Franziskus-Hospital in Köln feiert 150-jähriges Bestehen

Den Ordensschwestern sei Dank

Zwei Weltkriege und eine drohende Insolvenz hat das St. Franziskus-Hospital in Köln-Ehrenfeld überstanden. Zur 150-Jahr-Feier blicken die Mitarbeiter zurück auf eine wechselvolle und teils dramatische Geschichte.

Das St. Franziskus-Krankenhaus in Köln-Ehrenfeld (Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria)

DOMRADIO.DE: Das Sankt Franziskus-Hospital gehört zur Stiftung der Cellitinnen zur heiligen Maria. Gegründet wurde das Krankenhaus von Stifterin Franziska Schervier. Heute liegt es im Herzen von Ehrenfeld. Schwester Katharina Maria, wie sah das denn aus vor 150 Jahren? Da stand ja noch nicht dieses fertige Krankenhaus?

Schwester Katharina Maria (Krankenhausoberin im St Franziskus-Hospital in Köln-Ehrenfeld): Da war Ehrenfeld noch ein Dorf, kann man sagen. Da stand das meiste noch nicht, was heute da steht. Aber es lebten schon Menschen dort. Damals war die Zeit vieler Epidemien - Cholera, Diphtherie, Typhus. Und es gab überhaupt noch kein Krankenhaus in Ehrenfeld. Die Priester damals wollten aber dennoch, dass die Leute gut versorgt wurden, besonders während der Epidemien.

Als wieder eine Cholera-Epidemie ausbrach, hat der Pfarrer der Gemeinde bei unserer Gründerin, Schwester Franziska Schervier, in Aachen angefragt, ob sie nicht ein paar Schwestern hat, um die Kranken zu versorgen. Franziska Scharvier hat dann drei Schwestern nach Ehrenfeld gebracht, die zunächst einmal die Kranken in ihren eigenen Häusern versorgt haben. Als die Epidemie abklang, sind sie wieder nach Aachen zurückgekehrt. Aber der Pfarrer hat gemerkt, wie segensreich es ist, wenn immer jemand da ist, der sich um die Armen und Kranken kümmert. Er hat immer wieder in Aachen angeklopft und gebeten, ein paar Schwestern auf Dauer zu schicken.

Franziska Scharvier hat dann auch eingewilligt und einige junge Schwestern nach Köln gebracht. Die Schwestern haben zunächst die Kranken in ihren Häusern versorgt. Aber dann wurde es auch notwendig, einige Kranke zentral zu versorgen, weil sie bei sich selbst zu Hause schlecht zu pflegen waren. So entstanden Krankenhäuser. Zunächst einmal gab es dort aber gar keinen Arzt. Das baute sich erst langsam auf, denn es wurden immer mehr Kranke. Es musste ein größeres Haus gebaut werden. Und dann kamen auch die ersten Ärzte ins Krankenhaus. Das waren erst mal ein Internist und ein Chirurg. Heute dagegen haben wir circa 150 Ärzte in zehn verschiedenen Fachabteilungen. Diese Entwicklung innerhalb von 150 Jahren - das ist eigentlich Wahnsinn.

DOMRADIO.DE: Das besondere am Sankt Franziskus-Hospital ist ja: Es gibt tatsächlich immer noch Schwestern, die dort aktiv sind. Herr Knaup, was macht das für einen Unterschied, in einem Krankenhaus zu sein, wo noch Schwestern sind?

Hans Knaup (Fachkrankenpfleger und Vorsitzender der Mitarbeitervertretung im St. Franziskus-Hospital in Köln-Ehrenfeld): Grundsätzlich kann man sagen: Das ist ein ganz anderes Miteinander. Man kennt sich untereinander, man hilft sich untereinander. Das wirkt sich auch auf Situationen aus, in denen es mal eng und schwierig wird in einem Krankenhaus. Die Situation in Deutschland ist ja bekannt: Krankenhäuser in Deutschland kämpfen aktuell mehr oder weniger alle ums Überleben. Das ist für uns nicht anders. Da geht es nur miteinander. Und miteinander bedeutet eben auch: mit den Ordensschwestern zusammen. Das hilft uns dabei zu überleben.

DOMRADIO.DE: Sie sind Fachkrankenpfleger. Was bedeutet es für Sie persönlich, für Ihre Arbeit, dass die Schwestern da sind?

Knaup: Wir reden miteinander und bekommen das Verständnis und das Mitgefühl der Schwestern - und ihre Unterstützung, wenn wir sie brauchen. Das ist für die gesamte Mitarbeiterschaft wichtig, aber auch persönlich. Wenn ich jetzt Schwester Katharina ansprechen würde und sagen würde: "Schwester, ich hab heute so einen harten Tag gehabt." Sie weiß, wovon ich rede, und sie ist auch dann bei mir.

DOMRADIO.DE: Kommen wir noch einmal auf die bewegte Geschichte des Krankenhauses zurück. 1993 wurde es an den Deutschen Orden übergeben, kam dann aber wieder zurück. Was war da los?

