Ehemaliger UN-Generalsekretär tot

Kofi Annan im Alter von 80 Jahren gestorben

Kofi Annan ist tot. Der ehemalige UN-Generalsekretär sei am Samstag nach kurzer Krankheit friedlich eingeschlafen, erklärte seine Stiftung in Genf. Annan wurde 80 Jahre alt.

Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan ist tot / © Luca Bruno (dpa)
Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan ist tot / © Luca Bruno ( dpa )

Seine Familie, neben seiner Frau Nane die drei Kinder Ama, Kojo und Nina, hätten die letzten Tage an seiner Seite verbracht, hieß es.

Von 1997 bis Dezember 2006 leitete der gelernte Volks- und Betriebswirt aus Ghana das UN-Hauptquartier am New Yorker East River. Im Oktober 2001 erhielt Annan für seinen Einsatz den Friedensnobelpreis. In seine Amtszeit als oberster UN-Diplomat fielen die Terroranschläge des 11. September 2001 in den USA, die Kriege in Afghanistan, im Irak und im Sudan sowie viele weitere lokale Konflikte in Afrika, Zentralasien und dem Nahen Osten. Die angestrebte Reform der Vereinten Nationen blieb in Ansätzen stecken.

Der Häuptlingssohn wurde am 8. April 1938 in Kumasi an der Goldküste geboren. In der Sprache seines Fante-Stamms im Westen Ghanas bedeutet Kofi "Freitag". Rund ein halbes Jahrhundert stand Annan im Dienst der Vereinten Nationen. Seit 1962 führten ihn seine Tätigkeiten unter anderem nach Addis Abeba, Kairo und Genf.

Ritterschlag durch Queen Elizabeth

Die irakische Besetzung Kuwaits 1990 und die Massaker an Zivilisten im Bosnien-Konflikt waren diplomatische Feuertaufen für das höchste Amt als UN-Friedenswahrer. 1994 erlebte er als mitzuständiger UN-Diplomat beim Völkermord in Ostafrika seine bitterste Stunde. Das Versagen der Vereinten Nationen in Ruanda nahm er auch persönlich auf seine Kappe.

Seine Auszeichnungen und Ehrungen sind Legion, darunter zwei Dutzend Ehrendoktortitel von vier Kontinenten, der Sacharow-Preis des EU-Parlaments (2003), der Orden des Fürsten Jaroslaw des Weisen (2002) sowie zahlreiche Menschenrechts- und Friedenspreise. Die englische Königin Elizabeth II. schlug ihn 2007 ehrenhalber zum Ritter.

Gründungsmitglied "Global Elders"

Annan war Gründungsmitglied der "Global Elders", einer Gruppe von Persönlichkeiten mit dem Ziel, zur Bewältigung globaler Krisen beizutragen. Er war Gründer und Präsident des Global Humanitarian Forum mit Sitz in Genf. Von März bis August 2012 als Vermittler im Syrien-Krieg war er Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga für den Syrien-Konflikt.

Bis zuletzt war Annan ein gefragter Redner und Troubleshooter. In einem Interview Anfang 2018 äußerte er sich besorgt über neue globale Fragen wie den Verfall der demokratischen Diskussionskultur durch die Sozialen Medien, den Vormarsch von künstlicher Intelligenz und digitaler Überwachung sowie Bedrohungen des Multilateralismus.

Der "weltliche Papst" und Papst Franziskus

Im November 2017 hatte Papst Franziskus den ehemaligen UN-Generalsekretär zu einem privaten Gespräch im Vatikan empfangen. Die Männer unterhielten sich über Flüchtlinge und Migration, Atomwaffen, Friedensvermittlung und über die Rolle von Frauen, sagte Annan nach dem Gespräch im Interview mit Radio Vatikan.

Dabei zeigte sich der "weltliche Papst", wie Annan oft beschrieben wurde ausgesprochen besorgt über die derzeitige Weltlage. Vor allem die wachsende Gefahr neuer Kriege machte ihm Sorgen, die er mit dem Papst besprach: "Man braucht Diplomatie, man braucht Absprachen, man braucht Gespräche", forderte Annan nach dem Treffen. Weiter: "Ein Leader muss auch zuhören können, er darf nicht davon ausgehen, dass er immer seinen Kopf durchsetzen kann oder dass er immer gewinnt."

Für eine humane Flüchtlingspolitik

Die großen Konflikte der Welt lagen dem Mann aus Ghana auch lange nach seiner Amtszeit bei der UN am Herzen. So rief er zum Beispiel im Jahr 2015 auf dem Kirchentag in Stuttgart zu einer weltweit humanen Flüchtlingspolitik auf. Gerade angesichts der Globalisierung könnten höhere Zäune oder Abschottungsmaßnahmen nicht die Antwort auf Zuwanderung sein, erklärte der ehemalige UN-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger.

Annan lobte Deutschland als "vergleichsweise offen", weil das Land viele Migranten aufgenommen habe, die vor Gewalt und Armut geflohen seien. Er mahnte aber auch: "Ich bitte Sie dringend, diesen Weg der Menschlichkeit weiterzugehen."


Quelle:
epd , KNA , DR