Caritas fördert Wohnprojekte in der Großstadt

Wenn aus Mietern Freunde werden

Besonders in den Großstädten ist die Wohnungssuche zunehmend problematisch. Die Caritas fördert verschiedene Projekte, die Abhilfe für besonders Bedürftige schaffen sollen. Erste Azubi-WGs sind schon entstanden.

Wohnungsbau in NRW / © Oliver Berg (dpa)
Wohnungsbau in NRW / © Oliver Berg ( dpa )

50 Euro Miete in Düsseldorf. Und das nicht für den Fahrradstellplatz, sondern für ein WG-Zimmer. Unmöglich? Nun, zumindest selten, aber es existiert: Im Düsseldorfer Norden bietet die Caritas eine Wohngemeinschaft für Auszubildende an: Küche, zwei Bäder, sieben Schlafzimmer.

Sie könnten die Düsseldorfer Mieten mit ihrem Anfänger-Gehalt nur schwer stemmen. Das sieht in der WG im Stadtteil Lohausen ganz anders aus. Vorher habe er 500 Euro Miete zahlen müssen, berichtet Omar Sipan.

Leben wie in der Großfamilie

Der gebürtige Syrer lebt seit diesem Sommer in der WG und absolviert eine Ausbildung im Caritas Altenzentrum Sankt Josef. In der WG fühlt sich der 23-Jährige wohl: "Wir sind wie eine Familie." Dabei kannten sich die Einwohner vorher gar nicht, sondern trafen beim Einzug erstmalig aufeinander.

Ausgewählt hat die Caritas die Bewohner stets nach der Maxime: Wer braucht den Wohnraum am dringensten? So ist eine internationale WG entstanden, in der Altenpfleger und Bürokauffrauen zusammenleben.

Es ist bereits die dritte Azubi-WG der Caritas und eines von vielen Projekten, in denen sich der Wohlfahrtsverband für mehr Wohnraum einsetzt. Die Maßnahmen sind mitunter ungewöhnlich.

Instandsetzung verwahrloster Hochhausobjekte

So auch bei einem Projekt in Duisburg, in dem sie ein Hochhaus in einem sozialen Brennpunkt wieder attraktiver machte: Im roten Riesen, im Duisburger Stadtteil Homberg-Hochheide. Bevor die Caritas vor Ort war, war der rote Riese ein weißer Riese: eines von sieben hell gestrichenen Hochhäusern, die auf dem ehemaligen Bergbau-Quartier "Rheinpreußen-Siedlung" entstanden waren.

20 Stockwerke hoch und 144 Wohnungen groß. Zuerst zogen die Menschen gerne in die modern geschnittenen Objekte ein, so lange, bis Hochhäuser aus der Mode kamen, Mieter ausblieben und stattdessen das Sozialamt hier Menschen unterbrachte. Die Gegend verkam.

Am Tiefpunkt vor zehn Jahren waren nur noch zwölf Wohnungen vermietet - auch, weil die Aufzüge defekt waren und man zu Fuß 40 Minuten bis ins oberste Stockwerk braucht, so Gabriele Strüver, die als Mitarbeiterin der Caritas Ansprechpartnerin für die Bewohner ist und als die gute Seele des Hochhauses gilt.

Leuchtturm-Charakter

Doch sie ist nicht der einzige Grund, weswegen fast alle Wohnungen des roten Riesen mittlerweile einen Mieter haben: Ein Investor hat das Haus gekauft, renoviert und neu - rot - gestrichen.

Im Erdgeschoss ist ein Concierge-Dienst eingezogen, der die Post der Mieter annimmt, weiß, wo der Kinder- und wo der Hausarzt zu finden ist, die sich ebenfalls im roten Riesen niedergelassen haben. Nachts allerdings kommt ein Sicherheitsdienst vorbei.

Insgesamt ist das Viertel aber laut Caritas nicht mehr so problematisch, seit sie als Sozialpartner hinzugeholt wurde. Das zeigt auch, dass die benachbarten Riesen im kommenden Jahr gesprengt werden. Nur der rote Riese hält sich.

"Gemeinschaft zählt"

Strüver hat ihr Büro im Haus, neben der "roten Stube", einer der größeren Mietwohnungen, die die Mieter gemeinschaftlich angemietet haben. Hier kommen sie zusammen, um Taufen zu feiern, regelmäßig gemeinsam Kaffee zu trinken oder um morgens in Gesellschaft die Zeitung zu lesen.

Mittlerweile probt dort auch der "Red Room"-Chor, der sich aus Mietern gegründet hat. "Gemeinschaft zählt, man ist hier nicht allein", heißt es in einer Liedzeile.

So begrüßt Strüver jeden Mieter persönlich, kennt sie fast alle beim Namen. Begleitet man sie durch die 20 Stockwerke, fällt das sofort auf. Und bei vielen weiß sie, was gerade in seinem Leben vorgeht. Quartiersmanagerin Strüver: "Man kann auch in einem Hochhaus ein Wir-Gefühl erzeugen."


Quelle:
KNA
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