Internationaler Tag der Pflege

"Gute Pflege ist eine Profession"

Immer mehr Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Das stellt nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Politik vor neue Herausforderungen, findet Caritas-Pflegeexperte Rainer Schlaghecken.

Pflegekraft in der Altenpflege / © Angelika Warmuth (dpa)
Pflegekraft in der Altenpflege / © Angelika Warmuth ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wohlfahrtsverbände rufen dazu auf, den Pflege-Beruf zu stärken. Wie kann man das Berufsbild denn stärken?

Rainer Schlaghecken (Referatsleiter Pflege beim Caritasverband Düsseldorf): Indem man den Mitarbeitenden in den Pflegeberufen auch ein bisschen Selbstvertrauen und Wertschätzung gegenüber bringt. Das ist die Intention der Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein Westfalen. Nicht umsonst hat man den Tag so gewählt, dass er anlässlich des Geburtstags von Florence Nightingaile stattfindet. Sie ist vor 198 Jahren geboren und hat die professionelle Pflege entwickelt. Der Hintergrund war sich abzugrenzen von der medizinischen Versorgung und die Pflege als Profession auf eigene Beine zu stellen. Und das ist genau der richtige Weg, den wir weiterverfolgen müssen.

DOMRADIO.DE: Pflegebedürftige wollen nicht irgendwie versorgt und gepflegt werden. Nicht jeder lässt sich zum Beispiel vor dem Fernseher "parken". Was ist gute Pflege?

Schlaghecken: Gute Pflege ist zunächst eine Profession, da gehören Kompetenz und Fachwissen dazu. Die Pflegenden müssen Fähigkeiten entwickeln und das geschieht durch eine entsprechende Ausbildung im Rahmen der Krankenbeobachtung, in der Wundversorgung, im Rahmen der Mobilität. Es kann nicht jeder pflegen. Dazu gehört eine qualifizierte Ausbildung. Eine gute Pflege macht eben genau das aus, dass die wesentlichen Dinge, also die fachliche und allgemeinpflegerische Versorgung, fehlerfrei und korrekt durchgeführt werden. Ich denke, wir als Wohlfahrtspflege müssen da noch eine Schippe drauflegen, denn für uns – gerade von der Caritas – ist Pflege auch immer eine Beziehungspflege.

DOMRADIO.DE: Viele wollen möglichst lange zu Hause bleiben. Wie könnten man diese menschlichen Bedürfnisse besser berücksichtigen?

Schlaghecken: Zunächst mal muss man die Situation der Pflegebedürftigen ganz genau beleuchten. In Deutschland sind es 2,9 Millionen und von denen werden 73 Prozent zu Hause betreut. Das ist doch die allergrößte Anzahl und das wäre nicht möglich, wenn die Familien nicht einen großen Anteil an der Versorgung ihrer pflegebedürftigen und kranken Menschen leisten. Zunächst mal haben wir hier ja eine sehr gute Basis, auch fußend auf die Pflegestärkungsgesetze, die durchgesetzt worden sind.

DOMRADIO.DE: Inwieweit sind die neuen Kommunikationsformen hilfreich im Bereich der Pflege?

Schlaghecken: Ich denke im Bereich der Digitalisierung kann noch einiges geschehen, um die ambulante und häusliche Versorgung zu verbessern. Wir haben ja jetzt eine Entwicklung, dass man im digitalen Bereich eine bessere Kommunikation durch entsprechende Apps vornehmen kann. Die Robotertechnik wir dann mit Sicherheit auch irgendwann in der Pflege Einzug halten, um mechanische Vorgehensweisen und Versorgungselemente zu mechanisieren. Zentral bleibt und muss bleiben der Bezug zum Menschen, die Beziehung vom Pflegebedürftigen zur Pflegeperson. 

DOMRADIO.DE: Wie müsste die Pflegepolitik weiterentwickelt werden, um den Beruf zu stärken?

Schlaghecken: Wir brauchen eine generalistische Ausbildung. Dafür macht sich der Caritasverband stark. Ich denke, dass die Vielfalt von Ausbildungen nicht mehr zeitgemäß ist. Wir brauchen eine Ausbildung, die eine hohe Kompetenz und Fachlichkeit insbesondere auf die Versorgung von alten Menschen darstellt, denn die stellen die Mehrheit der versorgungsbedürftigen im Rahmen der Pflege dar. Das gilt nicht nur für Pflegeinrichtungen. Wenn Sie heute in ein Krankenhaus gehen, sehen sie da auch in der Regel eine Vielzahl von alten Menschen, die auch in der Krankenversorgung betreut werden müssen. Also: Wir brauchen mehr Personal und hochqualifiziertes Personal.
Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR
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