"Ehrenkaffee" hilft Menschen am öffentlichen Leben teilzunehmen

Eine Tasse Kaffee spenden

In Cafés findet meist das öffentliche Leben eine Viertels statt. Was aber, wenn man es sich nicht leisten kann, einen Kaffee zu trinken und daran teilzunehmen? Im Café Tapku in Köln-Ehrenfeld können Gäste anderen Gästen einen Kaffee spenden.

Ein Bon für einen Gratis-Kaffee / © Oliver Berg (dpa)
Ein Bon für einen Gratis-Kaffee / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Aktion "Ehrenkaffee" ist eine Idee der Caritas. Worum geht es da genau?

Dieter Edling (Inhaber des Café Tapku): Es gibt viele Menschen, die es sich nicht so oft leisten können, einen Kaffee trinken zu gehen. Die Caritas möchte ihnen mit einem geschenkten Kaffee ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Das bedeutet, ein Gast trinkt bei uns einen Kaffee und bezahlt am Schluss einen sogenannten "Ehrenkaffee". Diesen kann sich ein Mensch, der sich keinen Kaffee leisten kann, umsonst bestellen. Die Spendenbereitschaft ist sehr hoch.

DOMRADIO.DE: Als Kaffeebesitzer erleben Sie die Besucher, die zu Ihnen kommen. Wie wichtig ist dieser Austausch beim Kaffee?

Edling: Diesen Austausch hatten viele früher auf der Arbeit. Jetzt durch Rente oder was auch immer haben sie nicht mehr so viel Geld. Sie gehen weniger raus, da sie es sich nicht leisten können, isolieren sich und trauen sich nicht mehr raus. Vielen dieser Menschen fehlt einfach der Kontakt und der Umgang mit anderen Menschen oder Freunden. Und deswegen hat die Caritas dieses Projekt entworfen und versucht das nun zum Leben zu erwecken.

DOMRADIO.DE: So ein Café, eine Kneipe oder ein Restaurant ist bei uns in Köln oft das Herz des Viertels. Wie wichtig ist für Ehrenfeld dieses Gefühl "Ich bin in Ehrenfeld"?

Edling: Wir sind jetzt seit vier Jahren in Neuehrenfeld und wir fühlen uns da sehr wohl. Es ist ein sehr gemischtes Publikum. Dort sind sowohl junge Menschen, als auch ältere Leute, arm, reich, wirklich bunt gemischt. Diese Leute sollen sich auch im Café kennenlernen und sich dann regelmäßig wiedertreffen.

DOMRADIO.DE: Wie war das bei Ihnen, wie kamen Sie darauf zu sagen: "Ich mache mit"?

Edling: Ich kannte so etwas in der Art schon aus anderen Ländern. Das hieß dann halt anders. Zum Beispiel gibt es in Spanien die Möglichkeit einen Kaffee für jemand anderen zu spenden, der es sich nicht leisten kann. Wie ich dann von der Idee hörte, die die Caritas ins Leben rufen wollte, war ich direkt begeistert und habe gesagt, das unterstützen wir. Wir waren so ziemlich die Ersten und seitdem versuchen wir das zum Laufen zu kriegen.

DOMRADIO.DE: Das klingt erstmal relativ einfach: Ich spende eine Tasse Kaffee, wenn ich selber eine trinke. Wenn ich mir das leisten kann, finanziere ich noch eine Tasse Kaffee für jemand, der es sich nicht leisten kann. Ich kann mir vorstellen, Spenden ist vielleicht erst mal einfacher. Aber nehmen die Leute das auch an? Wie schwierig ist das?

Edling: Das ist ziemlich schwierig. Es kommt auf die Leute an. Aber die erste Schwierigkeit ist, die Leute zu informieren, dass sie zu uns kommen können. Wir müssen die Leute erreichen. Und wenn es die Leute erstmal erreicht hat, dann ist es wichtig, dass die Leute sich auch trauen vorbeizukommen, dass sie merken, da passiert ihnen nichts und keiner will ihnen etwas Böses. Im Gegenteil.

Aber es gibt natürlich eine gewisse Hemmschwelle, danach zu fragen und zu sagen: Ich brauche einen Gutschein oder ich möchte einen Ehrenkaffee haben, weil ich mir den sonst nicht leisten kann. Und das ist etwas, das wir betonen möchten, dass die Leute da keine Angst zu haben brauchen. Die, die auch schon da waren, kommen regelmäßig wieder und bringen auch schon mal Leute mit. Aber für neue Leute ist es halt schwierig, den Schritt zu wagen.

DOMRADIO.DE: Jetzt wissen wir natürlich im Café Tapku ist das möglich. Aber woher weiß ich denn, wo ich in Köln so einen Kaffee bekommen kann?

Edling: Das ist das Problem, dass man nicht genau weiß, wie man die Leute erreicht, die das gerne nutzen möchten. Ältere Leute, die jetzt in der Rente nicht mehr so viel Geld haben, stehen oft nicht so stark mit den sozialen Medien in Verbindung. Das heißt, darüber erreicht man eher wenige.

Aber wir versuchen es auch über andere Kanäle wie den Kölner Wochenspiegel, der Stadtteilzeitung oder der Apotheken Umschau. Wir haben Informationen in Praxen und in Wartezimmern von Ärzten ausgelegt. Es muss halt noch ein bisschen bekannter werden und wenn sich die Leute dann trauen und es anderen Leuten erzählen, dann wird das schon laufen. Aber es ist halt noch in der Anfangsphase, auch wenn es jetzt schon ein halbes Jahr läuft.


Quelle:
DR