Vor 450 Jahren starb der Ordensritter Jean de La Valette

"Der Schutzschild Europas"

"Malta" – hat das nicht irgendwas mit "Malteser" zu tun? Nein, nicht der Schnaps, sondern der Ritterorden. Ja, hat es. Und auch Maltas Hauptstadt Valletta hat ihren Namen nur "geborgt".

Malteserorden hat neuen Großkanzler / © Markus Nowak (KNA)
Malteserorden hat neuen Großkanzler / © Markus Nowak ( KNA )

Diese Geschichte beginnt auf der griechischen Insel Rhodos mit einer krachenden Niederlage. Und sie endet 1.200 Kilometer weiter westlich; auf Malta, mit dem Bau einer Festung. Mittendrin: Jean de La Valette, Großmeister des Johanniterordens, gestorben vor 450 Jahren am 21. August 1568, mutmaßlich an den Folgen eines Hitzschlags, den er sich bei einem Jagdausflug zuzog.

Seine Zeitgenossen würdigten den auf Gemälden meist streng dreinblickenden Franzosen als "Zuchtrute Afrikas und Asiens", als "Schutzschild Europas", der die "Barbaren mit heiligen Waffen vertrieb" – und der als erster "in dieser geliebten Stadt" begraben wurde, die er gegründet hatte: Valletta.

Verlust des Ordenssitzes auf Rhodos

Um all das zu verstehen, muss man ein wenig zurückgehen, ins Jahr 1523. Damals verloren die Johanniter nach über 200 Jahren ihren Ordenssitz, die Insel Rhodos, an die Osmanen unter Sultan Süleyman dem Prächtigen. Ein "ehrenvoller Abzug" wurde den Rittern gewährt.

Aber die Schmach wog schwer. Ziellos irrte der Rest der Truppe im Mittelmeer umher, landete erst in Kreta, dann in Sizilien. Die Flotte hinterließ Chronisten zufolge einen mehr als abgekämpften Eindruck.

"Alles war schwarz angestrichen, keine Banner wehten an den Masten, nur eine Fahne mit dem Bild der heiligen Jungfrau, ihren toten Sohn im Arm haltend, hing traurig vom Schiffe des Großmeisters herab."

Absicherung gegen türkische Angriffe

Der ruhmreiche Ritterorden, der bis dato den östlichen Mittelmeerraum kontrolliert und die vorwärtsdrängenden Türken immer wieder in Schach gehalten hatte: nur noch ein Schatten seiner selbst. Dazu kamen Verwerfungen in den europäischen Kernlanden. In England setzte sich König Heinrich VIII. vom Papst ab, weil dieser die Scheidung von seiner ersten Ehefrau nicht billigte.

Im Heiligen Römischen Reich sorgte Reformator Martin Luther für Furore – und heftige Dispute auch unter den Ordensrittern. Der Zufall wollte, dass noch im Jahr der Vertreibung aus Rhodos mit Julius von Medici ein Ordensritter auf den Papstthron gelangte. Als Clemens VII. setzte er sich beim mächtigen Habsburger Kaiser Karl V. für einen neuen Ordenssitz ein.

Der fand sich schließlich 1530 auf Malta. Jean de la Valette wurde kurz darauf aktenkundig: als brutaler wie willenstarker Gouverneur der kurzzeitig zum maltesischen Besitz gehörenden Stadt Tripolis im heutigen Tunesien. Und als Heißsporn, der 1538 vier Monate im "Alten Gefängnis" auf der Insel Gozo saß, weil er einen Mann attackiert hatte.

Vom Sklaven auf einer Galeere zum Ordensoberen

Unterdessen schwante den Osmanen, dass der Coup von Rhodos nicht lange vorhalten würde. Jetzt legten die Johanniter von Malta aus einen Sperrriegel zwischen dem östlichen und dem westlichen Mittelmeer und versuchten, Europas Südflanke gegen türkische Angriffe zu sichern.

Als erste unmittelbare Folge davon fand sich La Valette 1541 nach einem Seegefecht als Sklave auf einer Galeere wieder. Erst ein Jahr später kam er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs frei. Der zähe Franzose, der mehrere Sprachen fließend beherrscht haben soll, darunter Arabisch und Türkisch, stieg weiter in der Ordenshierarchie auf, übernahm das Oberkommando über die Ordensflotte und wurde schließlich 1557 zum Großmeister und damit Oberhaupt der Johanniter gewählt.

Im Mai 1565 – La Valette war inzwischen über 70 – kam es zum großen Showdown. Ein paar tausend Ordensritter und Söldner standen einer türkischen Armada von mindestens 40.000 Mann gegenüber.

"Weltwunder" der Festungskunst

"Es gibt kein Zurück, nur Sieg oder Tod!", lautete angeblich die Parole des Großmeisters. Es folgten vier Monate Kämpfe und Gemetzel von unvorstellbarer Grausamkeit. So setzte La Valette aus Vergeltung die abgeschlagenen Köpfe von türkischen Gefangenen als Wurfgeschosse ein.

Am Ende konnten seine Männer Malta halten – und der Franzose legte am 28. März 1566 den Grundstein für La Valletta. Mehr als 8.000 Arbeiter schufen ein "Weltwunder" der Festungskunst – deren Vollendung der "heldenhafte Greis" freilich nicht mehr erlebte.

Eine Erhebung zum Kardinal schlug La Valette aus. Ihm bleibt ein besonderer Platz in der Geschichte des Ordens, dessen katholischer Zweig bald unter dem Namen "Malteser" firmieren sollte. Die Hauptstadt des EU-Landes Malta trägt bis heute seinen Namen.

Von Joachim Heinz

 

Quelle:
KNA
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