Knaup: Das war eine sehr dramatische Entwicklung. Die Schwestern haben das Krankenhaus 1993 an den Deutschen Orden übergeben, vor dem Hintergrund, dass die Ordensschwestern immer weniger wurden. Das bedeutete, dass das Krankenhaus nicht mehr so geführt werden konnte, wie sie es gerne wollten. Der Deutsche Orden hat dann das Krankenhaus übernommen, hat es aber geschafft, innerhalb von sieben Jahren das Krankenhaus und die gesamte deutsche Ordensstiftung so herunterzuwirtschaften, dass das Krankenhaus kurz vor der Insolvenz stand.

Das war eine hochdramatische Zeit damals im Dezember 2000. Sie müssen sich vorstellen, dass sie zwei Tage, bevor sie eigentlich ihre Dezember-Gehaltszahlung bekommen sollten, gesagt bekommen: "Tut uns furchtbar leid. Wir sind zahlungsunfähig." Das bedeutete in der Konsequenz für viele Mitarbeiter auch: Keine Miete mehr zahlen, kein Essen mehr kaufen, keine Geschenke für die Kinder. Gleichzeitig war es so, dass der Deutsche Orden in seinem Expansionswahn - so nenne ich es jetzt mal - in Bayern vom damaligen Ministerpräsidenten als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt wurde. In der Konsequenz bedeutete das, dass die Mitarbeiter nicht einmal zum Arbeitsamt gehen und Insolvenzgeld beantragen konnten. Denn qua Gesetz kann eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nicht pleite gehen.

Das heißt, die Mitarbeiter standen von heute auf morgen mit null Einkommen da und gleichzeitig mit Forderungen aus allen Richtungen. Wir haben uns dann entschlossen - angestoßen durch eine spontane Aktion der Chefärzte - einen Fonds zur Verfügung zu stellen, um die Mitarbeiter kurzfristig zu unterstützen. Gleichzeitig sind wir ans Generalvikariat herangetreten, damals unter Dr. Feldhoff, der uns dann einen Kredit zur Verfügung gestellt hat. Das waren damals 500 Mark pro Mitarbeiter, beziehungsweise Familienangehörigen, sodass wir kurzfristig erstmal die Notsituation überbrücken konnten.

Nebenher haben wir natürlich Medienarbeit betrieben, so gut es ging. Wir haben die Bevölkerung in unserem Veedel in Ehrenfeld aktiviert, zum Krankenhaus zu stehen, das auch sie seit vielen, vielen Jahren versorgt. Das hat auch geklappt, sodass wir eine große Demonstration organisiert haben. Wir haben die Politik mobilisiert. Lange Rede kurzer Sinn: Am Ende haben wir es geschafft, mit den Ordensschwestern zusammen. Denn die Ordensschwestern haben einen ganz wesentlichen Beitrag dazu geleistet. 

DOMRADIO.DE: Schwester Katharina Maria, Sie waren damals in der Ordensleitung. Und Sie sind ein großes Risiko eingegangen, weil Sie gesagt haben: Wir setzen unser Geld aufs Spiel, von dem wir eigentlich leben wollen - unsere Altersvorsorge.

Schwester Katharina Maria: Ja, das war ein großes Risiko für uns. Uns war es aber das Wichtigste, die Arbeitsplätze der Mitarbeiter zu erhalten und auch das katholische Krankenhaus in Ehrenfeld. Wir wollten dort unbedingt weiter tätig sein. Und deswegen haben wir uns eingesetzt und Rechtsanwälte eingeschaltet. Das Risiko war: Wir wussten überhaupt nicht, wie das für uns ausgehen würde. Wir haben das Krankenhaus dann quasi über Nacht wieder übernommen. Das war die einzige Möglichkeit. 

Knaup: Es war im Grunde genommen so, dass das Krankenhaus noch im Besitz des Deutschen Ordens war - mit Hausrecht und allem was dazugehört - wir aber die Zusage von den Ordensschwestern hatten, dass sie uns helfen wollten. Im Ergebnis war es so, dass wir dann in einer Nacht- und Nebelaktion in quasi exterritorialen Gebiet - nämlich bei den Ordensschwestern in der Klausur - allen Mitarbeitern des Hauses gesagt haben: "Wer noch bleiben will, wer mitmachen will, geht zu den Ordensschwestern, kündigt seinen alten Arbeitsvertrag und unterschreibt einen neuen. Und ab diesem Zeitpunkt hat der Deutsche Orden im Franziskushospital keine Mitarbeiter mehr." Das waren damals weit über 600 Mitarbeiter, die alle geschlossen gekündigt haben. Das ist Zusammenhalt und Miteinander, und das wirkt sich bis heute aus.


Das damalige Frauenhaus des Hospitals (Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria)

Das damalige Männerhaus des Hospitals (Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria)

Krankenhausoberin Schwester Katharina Maria (St. Franziskus-Hospital, Köln)