischof in Osttimor, Carlos Felipe Ximenes Belo, Martin Luther King, Erzbischof Desmond Tutu und der belgische Ordensmann Dominique Georges Pire. Jüngste Preisträgerin war 2014 die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai (17) aus Pakistan.

Die Höhe des Preisgeldes richtet sich jeweils nach dem aktuellen Vermögen der Nobelstiftung. In diesem Jahr ist der Preis mit 9 Millionen Kronen (rund 860.000 Euro) dotiert.

Von Christoph Arens


Denis Mukwege erhält den Friedensnobelpreis 2018 / © Patrick Seeger (dpa)
Denis Mukwege erhält den Friedensnobelpreis 2018 / © Patrick Seeger ( dpa )

Nadia Murad erhält den Friedensnobelpreis 2018 / © Franziska Kraufmann (dpa)
Nadia Murad erhält den Friedensnobelpreis 2018 / © Franziska Kraufmann ( dpa )
Quelle:
KNA