Hilfsorganisation sieht bei WHO Unabhängigkeit in Gefahr

Keine Dienerin

Die Weltgesundheitsorganisation könnte 70 Jahre nach Gründung ihre Unabhängigkeit verlieren. Das befürchtet das Hilfswerk medico international. Benötigt werde eine unabhängige WHO, die auch Konflikte mit der Wirtschaft nicht scheue.

Fahne der WHO / © Jens Kalaene (dpa)
Fahne der WHO / © Jens Kalaene ( dpa )

Das erklärte die Menschenrechtsorganisation medico international am Mittwoch in Frankfurt. Nach Angaben von medico international kann die WHO über die Pflichtbeiträge ihrer 194 Mitgliedsländer nur noch 20 Prozent des Jahresbudgets bestreiten. Daher sei eine konsequente Anhebung der Pflichtbeiträge notwendig; eine 2017 durchgeführte Erhöhung um drei Prozent sei "reine Kosmetik".

Ungesicherte Finanzierung

Aufgrund ihrer ungesicherten Finanzierung gerate die WHO zunehmend in die Abhängigkeit von freiwilligen Zuwendungen wie der Stiftung des US-amerikanischen Unternehmers Bill Gates. "Dies ermöglicht es externen Akteuren, massiv Einfluss auf die Ausrichtung der WHO zu nehmen" kritisierte der medico-Gesundheitsexperte Andreas Wulf.

Unter diesen Bedingungen sei eine angemessene Antwort auf die großen gesundheitlichen Herausforderungen wie globale Epidemien oder die wachsende Resistenz gegen Antibiotika nicht möglich. Zudem sabotierten Regierungen der Industrienationen mit Freihandelsabkommen grundlegende Errungenschaften der WHO wie das völkerrechtlich bindende Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs von 2003.

Sonderorganisation der Vereinten Nationen

Die WHO dürfe aber weder Dienerin noch Dienstleisterin der Wirtschaft oder ihrer Mitgliedsstaaten sein, wenn sie weiterhin als die "führende und koordinierende Institution der Weltgesundheit" verstanden werden wolle.

Die WHO wurde am 7. April 1948 als Sonderorganisation der Vereinten Nationen gegründet. Im Gedenken daran wird jedes Jahr am 7. April der Weltgesundheitstag gefeiert. Für die WHO mit Sitz im schweizerischen Genf arbeiten nach eigenen Angaben mehr als 7.000 Menschen unter anderem daran, internationale Gesundheitsmaßnahmen zu koordinieren, medizinische Forschung zu unterstützen und Soforthilfe bei Katastrophen zu leisten. Ihr gehören 194 Mitgliedstaaten an.


Quelle:
KNA