Patenschaften im Wandel

Kinder, Bäume, Wetterlagen

Der Klassiker ist die Taufpatenschaft. Doch Patenschaften gibt es längst nicht mehr nur für Kinder. Gemeinsam ist auch den neueren Formen die Idee, etwas Gutes zu tun.

Autor/in:
Maren Breitling
 (DR)

In der Kirche ist die Patenschaft klar geregelt: Die Taufe ist das erste Sakrament; mit ihr wird ein Mensch in die christliche Glaubensgemeinschaft aufgenommen. Der Taufpate soll das Kind mit den Eltern zur Taufe bringen und sie bei der christlichen Erziehung unterstützen. Die Taufpatenschaft ist wahrscheinlich die häufigste Form der Patenschaft. Inzwischen gibt es jedoch eine große Vielfalt, wofür man Pate werden kann.

So sind Kinderpatenschaften auch eine beliebte Spendenform: Ein Pate kann ein Kind irgendwo auf der Welt unterstützen. "Leider gibt es auch Erfahrungswerte, dass man mit Kinderbildern das Leid in der Ferne und die Bedürfnisse der Betroffenen gut kommunizieren kann", erklärt die Soziologin Monika Krause, die die Arbeit von Hilfswerken kritisch beleuchtet hat. Meistens handelt es sich aber um sogenannte Projektpatenschaften, nicht um die Förderung des konkret vorgestellten Kindes. Ein Problem ist Krause zufolge die undurchsichtige Finanzierung mancher Hilfswerke: "Ich wünsche mir natürlich, dass Hilfsagenturen offen darüber sind, wie die Gelder eingesetzt werden", sagt Krause.

Pate für ein Bienenvolk

Sie wünsche sich aber auch, dass Spender sachliche Entscheidungen in der Programmgestaltung von Helfern zulassen. Sie verweist auf das afrikanische Sprichwort "it takes a village to raise a child" - es braucht ein Dorf, um ein Kind aufzuziehen. Sie sieht deswegen Gemeinschaftsprojekte als eine bessere Möglichkeit als Patenschaften für ein weit entferntes Kind. Das Projekt Jeevan des katholischen Hilfswerks Misereor in Indien zeigt das: Die Helfer stärken und befähigen Dorfgemeinschaften in ländlichen Gegenden, die sich dann selbst helfen können. Bei Jeevan bauten sich die Bewohner eines Dorfs eine eigene Wasserversorgung.

Auch für Tiere kann der Mensch eine Patenschaft übernehmen, zum Beispiel für den zentralasiatischen Schneeleoparden oder ein Bienenvolk des heimischen Imkers. "Für Menschen, die schon alles haben, ist das eine gute Sache", meint Kathrin Klinkusch vom Naturschutzbund. Bei Nabu-Patenschaften bekommen die Paten zweimal im Jahr Post mit Informationen zu ihrem Projekt. Der Organisation gehe es allerdings nicht um eine personalisierte Patenschaft für ein Tier, sondern um den Erhalt der Lebensräume ganzer Tierarten.

Ein Hoch kostet 355 Euro

Das Tiefdruckgebiet "Friederike" rüttelte Anfang des Jahres mit seinen Orkanböen sicherlich auch an einigen Bienenstöcken. Benannt war es nach einer gewissen Friederike Hesse. Wer seinen Namen auf der Wetterkarte sehen will, kann auch eine Patenschaft für eine Wetterlage übernehmen. Im Jahr 2018 tragen die Tiefs weibliche Vornamen und die Hochdruckgebiete Männernamen. Zur Gleichberechtigung wechseln die Namensgeber jedes Jahr.

Das Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin vergibt die Namen. Für ein Hoch muss der Pate 355 Euro ausgeben, bei einem Tief nur 236 Euro, weil Tiefdruckwetterlagen weniger beständig sind. Mit dem Geld wird die Wetter- und Klimabeobachtung der Station in Berlin-Dahlem für Meteorologiestudenten der FU Berlin finanziert.

Die Äpfel muss der Pate pflücken

Eigene Äpfel genießen ohne die Mühen der Baumpflege - diese relativ neue Form der Patenschaft gibt es extra für Städter. Für 55 Euro im Jahr kann man sich zum Beispiel am Obsthof Axel Schuback in der Nähe von Hamburg eine Patenschaft für einen Apfelbaum kaufen. Inklusive Arbeit als Erntehelfer, denn die Äpfel muss der Pate selbst pflücken.

Rechnet man den Preis der Patenschaft um, so zahlt der Pate rund 2,50 Euro für ein Kilo Äpfel - also ähnlich viel wie im Supermarkt. Das Abenteuer der Ernte aber gibt es gratis. Für den Bauern ist das ein gutes Geschäft: Er hat weniger Arbeit für einen guten Preis.

"Kabbeln" ist noch frei

Menschen mit Liebe für die deutsche Sprache sei dagegen eine Patenschaft für Wörter nahegelegt. Iris Berben hat es getan und Ikea Deutschland: Sie sind Paten für Wörter geworden - in den beiden Fällen "Silberhochzeit" und "Einrichtungskompetenz»" Derzeit gibt es noch freie Patenwörter, wie zum Beispiel "Finanzkatastrophe" oder "kabbeln". Die Patenschaft kostet einmalig 33 Euro für den Verein Deutsche Sprache e.V.

Ziel der Aktion sei es, "die Öffentlichkeit auf die Vielfalt, Einzigartigkeit und Schönheit der deutschen Sprache aufmerksam zu machen". Zudem solle durch Vorschläge die größte Datenbank der deutschen Sprache aufgebaut werden.

Was "Der Pate" wohl dazu sagen würde? Die Filmtrilogie des US-amerikanischen Regisseurs Francis Ford Coppola machte Orte wie Corleone berühmt. Zum Mafiaboss werden und seinen Feinden abgetrennte Pferdeköpfe ins Bett legen, ist aber nicht jedermanns Sache. Eine Italien-Reise oder ein Filmabend mit dem Klassiker ist allemal besser.


Quelle:
KNA